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Darum hat Sachsen zu viele Wölfe 

Unter Jägern ist eine Debatte um Obergrenzen entbrannt. Gern verweisen sie auf Estland und Griechenland.

Von Birgit Ulbricht
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Der neue Rehriss vom Montag bei Strauch. Jäger fragen sich, wie viele Wölfe die Natur noch verträgt.
Der neue Rehriss vom Montag bei Strauch. Jäger fragen sich, wie viele Wölfe die Natur noch verträgt. © Foto: Palm

Strauch. Ein gerissenes Reh. Am Montagvormittag hat es  Peter Palm gefunden und samt Spurenlage dokumentiert. An sich nichts Besonderes im Wolfsland Sachsen. Das ist auch dem Wolfsrissbeauftragten des Landesjagdverbandes Christoph Egert klar. 

Mit seinem Bayerischen Gebirgsschweißhund Cedric ist er ein gefragtes Nachsuchegespann in der Jägerszene. Wo andere längst die Fährte verlieren, fangen diese beiden erst an. Zu etwa 35 Einsätzen wird das Team Hund-Mensch im Jahr gerufen. 

Egert wird für die großen Drückjagden in der Dresdner Heide, im Erzgebirge oder in der Dahlener Heide gebucht. Er hat Jagderfahrung in Russland und Osteuropa, hat Bären, Luchse, Wölfe gesehen und ist im ganzen Kreis Meißen unterwegs. Der neuerliche Rehriss wirft erneut die Frage auf, wie viele Wölfe passen in Sachsens Landschaft? 

Das Wolfsforum mit dem Artenschutzbeauftragten des Ministeriums, Bernd Dankert, in Tauscha hat diese Frage ausgespart. Niemand hat darauf eine Antwort. Mit einer neuen Regelung will Sachsen nun einzelne Wölfe abschießen lassen, wenn sie nachgewiesenermaßen zum Problem werden. Mit Jagd oder Bestandsregulierung hat das nichts zu tun. Ein Winkelzug, der nicht ausreichen wird, findet Egert. 

Aber Sachsen beruft sich auf den europäischen Schutz des Wolfes und darauf, dass der Freistaat diese Gesetze einhalten muss. Allerdings schaut man derzeit auch zu den Finnen. Die stehen wegen ihrer Regulierungsjagd auf den Wolf vor dem Europäischen Gerichtshof. Ein Urteil wird noch im ersten Quartal dieses Jahres erwartet. 

Allerdings könnte man auch nach Griechenland schauen, wo der Wolf nur in einzelnen Bereichen geschützt ist. Ein Modell für Sachsen? Christoph Egert findet das schon. „Wir sollten auch nach Estland schauen. Dort gibt es 17 Wolfsrudel, in Sachsen 22. Allein flächenmäßig betrachtet dürften in Sachsen sieben Rudel leben, um die Wolfsdichte von Estland zu erreichen. Und Sachsen hat dazu noch eine 7,5-fach höhere Bevölkerungsdichte.