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Alte Aktie wirft Fragen auf

Gunter Spies hat das Wertpapier und ein historisches Foto entdeckt. Beides möchte er verschenken. Nur: Wem steht es rechtmäßig zu?

Von Stefan Lehmann
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Gunter Spies hat ein Foto und diese Aktie erworben und will es verschenken.
Gunter Spies hat ein Foto und diese Aktie erworben und will es verschenken. © privat/G. Spies

Riesa. Von der nahenden Weltwirtschaftskrise war zur 25-Jahr-Feier der Riesaer Bank offenbar noch nichts zu spüren. Fein gekleidete Damen und Herren saßen da im Dezember 1928 an der großen Tafel und lächelten großteils ungezwungen in die Kamera. Das Foto ist ein Zufallsfund, sagt Gunter Spies. Im Gebrauchtwaren- und Antiquitätenladen Richter an der Langen Straße sei er auf das Bild der Feiernden gestoßen, das auf den 15. Dezember 1928 datiert ist. Wo diese Feier stattgefunden hat, das wisse er auch nicht, sagt Spies. 

Aber der Fund des Fotos ließ eine andere Idee wieder aufleben, mit der er sich ursprünglich anlässlich des Jubiläums schon länger getragen hatte: eine alte Aktie der Bank zu suchen. Die war am 21. November 1903 als Aktiengesellschaft gegründet worden und betrieb Bankgeschäfte aller Art. 

Die Riesaer Bank wäre in diesen Tagen 116 Jahre alt geworden. Der Bildausschnitt zeigt die 25-Jahr-Feier 1928.
Die Riesaer Bank wäre in diesen Tagen 116 Jahre alt geworden. Der Bildausschnitt zeigt die 25-Jahr-Feier 1928. © privat/G. Spies

Zunächst mietete das Kreditinstitut sich im Erdgeschoss des Fabrikbesitzers Emil Zeidler in der Hauptstraße 62 ein. 1909, also vor 110 Jahren, bezog die Bank ihren neuen Hauptsitz einige Hausnummern weiter in der Hauptstraße 71. Daneben besaß die Bank noch Zweig-, Geschäfts- und Kassenstellen in Ostrau, in Gröba sowie in Elsterwerda und Stauchitz.

Mit Hilfe eines Riesaer Bäckermeisters wurde er schließlich fündig. „Matthias Brade hat die Aktie schließlich gesponsert.“ Der Unternehmer sammelt selbst historische Postkarten und alte Aktien, erzählt er. Das Wertpapier der Riesaer Bank, das er nun erworben hat, datiert auf den 26. August 1928, also nicht ganz ein halbes Jahr vor der Jubiläumsfeier. Ihr Wert betrug damals 100 Reichsmark.

Besonders teuer war die Aktie aber nicht, sagt Matthias Brade und gibt den Wert mit etwa zehn Euro an. „Es ist in dem Sinne keine besondere Aktie, da kursieren im Internet schon Wertpapiere zu ganz anderen Preisen.“

Auch für Gunter Spies geht es in dem Sinne eher um den symbolischen Wert. Sowohl das historische Foto als auch die Aktie könne er sich gut in der Schalterhalle eines heute noch genutzten Riesaer Bankgebäudes vorstellen, sagt er. „Im Museum würde beides die meiste Zeit nur weggeschlossen werden. Aber so etwas gehört an eine Stelle, wo es jeder sieht.“ Deshalb möchte Spies beide historischen Stücke gern an eine der hiesigen Banken verschenken. Nur, an welche?

Die Riesaer Bank wäre in diesen Tagen 116 Jahre alt geworden. Sitz der Bank war ein Haus in der Hauptstraße. 
Die Riesaer Bank wäre in diesen Tagen 116 Jahre alt geworden. Sitz der Bank war ein Haus in der Hauptstraße.  © privat/G. Spies

Die Riesaer Bank selbst gibt es jedenfalls schon seit 1945 nicht mehr, sie wurde damals durch die Sächsische Landesbank abgewickelt. An der Fassade des Gebäudes in der Hauptstraße steht zwar nach wie vor der Schriftzug „Riesaer Bank“, in einem der Fenster weist aber ein Makler darauf hin, dass derzeit neue Mieter für das Haus gesucht werden.

Dort können die beiden geschichtsträchtigen Dokumente also nicht hängen. Wer sich als inoffizieller Nachfolger der Riesaer Bank berufen fühlt, der kann sich deshalb gerne melden, sagt Spies. „Wichtig wäre mir nur, das auch ein bisschen zu begründen.“ Fotos: privat/G. Spies

Kontakt über [email protected] oder  Telefon 03525 72415718

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