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BuS Elektronik wirft „Unternehmer des Jahres“ raus

Der größte Arbeitgeber Riesas hat sich von Firmengründer Maiwald getrennt. Der hatte einfach nur Herz gezeigt - und für seine Belegschaft tief in die Tasche gegriffen.

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© Robert Steinig

Von Jens Ostrowski

Paukenschlag bei Riesas größtem Arbeitgeber: Eigentlich sollte Dr. Werner Maiwald, Gründer der BuS Elektronik, seinem Lebenswerk noch 18 Monate lang beratend zur Seite stehen. Doch der neue Eigentümer stellte ihm jetzt überraschend den Stuhl vor die Tür ¨– wohl, weil er der Belegschaft aus eigener Tasche Prämien in Höhe von 800 000 Euro zahlte. „Ich fühle mich getäuscht“, sagt Maiwald.

Seit dem 1. Oktober gehört Riesas größter Arbeitgeber mit rund 900 Mitarbeitern zum niederländischen Konzern Neways Electronics International. Maiwald hatte sich aus Altersgründen schweren Herzens von seinem Unternehmen getrennt – und sorgt sich jetzt um sein Lebenswerk. „Ich habe mir viele Jahre Zeit gelassen, um den richtigen Käufer zu finden. Ich wollte, dass die BuS Elektronik in gute Hände kommt“, sagte er gestern der SZ. Genau das aber zweifelt er nun an. „Absprachen und Zusagen, die für mich ausschlaggebend für den Verkauf waren, werden von Neways nicht eingehalten“, sagt er.

Maiwald sollte unter anderem 18 Monate lang dem Unternehmen beratend zur Seite stehen. Anfang dieses Jahres aber sei sein Vertrag ohne Angabe von Gründen gekündigt worden. „Es wehte bereits direkt nach der endgültigen Vertragsunterzeichnung im Oktober ein völlig anderer Wind“, sagte Maiwald. Bereits wenige Tage danach sei er aus seinem Büro, das ihm für die Beratertätigkeit zugesichert worden war, herauskomplimentiert worden. „Als ich danach den gültigen Beratervertrag mit Leben füllen wollte, wurde mir deutlich mitgeteilt, dass es keinen Bedarf gebe“, sagt Maiwald. „Wenn man so abserviert wird, da fühlt man sich – Entschuldigung – beschissen!“

Auch von der besprochenen Integration der beiden Unternehmen sei wenig zu spüren. „Die Niederländer stülpen ihr Konzept der BuS Elektronik stattdessen über.“ Maiwald habe zudem Hinweise darauf, dass Neways nun doch Stellen abbauen könnte. „Es wurde darüber gesprochen, dass manche Leistungen extern vergeben werden könnten, und dass einige Abteilungen nach Ansicht von Neways überbesetzt seien“, sagt Maiwald.

Bei der Übergabe hatte Neways-Vorstand Huub van der Vrande noch gesagt: „Die Mitarbeiter sind unser wichtigstes Kapital. Für sie wird sich in Riesa nichts verändern.“ Maiwald kann daran nur noch schwer glauben.

Nach Informationen der Sächsischen Zeitung hat BuS zum 22. Dezember auch die langjährige Leiterin des Controllings und BuS-Mitgesellschafterin, Ellen Kiel, fristlos entlassen. Kiel klagt seitdem gegen die Kündigung. Über die Hintergründe wollten sich alle Beteiligten mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht äußern. Nach SZ-Informationen soll Ellen Kiel vorgeworfen werden, Maiwald die Kontodaten von bis zu 700 Mitarbeitern übermittelt zu haben. Hintergrund: Werner Maiwald als ehemaliger Haupteigentümer und die vier weiteren Minderheitsgesellschafter stellten von der Verkaufssumme zum Abschied 800 000 Euro an Prämien für verdiente und langjährige Mitarbeiter bereit – also aus dem Privatvermögen. Manche erhielten eine Anerkennung von bis zu 2 000 Euro. Ob dieser Umstand zum endgültigen Bruch zwischen Neways und Maiwald geführt hat, ist unklar. Die BuS-Verantwortlichen von Neways wollten sich gestern zu den Vorwürfen nicht äußern. Geschäftsführer Dr. Werner Witte antwortete gestern auf Nachfrage: „Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir über Interna und laufende Verfahren in der Öffentlichkeit nicht berichten.“

Maiwald aber, der gemeinsam mit den anderen ehemaligen BuS-Eigentümern durch den Verkauf auch noch zehn Prozent am Neways-Konzern hält, ist tief getroffen. „Hätte ich vorher gewusst, wie sich alles entwickelt, hätte ich das Unternehmen nicht an die Niederländer verkauft“, betont er. Ganze sechs Mitarbeiter zählte das Unternehmen, als er kurz nach der Wende in Riesa die Bayern und Sachsen GmbH (BuS) gründete. Heute fertigt es an drei Standorten mit über 1000 Mitarbeitern Elektronikbauteile für viele Branchen. Aufgrund dieser einzigartigen Erfolgsgeschichte kürte ihn die SZ 2006 zum „Unternehmer des Jahres“.

Werner Maiwald geht gerichtlich gegen die Kündigung seines Beratervertrags vor. „Es geht mir nicht um das Geld, sondern um den schlechten Stil, der mir entgegengebracht wurde.“ Besonders betroffen mache ihn, dass er am Dienstag beim Neujahrsempfang nicht mal die Gelegenheit zur Verabschiedung bei seinen ehemaligen Mitarbeitern und Partnern aus Wirtschaft und Politik erhalten habe. Das wird Maiwald nachholen. Im Mai lädt er alle BuS-Mitarbeiter aus Riesa und weitere Gäste auf sein Privatgrundstück in Röderau ein. Zumindest diejenigen, denen er keinen schlechten Stil vorwerfen muss.