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Der Wilthener Schnapszug fährt nicht mehr

Seit dem Sommer sind die markanten grünen Züge nicht mehr unterwegs. Eisenbahnfreundewundern sich darüber.

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Von Annechristin Stein

Für Thomas Lange aus Putzkau war es ein vertrautes Bild: Eine gelbe Lok zieht giftgrüne Waggons über das Viadukt in Putzkau. Wo der Zug herkommt, wusste der Eisenbahnfreund genau. Bis Sommer fuhren regelmäßig Züge zwischen der Wilthener Weinbrennerei und Dresden und transportierten so die Waren und Spirituosen. Von Dresden ging es mit dem Lkw weiter nach ganz Deutschland. „Nun habe ich schon lange keinen grünen Schnapszug mehr gesehen“, sagt Thomas Lange. Er und andere Eisenbahnfreunde sind beunruhigt. „Was ist aus ihm geworden? Und wann fährt er wieder? Oder ist plötzlich der Bahntransport nicht mehr rentabel“, fragt er.

Neues Transportunternehmen

Werksleiter Edgar Bischoff bestätigt die Beobachtung des Putzkauers auf SZ-Anfrage. Nach einer Ausschreibung hat sich das Unternehmen im Sommer für einen neuen Logistikdienstleister aus Berlin entschieden. Der transportiert die Waren nicht mehr über die Schiene, sondern mit dem Lkw. Die Ausschreibung habe auch etwas damit zu tun, dass die beiden in Wilthen produzierenden Unternehmen Hardenberg und Underberg seit Kurzem ein neues gemeinsames Zentrallager errichtet haben, sagt der Werksleiter. – Für Eisenbahnfreunde wie Thomas Lange gibt es dennoch einen kleinen Trost. Denn das werkseigene Schienennetz, das in das öffentliche Schienennetz mündet, bleibt auch weiterhin erhalten. Denn auf dem Außengelände, das sich nahe dem Wilthener Bahnhof befindet, hat die Weinbrennerei einen Teil der Weinbrandherstellung liegen. Das Lager ist über die Schienen erreichbar. Einige der Kesselwagen verkehren also weiterhin zwischen dem Lager und der Produktion am Sankt-Barbara-Platz. „Diese sind aber nur noch in Wilthen zu sehen“, sagt Edgar Bischoff, „außerhalb der Stadt wird es keine Züge der Weinbrennerei mehr geben.“