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Dresdens Kampf gegen Wohnungsmangel

Eine günstige Bleibe zu finden, ist schwierig. Was nun getan werden soll.

Von Sarah Herrmann
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Am Postplatz sind zahlreiche neue Wohnungen entstanden. Allerdings sind die Mieten sehr hoch.
Am Postplatz sind zahlreiche neue Wohnungen entstanden. Allerdings sind die Mieten sehr hoch. © René Meinig

Es ist ein Thema, das den Dresdnern besonders wichtig ist: Laut der aktuellen Bürgerumfrage der Stadt Dresden vom zweiten Quartal dieses Jahres bewegt das Thema Wohnen die Anwohner sehr, nur Bildung ist ihnen noch wichtiger. Die Suche nach günstigem Wohnraum hat in den vergangenen Jahren an Relevanz zugenommen. Schätzten 2012 nur 25 Prozent der Befragten das Thema als wichtig ein, sind es mittlerweile 40 Prozent. Was sie denken und was sich auf dem Wohnungsmarkt tut.

Wie schätzen die Dresdner den Wohnungsmarkt ein?

Der Großteil der Befragten ist unzufrieden mit der Lage in Dresden. Der Aussage "Es ist leicht, eine günstige Wohnung zu finden" stimmen 76 Prozent überhaupt nicht oder eher nicht zu. Nur 18 Prozent können die These ganz oder eher bejahen. Der Rest enthält sich. Über Dreiviertel der Dresdner hält es also für schwierig, eine  günstige Wohnung in der Stadt zu finden. Dieser Trend zeige sich auch in anderen Städten, insbesondere in Konstanz, Stuttgart, Köln, Frankfurt, Freiburg und Darmstadt, wie die Stadt in der Kommunalen Bürgerumfrage schreibt. Dort hätten sogar 90 Prozent der Befragten die Lage als kritisch eingeschätzt.

Sind die Mieten in Dresden denn so hoch?

Im bundesweiten Vergleich nicht. Nach Angaben der Empirica-Preisdatenbank liegt die durchschnittliche Angebotsmiete in Dresden bei 7,76 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter. Dabei werden nur Wohnungen auf dem freien Wohnungsmarkt in die Analyse einbezogen, Bestandsmieten spielen keine Rolle. Zum Vergleich: In München müssen  mit 17,51 Euro die höchsten Mieten bezahlt werden, in Frankfurt am Main sind es 13,86 Euro und in Stuttgart 13,32. 

Allerdings sind die Mieten in den vergangenen Jahren auch in Dresden stark gestiegen,  seit 2012 um 24 Prozent. Außerdem liegen die Preise für Neubauwohnungen meist deutlich höher. 2017 wurden hier nach Angaben der Stadt im Schnitt 10,34 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter fällig. Heute dürfte der Wert weiter gestiegen sein, wie ein Blick auf aktuelle Bauprojekte zeigt. So kostet eine 1,5-Raumwohnung  mit 49 Quadratmetern am Postplatz 684 Euro - das sind 14 Euro pro Quadratmeter. Preise, die in dieser Größenordnung auch in anderen Neubauprojekten - wie im Mika-Quartier in der Flutrinne - normal sind.

Welche Stadtteile sind teuer, welche günstig?

Innerhalb der Stadt unterscheiden sich die Mietpreise teils deutlich. Die neusten Werte der Stadt sind von 2018. Die höchsten Mieten werden demnach mit 9,21 Euro pro Quadratmeter in der Altstadt fällig, in Loschwitz werden im Schnitt 9,10 Euro pro Quadratmeter gezahlt. Die günstigsten Wohnungen gibt es in Leuben. Dort zahlen die Bewohner 7,13 Euro, in Prohlis 7,21, wie Stadtsprecherin Anke Hoffmann auf SZ-Anfrage mitteilte.

Was wird gegen das Problem unternommen?

Die Stadt setzt vor allem auf den Bau von Sozialwohnungen. Dafür wurde extra eine neue kommunale Wohnungsbaugesellschaft gegründet. Die WID (Wohnen in Dresden) soll bis 2025 möglichst 2.500 Sozialwohnungen anbieten. Allerdings mussten bereits jetzt einige Projekte verschoben werden, weil die Auftragsbücher der Handwerker dank des Bau-Booms prall gefüllt sind. Außerdem müssen zunächst weitere Grundstücke für die WID gefunden werden, damit das Ziel eingehalten werden kann.

Daneben sollen auch private Investoren möglichst viele Sozialwohnungen bauen. Seit 2017 wird dies gefördert. In diesen Jahren sind 389 Wohnungen für Menschen mit Berechtigungsschein entstanden. Für künftige Investoren gilt aber das kooperative Baulandmodell, das der Stadtrat kürzlich beschlossen hat. Demnach müssen Investoren 30 Prozent Sozialwohnungen anbieten, wenn für das zu bebauende Grundstück ein Bebauungsplan vorliegt.

Auch die neue Kenia-Koalition, die Sachsen künftig regieren könnte, wenn nach der CDU nun auch SPD und Grüne dafür stimmen, hat das Thema Mieten auf ihrer Agenda. So soll unter anderem eine Mietpreisbremse eingeführt werden. Die Miete von Bestandswohnungen darf dann bei einer Wiedervermietung höchstens zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen. 

Die ist dem aktuellen Mietspiegel zu entnehmen und liegt in Dresden derzeit bei 6,48 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter. Wird ein Apartment nach Auszug des Vormieters also neu angeboten, dürften nicht mehr als 7,13 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter verlangt werden. Für Neubauwohnungen gilt die Regelung allerdings nicht. Zudem setzt sich auch die Koalition aus Grünen, SPD und CDU im Koalitionsvertrag für den Bau von Sozialwohnungen ein. Enteignungen werden nicht als geeignetes Mittel gesehen, um die Lage  zu verbessern. (mit SZ/jv)

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