Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ +

Der Herr der Orchideen

Wolfgang Hoffmann aus Zittau ist im Stress: Er stellt auf der Landesgartenschau in Löbau Knabenkraut, Frauenschuh und Co. aus.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Susan Ehrlich

Bei Wolfgang Hoffmann hat es so richtig gefunkt. Vor vielen Jahren schon hat er sich verliebt und ist von dieser Liebe nie mehr losgekommen. Die Rede ist nicht von seiner Frau; doch die liebt er natürlich auch. Aber wohl genauso gut wie mit ihr kennt er sich mit einer Pflanzenfamilie aus, an deren Artenvielfalt sich viele Blumenfans erfreuen: den Orchideen. „Es war um meinen 25. Geburtstag herum“, erinnert sich der Zittauer. „Wir waren in eine neue Wohnung gezogen. Für das Blumenfenster wollte ich etwas Besonderes.“ Ein Freund habe ihm dann eine Orchidee geschenkt. „Und als die erste Knospe aufblühte, hat es gefunkt.“

Davon profitiert derzeit die Landesgartenschau in Löbau. Denn hier, genauer gesagt: im Seifertschen Garten, ist eine Schau-Anlage mit etwa 28 verschiedenen Orchideenarten und Hybriden – also Züchtungen – zu sehen, die man auch im eigenen Garten überwintern lassen kann.

Von unscheinbar bis attraktiv

So gedeihen am Fuße der Anlage, einem moorähnlichen Feuchtgebiet, drei aus Nordamerika und Kanada stammende Arten. Weiter geht es mit den Knabenkräutern, die eher Feuchtwiesen bevorzugen. Der sich anschließende Waldstandort mit seinen wechselnden Lichtverhältnissen lässt vor allem die besonders attraktiven Arten erblühen. Frauenschuh in vielerlei Varianten wächst hier. Den Abschluss der Anlage bildet im oberen Teil, wo die Sonne am längsten einfällt, ein Trockenhügel. Hier finden sich noch einmal verschiedene Knabenkräuter und Bergorchideen.

Nachdem er sich viele Jahre mit den Orchideen für die Fensterbank beschäftigt hat, ist Wolfgang Hoffmann inzwischen eine Koryphäe auf dem Gebiet der winterharten Freilandarten. Auch Bücher hat er darüber schon geschrieben, die deutschlandweit Anerkennung finden. „Die wenigsten Leute wissen zum Beispiel, dass es allein im Landkreis Görlitz 14 verschiedene Orchideenarten gibt“, gibt der rüstige Vorruheständler Teile seines Wissens preis.

Er habe sich früher immer darüber geärgert, wenn er in der Natur bemerkt hat, dass Orchideen einfach ausgegraben worden waren. „Dabei wurde mir bewusst, dass es Arten für den Garten kaum zu erwerben gab“, sagt Wolfgang Hoffmann. So begann er, selbst Hybriden fürs Freiland zu züchten und anzubieten. Viel sei dabei auch schiefgegangen. Doch durch Ausprobieren und die gesammelten Erfahrungen konnte er sich mehr und mehr über Erfolge freuen. Inzwischen gibt es auch dank ihm eine große Anzahl an Gartenorchideen. Einige davon, wie das unscheinbare Große Zweiblatt, Tibet- oder Japanorchideen, Sumpfstendelwurz oder diverse Frauenschuh-Varianten, sind nun auf der Landesgartenschau zu bestaunen. Blütezeit ist bis in den August hinein.

Mitstreiter willkommen

Wolfgang Hoffmann teilt sein Hobby derzeit mit den 13 Mitgliedern des Lausitzer Orchideenbundes, dessen Vorsitzender er seit vier Jahren ist. Der Verein ist dem Deutschen Orchideenverband untergeordnet und beschäftigt sich mit der Kultivierung tropischer Orchideen auf der Fensterbank bis hin zum mittleren Gewächshaus. Mitstreiter sind, wie in so vielen Vereinen, immer willkommen. „Wer bei uns mitmachen möchte, muss kein Spezialist sein“, sagt Wolfgang Hoffmann. „Wir suchen immer Leute, die uns unterstützen, zum Beispiel bei Ausstellungen.“

Zunächst aber konzentriert sich Wolfgang Hoffmann auf die Landesgartenschau. Mindestens einmal pro Woche schaut er dort nach seinen „Zöglingen“. Bis jetzt gedeihen sie ganz nach Wunsch.