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Einmal Urlaub machen wie ein Schlossherr

Das Rittergut Prossen ist fertig saniert. Die Bauherren schaffen den Spagat zwischen Historie und Moderne.

Von Dirk Schulze
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Schloss Prossen in neuem Glanz: Die Außenanlagen werden in den kommenden Tagen noch hergerichtet, im Inneren sind insgesamt elf hochwertige Suiten und Ferienapartments entstanden.
Schloss Prossen in neuem Glanz: Die Außenanlagen werden in den kommenden Tagen noch hergerichtet, im Inneren sind insgesamt elf hochwertige Suiten und Ferienapartments entstanden. © Foto: Daniel Schäfer

Wer das weiß getünchte Kreuzgewölbe im Erdgeschoss des alten Ritterguts betritt, der kann sich kaum vorstellen, wie es hier bis vor nicht allzu langer Zeit noch ausgesehen hat. Rostige Rohre durchzogen die Räume, Kohlenstaub lag in der Luft. Das jahrhundertealte Gewölbe wurde zuletzt als Kohlenkeller genutzt. Dabei handelt es sich hier um den ältesten und kunsthistorisch bedeutendsten Teil des Gebäudes. Das wurde beim Freilegen der Wandmalereien deutlich, die aus der Zeit der Renaissance um 1570 stammen.

Künftig dient das Gewölbe als Empfangsbereich der neuen Ferienresidenz Schloss Prossen. In knapp zwei Wochen werden die ersten Gäste anreisen, sagen die Eigentümer Torsten und Jutta Wiesner. Die Eheleute haben das gut drei Kilometer elbabwärts von Bad Schandau gelegene Gut 2015 gekauft und es seitdem mit immensem Aufwand sanieren lassen. Es war der Ausblick vom Balkon, der damals den Ausschlag gab, das Megaprojekt anzugehen. Er fällt das kräftiggrüne Elbtal hinab auf den Hang des Liliensteins und die dahinterliegende Festung Königstein. Er war schon als Kind beinahe jedes Wochenende mit seinem Vater im Elbsandsteingebirge klettern, sagt der heute 50-jährige Torsten Wiesner. Seit längerem war das Ehepaar, das in Dresden zwei Apotheken betreibt, auf der Suche nach einem Feriendomizil in der Sächsische Schweiz. Das alte Rittergut in Prossen war eigentlich eine Nummer zu groß für ihre Pläne. Das Nutzungskonzept konnte dann aber Banken und Fördermittelgeber überzeugen. Insgesamt flossen über drei Millionen Euro in die Sanierung, rund ein Drittel davon als Fördergelder für die Denkmalsanierung und die Schaffung von drei neuen Arbeitsplätzen.

Die Stuckdecke von 1693 gilt als eine der am besten erhaltenen in Sachsen. Foto: Daniel Schäfer
Die Stuckdecke von 1693 gilt als eine der am besten erhaltenen in Sachsen. Foto: Daniel Schäfer © undefined
Blickfang: der reich verzierte Kachelofen im Gartensaal. Foto: Daniel Schäfer
Blickfang: der reich verzierte Kachelofen im Gartensaal. Foto: Daniel Schäfer © undefined
Die Eigentümer Torsten und Jutta Wiesner im Kaminsaal im Obergeschoss. Foto: Daniel Schäfer
Die Eigentümer Torsten und Jutta Wiesner im Kaminsaal im Obergeschoss. Foto: Daniel Schäfer © undefined

Während der Bauarbeiten folgte dann eine Hiobsbotschaft auf die andere. Der Dachstuhl musste komplett neu aufgesetzt werden, die Decke zwischen Obergeschoss und Dachgeschoss war nach einem alten Wasserschaden schon teilweise eingebrochen. „Wir mussten wirklich jeden Balken anfassen“, sagt Torsten Wiesner. 186 der Holzträger wurden gewechselt. Beim Öffnen der Wände und Böden kamen aber auch immer wieder historisch wertvolle Überraschungen zum Vorschein. Etwa im Kaminsaal, in dem die Handwerker unter zwei Schichten Parkett eine Dielung aus dem 17. Jahrhundert entdeckten. In mühsamer Fleißarbeit wurden die Hölzer ausgebaut, restauriert und wieder hineingepuzzelt. Oder die Malereien und Ornamenten, die sich unter unzähligen Farbschichten und abgehängten Decken verbargen.

In seiner langen Historie war das Rittergut Prossen ein adliges Herrenhaus und Sitz der Gerichtsbarkeit, zuletzt Gemeindeverwaltung, Schule und Kindergarten. „Wir haben versucht, das Haus zu verstehen und es auf eine Weise ins 21. Jahrhundert zu überführen, die ihm angemessen ist“, sagt Architekt Tom Schoper. Das ist zweifellos gelungen. Die teils dreifach unterteilten Räume haben ihre ursprünglichen Grundrisse zurückerhalten. Entstanden sind drei großzügige Suiten mit Elbblick und acht weitere Ferienappartements, dazu zwei Gemeinschaftssäle, allesamt ausgestattet mit modernster Technik und maßgefertigtem Mobiliar, von letzterem eher weniger als mehr. „Der Raum soll wirken“, sagt Torsten Wiesner. Und er wirkt. Der herausragende Blickfang ist eine Stuckdecke von 1693 in der Suite im Obergeschoss. Sie gilt Denkmalpflegern zufolge als eine der besten erhaltenen Stuckdecken des Hochbarock in Sachsen. Die Vermietung der Apartments für Feriengäste läuft jetzt an, perspektivisch können in den kommenden Jahren auch öffentliche Kammerkonzerte, Lesungen oder Filmabende im Schlossgarten folgen.

www.schloss-prossen.de

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