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Genug Aufträge da – Firma muss trotzdem schließen

Freital. Für den zahlungsunfähigen Traditionsbetrieb Bay Eurokessel (ehemals Schüttguttechnik) gibt es offenbar keine Hoffnung.

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Von Domokos Szabó

Lange Gesichter gestern bei der Bay Eurokessel GmbH in Freital-Birkigt. Der Anlagenbauer, seit 2003 bereits zum zweiten Mal insolvent, steht endgültig vor dem Aus. Auch die weiterführenden Verhandlungen mit einem Investor sind gescheitert. Darüber hat der Insolvenzverwalter am Dienstag den Betriebsrat informiert. Ende Februar sollen 58Mitarbeiter ihren Job und zwei Lehrlinge ihren Ausbildungsplatz verlieren.

Die Belegschaft reagiert mit Unverständnis. „Früher sind wir den Aufträgen hinterhergerannt, heute kommen sie zu uns“, sagt Betriebsratschef Harald Wiskandt. In der großen Produktionshalle herrscht emsiges Treiben, gerade werden Filteranlagen für Saudi-Arabien fertiggestellt. Größter Auftraggeber ist RWE. Der Energiekonzern lässt in Freital Anlagenteile erneuern. Besonders stolz sind die Freitaler auf ihr Know how, das sie in den letzten Jahrzehnten erwarben. „Arbeit ist genug da“, sagt Wiskandt.

Was fehlt, ist allerdings Kapital. Bis zuletzt hat sich ein schweizer Finanzinvestor für die Übernahme des gesamten Unternehmens samt Belegschaft interessiert. Ein Angebot der Schweizer wurde jedoch von der Hauptgläubigerin, der Deutschen Bank, bereits im November als „unzureichend“ abgelehnt. Dennoch sollte der Interessent die Möglichkeit bekommen, ein „substanzhaltigeres Betriebskonzept“ zu erarbeiten, wie es in einem Schreiben von Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk(SPD) an Gewerkschafter von der IG Metall heißt. Diese haben sich vehement für den Erhalt der Arbeitsplätze stark gemacht.

Aus Sicht des Betriebsrates wäre selbst ein Finanzinvestor, der Firmen kauft, aufpäppelt und weiterveräußert, besser als nichts gewesen. Für den Misserfolg macht der die Deutsche Bank verantwortlich, räumt aber ein, zu wenig über die Hintergründe zu wissen. Laut Insolvenzverwalter Bruno Kübler gab es seit November kein neues Signal mehr von der Bank. Zuletzt sei es vielmehr um eine Landesbürgschaft gegangen. Voraussetzung dafür: Nachbesserungen im Konzept. Doch die lagen auch am Dienstag nicht vor. Damit sei die Zeit für die Prüfung der Bürgschaft davongelaufen. Kübler hatte den Mitarbeitern schon im alten Jahr zum 28.Februar 2007 gekündigt, weil er keine Perspektive mehr sah, die Produktion weiterzuführen.

Vor dem Hintergrund der Unwägbarkeiten sei schließlich der Investor von sich aus abgesprungen, so Kübler. Das Areal soll nun samt den Maschinen versteigert werden. Eine Auffanggesellschaft für die Mitarbeiter wird es nicht geben – dafür fehle das Geld.