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Heidenaus kleinster Imbiss im alten Waschhaus

Der Hof. Das Erbe. Die Idee. Brigitte Förster und Mike Ruzika wollen sich und andere, mit ihrer Küche glücklich machen.

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Von Heike Sabel

Dreieinhalb mal zweieinhalb Meter und fertig ist die Küche. Nirgends ist vorgeschrieben, wie groß eine sein muss, um darin Schnitzel zu braten, Kuchen zu backen, Brötchen zu belegen und das alles zu verkaufen. Herd, Kühlschrank, Waschgelegenheit und sogar eine Kühltheke haben Platz. Es ist gemütlich, ordentlich, praktisch.

Kleine Küche ganz groß: Brigitte Förster und Mike Ruzika kochen und backen in ihrer Hofküche. Fotos: Katja Frohberg
Kleine Küche ganz groß: Brigitte Förster und Mike Ruzika kochen und backen in ihrer Hofküche. Fotos: Katja Frohberg

Die wohl kleinste öffentliche Küche Heidenaus entstand im Hof des ehemaligen Waschhauses und heißt deshalb auch Hofküche. Der Name ist so simpel wie naheliegend, sagen die beiden. „Er passt einfach.“ Und er ist sogar noch etwas doppelsinnig. Hofküche, weil es eben die Küche übern Hof ist. Man könnte aber auch an etwas Königliches denken. Warum nicht, sagen Brigitte Förster und Mike Ruzika. Hauptsache, die Leute kommen.

Angebote auf Schiefertafeln

Einer der ersten Gäste war Sven Städtler. Seither kommt er immer wieder. Des immer frisch gebackenen Kuchens und der knusprigen Schnitzel wegen. Dass die erste Plastegabel daran zu Bruch geht, ist für ihn kein Argument gegen die Gabel, sondern für das Schnitzel. Mal kommt Sven Städtler zum zweiten Frühstück, mal zum ersten Mittag.

Jeden Tag schauen einige neue Gäste rein, sagt Brigitte Förster. „Wenn sie dann wieder kommen, freue ich mich.“ Die ersten Vorbestellungen hatte sie auch schon. Fünf Schnitzel mit Kartoffelsalat. Dafür steht die ehemalige Kellnerin früh um 5 Uhr in ihrer Küche übern Hof. Ein halbes Jahr haben sie und ihr Lebensgefährte Mike Ruzika sich Zeit gegeben, um zu testen, ob die Küche funktioniert und angenommen wird. Wenn nicht, dann haben wir Pech, es aber probiert, sagen sie und tun alles dafür, dass sie kein Pech haben. Zum Beispiel mit vielen netten Details.

Einen Tag vor der Eröffnung fand Brigitte Förster auf dem Boden ihrer Mutter noch die alten Schiefertafeln. Irgendwann mal übriggeblieben. Deshalb die verschiedenen Formen und Größen. Jetzt dienen sie als Angebotstafeln, auf die Brigitte Förster mit Kreide geschrieben hat, was es gibt. Neben dem Standardangebot gibt es immer wieder frische Salate, Suppen und Kuchen, Radieschensalat, Käse-Lauch-Salat und Kirschkuchen zum Beispiel. Auf dem Fensterbrett stehen die Kräuter, Basilikum, Petersilie und Kerbel. „Man soll sehen, dass wir selbst und frisch kochen und zubereiten“, sagt Brigitte Förster.

Grüße aus dem Kolonialwarenladen

Das Grundstück auf der Pirnaer Straße hat Tradition in Sachen Handel. Die Oma von Mike Ruzika führte hier im Vorderhaus lange ein Kolonialwarengeschäft. Da gab es Tabakwaren und Konserven, Senfgurken aus dem Fass und „Feinsten Tafelessig“. Der Behälter dafür steht jetzt als Blumenvase vor dem Eingang zur Hofküche.

Das Holzschild „Zur Hofküche“ überm Eingang mit Kaffeetasse und auf die Gabel gespießter Wurst wurde mehrmals übermalt, bevor die Wurst richtig auf die Gabel passte und eingebrannt werden konnte. Sie sollte schließlich Appetit machen, sagt Mike Ruzika und betrachtet zufrieden sein einladendes Werk.

Es geht auf die Mittagszeit zu. Zwischen halb Eins und halb, dreiviertel zwei wollen die Gäste was Warmes. Manchmal auch länger. Brigitte Förster hat immer noch was auf dem Ofen stehen. Eine Frau und ein Mann kommen auf einen Kaffee. Sie haben schon Bonuskarten und lassen sie sich rasch abstempeln. Zum essen haben sie heute keine Zeit, für den Kaffee sind sie dankbar und schon wieder weg.

Brigitte Förster überlegt, was sie morgen kocht und bäckt und brät. Möhreneintopf vielleicht oder Soljanka. „Die geht immer.“ Und bevor die Kirschenzeit vorbei ist, nochmal einen Kuchen. Sven Städtler reserviert schon mal ein Stück. Und wenn die Plastegabel gegen die Streusel verliert, „nehme ich eben die Finger“.