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Eine Chance für die alte Schmiede

Das Umgebindehaus ist eins der ältesten Gebäude in Obergurig. Jetzt soll es gesichert werden. Die Entscheidung fiel knapp aus.

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© Uwe Soeder

Obergurig. Hier gibt es viel zu tun: Am Umgebindehaus an der Schulstraße von Obergurig bröckelt die Fassade, und an der Giebelseite stützt sich das Obergeschoss bereits auf provisorische Ständer. Das Haus mit der angebauten Schmiedewerkstatt steht seit Jahren leer – und hat in den letzten Wochen für viel Diskussion im Ort gesorgt.

Ein Blick in die Blockstube: Sie ist das Herzstück eines jeden Umgebindehauses.
Ein Blick in die Blockstube: Sie ist das Herzstück eines jeden Umgebindehauses. © Uwe Soeder
Ein Blick in die Schmiedewerkstatt: Bis Anfang der 1990er-Jahre wurde hier noch gearbeitet.
Ein Blick in die Schmiedewerkstatt: Bis Anfang der 1990er-Jahre wurde hier noch gearbeitet. © Uwe Soeder

Denn die Gemeinde musste entscheiden, ob sie sich um das Gebäude kümmert oder nicht. Befürworter und Kritiker trugen in mehreren Gemeinderatssitzungen engagiert ihre Argumente vor. Vorletzte Woche nun hat der Gemeinderat – äußerst knapp mit acht Ja- und sieben Nein-Stimmen – entschieden: Demnach wird noch in diesem Jahr eine Notsicherung erfolgen. Bürgermeister Thomas Polpitz (CDU) ist froh über das Ergebnis. Er hatte sich bereits in der Diskussion dazu bekannt, dass die Gemeinde Verantwortung für den Erhalt des Hauses, das eins der ältesten in Obergurig ist, übernehmen sollte. Doch es gab auch eine ganze Reihe Gegner. Lutz Kieschnick (Alternative für Obergurig) zum Beispiel, sieht auf die Gemeinde ein nicht kalkulierbares Risiko zukommen, wenn sie sich des Hauses annimmt.

Sperrvermerk für die Schmiede

Eigentlich war das auch nicht geplant. Vielmehr hatte der Holzhausverein Bautzen, der mit dem Radlerhäusel gegenüber von der Wassermühle bereits ein Umgebindehaus im Ort saniert hat, die alte Schmiede von den Erben des letzten Bewohners übernommen. Doch der Verein ging in die Insolvenz. Allerdings hatte Polpitz – ohne Gemeinderatsbeschluss, was ihm viele ankreiden – einen Optionsvertrag unterzeichnet, wonach die Gemeinde in solch einem Fall einspringt und das Haus für 6 000 Euro kauft. Im Frühjahr schoben die Gemeinderäte einem möglicherweise vorschnellen Agieren jedoch erst einmal einen Riegel vor und versahen die im Gemeindehaushalt eingeplanten Mittel für die Schmiede mit einem Sperrvermerk. Der ist nach der knappen Entscheidung nun aufgehoben. „Von außen sieht es anders aus, aber das Haus hat eine erstaunlich gute Substanz“, sagt Polpitz. „Drinnen ist alles trocken, sogar der Keller. Auch die Balkenköpfe sind in Ordnung“, zeigt Bauhofleiter Udo Brosig beim Rundgang durch das Gebäude, das im Türstock die Jahreszahl 1810 trägt. Das habe wohl schließlich auch einige Gemeinderäte zum Umdenken veranlasst.

Fördermittel beantragen

Die für ein Umgebindehaus typische Blockstube ist gut erhalten, und in der früheren Schmiede stehen noch die alten Gerätschaften. Dennoch: Für die Standsicherheit des Hauses muss dringend etwas passieren. Dass auf der Giebelseite das Fachwerk abgefangen wird, hat noch der Holzhausverein veranlasst. Auch im Inneren tragen Stützen das Dach, damit es die Außenwand nicht weiter nach außen drückt. Die provisorischen Stützen am Giebel müssen nun durch die für Umgebindehäuser typischen und fachmännisch hergestellten Säulen ersetzt werden. Für diese Notsicherung will die Gemeinde über die Umgebindehausstiftung bereits in Aussicht gestellte Fördermittel beantragen und die Arbeiten noch in diesem Jahr veranlassen.

Wie es danach weitergeht, steht noch nicht fest. „Ich bin da guter Dinge, aber es wird nicht von heute auf morgen gehen“, sagt Polpitz. Um viele einzubeziehen, die am Erhalt der alten Schmiede interessiert sind, und auch um Spenden einsammeln zu können, soll ein Förderverein gegründet werden. Wahrscheinlich schon im September. Auch für die Sanierung der Alten Wassermühle hatte sich ein Förderverein gebildet – und ein paar Jahre später nach erfülltem Zweck wieder aufgelöst.

Für die Schmiede gibt es bereits erste Ideen für eine Nutzung. Im Umgebindehaus könnten Übernachtungsmöglichkeiten entstehen. Die Gastwirtin der „Alten Wassermühle“ hat bereits mitgeteilt, dass sie sich vorstellen kann, diese in Verbindung mit der Gaststätte zu betreiben. Und der Heimatverein möchte gern die Schmiede als Museum beleben. Denn neben Amboss und anderen schweren Gerätschaften sind auch alle weiteren Werkzeuge noch vorhanden. Der Verein hatte sie vor einigen Jahren als Dauerleihgabe von Nachfahren des letzten Schmieds bekommen. Möglich wäre auch, dass ein neuer Besitzer das Haus übernimmt.Auf ein Wort