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Im Basta wird gestrickt

Heute Abend treffen sich im Jugendkulturzentrum auf der Hotherstraße Selbermach-Fans. Könner werden noch gesucht.

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Von Ines Eifler

Stricken ist aus der Mode gekommen? Oder nur etwas für alte Omis? Ganz und gar nicht. Ausgerechnet im Basta, dem Ort alternativer Jugendkultur schlechthin in Görlitz, wird die Tradition seit einigen Monaten neu belebt. Zum dritten Mal lädt Juliane Löschner, die Vorstandsvorsitzende des Holzwurm-Vereins, heute Abend zu einem öffentlichen Strickzirkel ein. „Ich wünsche mir einfach, dass dabei Leute, die schon gut stricken können, und Leute, die es lernen wollen, zusammenkommen.“

Sie hatte die Idee dazu, weil sie es schön findet, Kleidungsstücke selbst zu machen und sie dann auch selbst zu tragen. „So was scheinen heute nur noch wenige zu machen“, sagt die 25-Jährige, „aber es wäre schade, wenn die Idee des „Do it yourself“ verloren geht.“

Dass Jugendkultur und Stricken nicht zusammenpassen sollen, kann Juliane Löschner nicht empfinden. „Für mich ist das kein Widerspruch“, sagt sie. „Als das Basta gegründet wurde, haben die Leute hier ja auch alles selber gemacht und alles so gestaltet, wie es ihnen gefiel.“

Sie selber sieht sich noch am Anfang ihrer Strickkarriere. Nachdem sie sich vor fünf Jahren von ihrer Oma zeigen ließ, wie man aus Fäden Maschen und aus Maschen ein größeres Stoffstück macht, strickte sie erst einen bunten Topflappen für ihren Vater, dann einen Schal und schließlich eine vier Quadratmeter große Tagesdecke, für die sie ein halbes Jahr brauchte. Aber sie möchte auch gern schwierigere Sachen stricken können, Socken zum Beispiel oder einen Pullover. Erfahrene Strickkünstler, die ihr das hätten beibringen können, sind zu den beiden ersten Strickterminen im Basta nicht gekommen. „Wir waren leider jeweils nur zu viert und alles eher Anfänger“, sagt die Basta-Chefin. Immerhin sei beim letzten Mal aber auch ein Mann dabei gewesen, der das Stricken lernen wollte.

Juliane Löschner findet nicht nur Stricken als Form des Selbermachens gut, sondern zum Beispiel auch das sogenannte Upcycling. Hier wird Abfall anders als beim Recycling nicht wiederverwendet, sondern aufgewertet. Aus einem Tetrapack hat sie schon mal ein Portemonnaie gemacht, genau wie aus einem Fahrradschlauch, und gerade ist sie dabei, aus alten Tonkassetten einen Lampenschirm zu bauen. „Zusammengeklebt und in mehreren Reihen aneinandergebunden, sehen sie fast wie ein Kronleuchter aus.“

Auch Upcycling war schon mal Thema einer Workshop-Reihe im Basta, die aber wieder eingestellt wurde, weil nicht genügend Leute kamen. Beim Strickzirkel hat Juliane Löschner aber noch Hoffnung. „Unsere ersten beiden Termine lagen an Wochenenden. Vielleicht kommen mehr Leute, wenn wir die Veranstaltung jetzt mitten in der Woche anbieten, mal sehen.“ Prinzipiell ist heute Abend vorerst die letzte Möglichkeit, im Basta zu stricken. „Zu Frühling und Sommer passt das nicht mehr so“, sagt Juliane Löschner. Ab Herbst soll es dann wieder neue Termine geben.

Stricken im Basta, Hotherstraße 25, heute 18 Uhr, Eintritt frei, Nadeln verschiedener Größen und Wolle vor Ort