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116 117 funktioniert nicht

Unter der Bereitschaftsnummer sollen Patienten diensthabende Ärzte finden. Für Döbeln klappt das offenbar nicht.

Von Verena Toth
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Unter der Nummer 116 117 sollen Patienten außerhalb der üblichen Praxiszeiten den Kontakt zu einem Bereitschaftsarzt erhalten. Das klappt aber offenbar nicht immer, wie es sollte.
Unter der Nummer 116 117 sollen Patienten außerhalb der üblichen Praxiszeiten den Kontakt zu einem Bereitschaftsarzt erhalten. Das klappt aber offenbar nicht immer, wie es sollte. © Uwe Soeder

Döbeln. Stundenlange Wartezeiten für Patienten in den Notaufnahmen sollen künftig der Vergangenheit angehören. Deshalb wird bereits seit 2012 darauf hingewiesen, dass sich Patienten, die sich in keinem lebensbedrohlichen Zustand befinden, über die allgemein-gültige Notfalldienstnummer 116 117 an den jeweiligen Bereitschaftsmediziner in ihrem Wohnumfeld vermitteln lassen sollen. Auch über das Internet sollen Hilfesuchende diese Information erhalten können.

Doch offenbar funktioniert diese Informationsquelle in der Region Döbeln ganz und gar nicht. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls eine Döbelnerin, die sich an den DA gewandt hat. „Am zweiten Pfingstfeiertag wollte sich mein Schwiegersohn mit seiner starken Erkältung einem Arzt vorstellen, um eine Lungenentzündung ausschließen zu können. Wir wollten also den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116 117 erfragen. Dort wurde mir aber mitgeteilt, dass es für Döbeln leider keine Angaben gebe“, berichtet sie. 

Statt einer Adresse gab man ihr am Telefon den Tipp, im Internet unter der Eingabe der Nummer die entsprechende Webseite aufzurufen und dort nach einem entsprechenden Eintrag zu suchen. „Da bekam ich aber nur die gleiche Aussage: Kein Eintrag für Ihren Ort.“ In ihrer Verzweiflung hatte sich die Frau sogar an eine Bereitschaftsapotheke gewandt. „Diese Nummer habe ich finden können, allerdings konnte mir dort leider auch keiner weiterhelfen.“

Und das ist der Frau aus Döbeln nicht nur einmal passiert. „Erst vor wenigen Tagen waren wir wieder betroffen. Mein Mann brauchte an einem Sonntagvormittag einen Arzt“, berichtet sie. Viermal habe sie die Nummer angerufen, ohne Erfolg. Jedes Mal hing die Frau in einer Warteschleife fest. Auch im Internet konnte sie erneut die wichtige Information nicht erhalten. „Es kam wieder nur die Antwort, dass es für unseren Ort keine Angaben gebe“, erzählt sie.

Gleich nach dem ersten erfolglosen Versuch hatte sich die Döbelnerin an die Kassenärztliche Vereinigung (KV) gewandt. Denn die Vermittlungsnummer der aktuellen Bereitschaftsdienste wird von der KV organisiert. „Erst hat es recht lange gedauert, bis überhaupt jemand reagiert hat. Dann kamen aber nur allgemeine Erklärungen, dass man sich in der Umstrukturierung befinde“, erinnert sich die Frau. Einen echten Grund, warum die wichtige Vermittlung an einen Bereitschaftsarzt nicht funktioniert habe, konnte man ihr dort nicht nennen.

„Ich habe viel Verständnis dafür, dass man für leichtere Fälle nicht einen Notdienst oder Hausbesuch beanspruchen muss. Dafür kann man durchaus in eine Praxis fahren. Aber dazu müsste der diensthabende Arzt aber auch zu erfahren sein, so wie es bislang der Fall war, nämlich in der Zeitung. Dann würden auch weniger Leute in die Notfallaufnahme ins Krankenhaus gehen“, ist die Döbelnerin überzeugt.

Eine aktuelle Stichprobe des DA bestätigt die Erfahrungen, die die Frau machen musste. Die Internetsuche über die Seite 116 117, auf der lediglich der Wohnort mit der Postleitzahl angegeben werden soll, ergibt keine befriedigenden Ergebnisse. 

Nach der Eingabe des Ortes Döbeln antwortet die Webseite: „Leider konnten wir zu Ihrer Suche keine Ergebnisse finden. Bitte geben Sie entweder die Postleitzahl oder den Namen des gesuchten Ortes ein.“ 

Nach weiteren Versuchen spuckt die Seite eine Liste mit Praxen aus, die tatsächlich die üblichen Öffnungszeiten für einen Bereitschaftsdienst wie mittwochs und freitags ab 14 bis 19 Uhr und an den Wochenenden von 9 bis 19 Uhr anbieten. 

Allerdings müssen Patienten dafür eine sehr lange Anfahrt in Kauf nehmen, denn diese Bereitschaftspraxen befinden sich im Zschopauer Klinikum Mittleres Erzgebirge oder im Dresdener Universitätsklinikum. Auch die Bereitschaftspraxen in Altenburg und Eilenburg werden vorgeschlagen. 

Am Telefon konnte ebenfalls keine Auskunft über eine Bereitschaftspraxis in der Region gegeben werden. „Aktuell vermitteln wir nur Hausbesuche“, hieß es am Freitagabend. Und wer am darauffolgenden Tag Dienst habe, wisse man noch nicht.

Dass tatsächlich aber für den aktuell gültigen Bereitschaftsdienstbereich Döbeln/Ostrau am Sonnabend eine entsprechende Notsprechstunde in der Praxis einer Ostrauer Ärztin angeboten wurde, war über die Nummer 116 117 nicht in Erfahrung zu bringen. 

Auch für Kinderärzte im Dienst gibt es am vergangenen Wochenende keine Angaben darüber, wer in der Region den kleinen Patienten schnell helfen könnte. Im Internet gab es lediglich die Auskunft, dass die Kinderärztliche Bereitschaftspraxis am Klinikum Chemnitz und die im Klinikum Dresden erreichbar sei. Dass der Döbelner Mediziner Dr. Erdmann seine Praxis für Notfälle am Wochenende geöffnet hatte, war dort nicht zu erfahren.

Dabei teilen alle niedergelassenen Ärzte regelmäßig die anstehenden Bereitschaftsdienste unter sich auf. Doch bekannt gegeben werden kann dieser Dienstplan nicht mehr wie früher beispielsweise im Service-Teil des DA, weil die Ärzte selbst entscheiden dürfen, ob sie mit Namen und Adresse erscheinen wollen. Die Kassenärztliche Vereinigung fordert zudem die Patienten auf, sich ausschließlich über die Servicenummer 116 117 zu informieren.

Warum unter dieser Nummer in den geschilderten Fällen der Döbelnerin keine Auskunft gegeben werden konnte, bleibt bislang unklar. Eine DA-Anfrage dazu wurde von der Kassenärztlichen Vereinigung nicht beantwortet.