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Im Eiltempo nach Dresden

Sachsen legt Korridore für Radschnellwege fest. Zwei Routen sollen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge verlaufen.

Von Gunnar Klehm
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Auf welchem Weg gelangen Radfahrer am schnellsten von Pirna oder Freital nach Dresden? Das wird jetzt untersucht.
Auf welchem Weg gelangen Radfahrer am schnellsten von Pirna oder Freital nach Dresden? Das wird jetzt untersucht. © Daniel Schäfer

In weniger als einer Stunde vom Pirnaer Marktplatz in die Dresdner City - mit dem Fahrrad. Das soll ein Radschnellweg möglich machen. In der Radschnellwege-Konzeption des Freistaates Sachsen ist nachzulesen, wo es Potenzial für solche Strecken mit bis zu 15 Kilometern Luftlinie gibt.

Dabei haben sich elf Korridore herauskristallisiert. Dazu gehören die Verbindungen Freital-Dresden sowie Pirna-Heidenau-Dresden. Das sächsische Verkehrsministerium hat nun eine Arbeitsgruppe Radschnellwege initiiert, in der nun der fachliche Austausch stattfinden soll.

Welche Verbindungen haben Potenzial?

Die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) hält Radschnellwege dort für angebracht, wo ein Aufkommen von 2.000 Radfahrern pro Tag zu erwarten ist. Das legt nahe, dass Radschnellwege erst einmal in Ballungsräumen wie Dresden oder Leipzig geeignet wären.

Voraussetzung ist weiterhin, dass es zum einen ausreichend Wohnstandorte gibt, auch Quellverkehr genannt. Zudem werden oft angefahrene Ziele wie Arbeitsplätze, Universitäten, Schulen, Bahnhöfe sowie Einkaufs- und Freizeiteinrichtungen betrachtet.

Wichtiges Kriterium sind die Pendlerströme. Zur Bewertung wurde die Statistik der Bundesagentur für Arbeit zu sozialversicherungspflichtig beschäftigten Aus- und Einpendlern von 2015 herangezogen. 

© SZ Grafik

Was spricht für Freital und Pirna?

Für die elf Korridore, die sämtliche Kriterien der Vorauswahl erfüllten, wurde bereits ein Nutzwert analysiert. Dabei erzielte Coswig-Radebeul-Dresden die höchste Punktzahl vor Pirna-Heidenau-Dresden. Freital-Dresden landet dabei im Mittelfeld, weil die Route beim Bevölkerungspotenzial nicht ganz mithalten kann. Pirna und Freital sind zwar ähnlich groß. Beim Pirnaer Korridor kommt aber noch Heidenau hinzu. Für Pirna-Dresden spricht außerdem die Netzverbindung zum Elberadweg und der Überlagerung der Strecken Pirna-Dresden und Heidenau-Dresden. 

Am Korridor Freital-Dresden wurde ein hohes innerstädtisches Arbeitsplatzpotenzial erkannt. Bei den überörtlichen Pendlerströmen liegen Coswig-Dresden und Radeberg-Dresden aber noch höher. 

Bei einem passenden Gelände für einen Radschnellweg, der Topografie, schneidet der Korridor Freital-Dresden jedoch schlechter ab als andere. Das dürfte auch der Grund sein, warum die Reisezeit-Ersparnis - etwa zum jetzigen Radweg durch den Plauenschen Grund - als nicht sehr hoch eingeschätzt wird.

Dem Korridor Pirna-Heidenau-Dresden wird ein sehr hohes Verlagerungs-Potenzial attestiert. Das bedeutet, dass damit gerechnet wird, dass viele Autofahrer im sogenannten motorisierten Individualverkehr aufs Fahrrad umsteigen würden, wenn es einen Radschnellweg geben würde.

Was ist das Wesen von Radschnellwegen?

Es ist eine überörtliche Verbindung zwischen 5 und 15 Kilometern. Die Strecke soll eine mittlere Reisegeschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde ermöglichen. Das bedeutet, dass möglichst wenige Halte an Kreuzungen erforderlich sind. Stattdessen soll "ein durchgängig sicheres und komfortables Fahren mit hohen Geschwindigkeiten ermöglicht werden", wie es in der Radschnellwege-Konzeption heißt. 

Außerorts sollen Radschnellwege in der Regel breiter als vier Meter sein, um ein Überholen in beiden Richtungen zu ermöglichen. Innerorts kann die Breite variieren.

Die Bedeutung solcher schnellen Verbindungen wächst insbesondere mit der immer stärkeren Verbreitung von Elektrofahrrädern. Wichtig ist zudem, dass die Schnellwege eine Reisezeit-Ersparnis zu bestehenden Radwegen bringen. In Sachsen gibt es noch keine Schnellwege. International sammelt jetzt die Niederlande erste Erfahrungen damit.

Was nützt die Konzeption?

Die Radschnellwegekonzeption ist die Voraussetzung für Machbarkeitsstudien und Planungen konkreter Linien- und Routenführungen. Zudem ist sie ein Kriterium, um Fördermittel vom Bund zu erhalten.

Von Baumaßnahmen ist der Landkreis allerdings noch weit entfernt. Im Landratsamt konzentriert man sich erst mal auf die Konzeption eines Netzes für herkömmliche Radwege. Die Planung soll bis Ende dieses Jahres fertig sein. "Das schließen wir eher ab als Sachsen die für Schnellwege", sagte Peter Woinar vom Planungsbüro ISUP kürzlich bei einer Informationsveranstaltung. Die Planer wurden vom Landkreis beauftragt.

Diese Landkreis-Konzeption werde dann, wenn nötig, an die jeweiligen Verknüpfungspunkte der Radschnellwege angepasst. Zudem sei auch nicht der Landkreis für innerstädtische Planungen von Radwegen zuständig. Ohne die Städte geht also bei den Korridoren Freital-Dresden oder Pirna-Heidenau-Dresden nichts.

Der Freistaat wird im letzten Arbeitsschritt seiner Radschnellwege-Konzeption eine überschlägige Kostenschätzung für jede Verbindung erstellen. Aktuell werden noch zwei Millionen Euro je Kilometer vom Verkehrsministerium angesetzt.

Wird der Elberadweg ausgebaut?

Derzeit ist der Elberadweg die beliebteste Strecke von Radfahrern im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Das gilt sowohl für Touristen wie für Einheimische. Zu Stoßzeiten wird es dort jetzt schon eng. 

Zudem bringe ein Ausbau kaum Reisezeitverkürzung - Radfahrer müssen auf dem Elberadweg stets auf Fußgänger und andere Rücksicht nehmen. Dagegen sind Rad- und Fußverkehr auf Radschnellwegen stets getrennt zu führen. Deshalb sollen alternative Routen betrachtet werden.

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