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Bei Büchsen-Teich in Bischofswerda

Wo Carl Teich einst Nähmaschinen, Fahrräder und Luftbüchsen reparierte, feiern jetzt junge Leute. Die Jugendkulturinitiative Bischofswerda machte die inzwischen restaurierte Werkstatt zur Kulturfabrik....

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Von Ina Riedel

Wo Carl Teich einst Nähmaschinen, Fahrräder und Luftbüchsen reparierte, feiern jetzt junge Leute. Die Jugendkulturinitiative Bischofswerda machte die inzwischen restaurierte Werkstatt zur Kulturfabrik. Auch die Organisatoren eines deutschlandweit einmaligen E-Gitarren-Wettbewerbes nutzen das Gebäude. Für das Sponsorentreffen – Auftakt des jährlichen Ausscheides – werde man die Kulturfabrik auch 2011 nutzen, sagt Mitorganisator Norman Reitner.

Dreimal Carl Teich

1987 waren in der Werkstatt endgültig die Lichter ausgegangen, der Glanz von drei Generationen mechanischer Wertarbeit und Präzision war verblasst. Am Besten kann Hausverwalterin Brigitte Kunert aus Bischofswerda darüber Auskunft geben. Sie war von 1966 bis 1991 Hauptbuchhalterin der Einkaufs- und Liefergenossenschaft für Leder und Textil, die im Obergeschoss des Hauses seit 1958 ihren Sitz hatte. Die Rentnerin verwaltet seit 1990 das Haus und hält engen Kontakt zum Enkelsohn des legendären Büchsen-Teich, der übrigens den Vornamen des Großvaters trägt und in Holland lebt.

Büchsenmacher Carl Teich hatte in Suhl Kenntnisse der Mechanik, Optik und Ballistik erworben und begründete 1864 in Bischofswerda eine Reparaturwerkstatt – die einzige weit und breit. Er baute und reparierte Jagdgewehre, Vogelflinten und Revolver. Kundschaft gab es reichlich und so zog es auch Amtshauptmänner aus Bautzen zu dem bekannten Mechaniker. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts reparierte Sohn Carl Teich auch Nähmaschinen und Fahrräder. Die kleine Büchsen-Manufaktur entwickelte sich allmählich zum Fahrrad-Industriewerk mit einer Emaillier- und Vernickelungsstrecke.

Hochräder wurden gebaut

Um 1920 wurden sogar Hochräder gebaut, deren Modelle die Schaufenster an der Kirchstraße zierten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die private Büchsenmacherei verboten und so rüstete man komplett auf die Reparatur von Nähmaschinen, Fahrräder und Luftgewehre um. Carl Teich III. übernahm die Werkstatt des Vaters und den Namen Büchsen-Teich. Er spielte leidenschaftlich gern Geige und brachte so manche Nähmaschine wieder zum Laufen. Inzwischen glänzen die Wände wieder in strahlendem Weiß, wurden die Fenster geputzt und alles aufpoliert.

Bis ein neuer Nutzer für die Werkstatt gefunden ist, kann man sie mieten – näheres dazu steht im Schaufenster an der Kirchstraße .