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Warum das Projekt „Schwarzer Adler“ in Pirna stockt

Das Haus am Dohnaischen Platz soll als Nobelhotel wiedererstehen, die Baugenehmigung liegt vor. Allerdings bereitet die Finanzierung Probleme.

Von Thomas Möckel
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Vision für die Zukunft: So soll das Hotel "Zum Schwarzen Adler" in Pirna einmal aussehen.
Vision für die Zukunft: So soll das Hotel "Zum Schwarzen Adler" in Pirna einmal aussehen. © seidelstudios

Wie groß das Interesse der Pirnaer an einem der größten, aufwendigsten und kostenintensivsten Projekte in der Innenstadt ist, zeigte sich am 12. November vergangenen Jahres. Hunderte Interessierte drängten sich zum Tag der offenen Baustelle in das einstige Vorzeige-Hotel „Schwarzer Adler“ am Dohnaischen Platz, um einen Blick ins Innere des historischen Gemäuers zu werfen und zu erfahren, wie es mit der geplanten Sanierung vorangeht. Denn solche Einblicke waren in der zurückliegenden Zeit selten.

Das Hotel war früher einmal viele Jahre lang das erste Haus am Platz, übrig geblieben ist davon nicht viel. Seit langer Zeit steht das Gebäude leer, die Bausubstanz bröckelt, einige Teilbereiche sind akut einsturzgefährdet. Um das Ensemble nicht komplett dem Verfall preiszugeben, kaufte die Stadtentwicklungsgesellschaft Pirna (SEP) 2020 das Hotelgrundstück – mit dem Ziel, dem Objekt seine historische Funktion wiederzugeben und dafür Investoren zu finden.

Mit der neuen Gesellschaft „Hotel zum Schwarzen Adler GmbH“, gegründet von vier Gesellschaftern aus der Region Pirna, war schnell ein Bauherr gefunden. Die Firma will dem verfallenen Komplex wieder Leben einhauchen und ihn als Nobelhotel wiedererstehen lassen. In der Herberge soll es einmal 154 Betten geben, Gastronomie im Erdgeschoss, ebenso Gewerberäume, untendrunter eine Tiefgarage, oben im Dach eine Sky-Bar. Das gesamte Ensemble, was überwiegend neu entsteht, reicht später einmal vom Dohnaischen Platz bis direkt an die Robert-Koch-Straße. Die Entwürfe dazu stammen vom Pirnaer Büro „Seidel Architekten“.

Im Zuge der Sanierung soll auch der einstige Festsaal wieder aufgebaut werden, glänzen soll er künftig in der Optik von 1907 – also in der Jugendstilfassung. Er soll auch als zentrale Kulturstätte in Pirna fungieren. Pirna erteilte im September 2023 die Baugenehmigung für das Hotel-Projekt, schon im ersten Quartal 2024 – so war der ursprüngliche Plan – sollte der Rückbau beginnen. Die Sanierung ist immens teuer, rund 45 Millionen Euro kostet das Hotel-Vorhaben, die Investoren bemühten sich in den zurückliegenden Monaten um eine Finanzierung. Doch genau die bereitet nun Probleme – weshalb das Projekt vorerst stockt.

Großes Interesse: Beim Tag der offen Baustelle im November 2023 standen Neugierige Schlange, um einen Blick in den Schwarzen Adler zu werfen.
Großes Interesse: Beim Tag der offen Baustelle im November 2023 standen Neugierige Schlange, um einen Blick in den Schwarzen Adler zu werfen. © Archivfoto: Daniel Förster

Banken zeigen wenig Vertrauen in Tourismus-Projekte

Das Projekt, das historische Hotel „Zum Schwarzen Adler“ wiederzubeleben, so teilt die Gesellschaft mit, stehe vor unerwarteten Herausforderungen, die eine Neuplanung erfordern. Die regionalen Investoren, die fest entschlossen seien, das Projekt umzusetzen, hielten weiterhin an ihrer Vision fest – Pirna mit dem Traditionshaus einen bedeutenden Teil seiner Geschichte zurückzugeben sowie die Stadt damit kulturell und touristisch zu bereichern. Aber es gibt ein Problem, was es zu lösen gilt.

Trotz starker Bemühungen der Investoren habe die notwendige Bankenfinanzierung bisher nicht gesichert werden können. Banken zeigten derzeit wenig Vertrauen in touristische Projekte und zögerten, in das komplexe Vorhaben zu investieren. Besonders die umfangreichen Pläne für den Veranstaltungssaal und die öffentlichen Bereiche erwiesen sich als herausfordernd.

Nach den Verhandlungen mit verschiedenen Banken, die laut der Gesellschaft ein Dreivierteljahr dauerten, sei bisher keine Finanzierung zustande gekommen. Zudem sei die SAB-Fördermittelquote Ende Juni dieses Jahres von 45 auf 35 Prozent gesenkt worden, was die finanzielle Situation weiter verschärfe.

Blick in den einstigen Festsaal: Vor allem die Pläne für diesen Raum erweisen sich bei der Finanzierung als herausfordernd.
Blick in den einstigen Festsaal: Vor allem die Pläne für diesen Raum erweisen sich bei der Finanzierung als herausfordernd. © Archivfoto: Daniel Förster

Investoren untersuchen neue Varianten

Aufgrund dieser Herausforderungen würden nach Aussage der Investoren nun neue Varianten des Projekts untersucht, um es wirtschaftlicher zu gestalten und die Chancen zu erhöhen, das Vorhaben doch noch von Banken finanziert zu bekommen. Gespräche mit der Stadt liefen bereits intensiv, um gemeinsam ein tragfähiges Konzept zu entwickeln, das sowohl den historischen Wert des „Schwarzen Adler“ bewahre als auch den aktuellen finanziellen Anforderungen entspricht.

Das Projektteam bleibe optimistisch, dass durch die enge Zusammenarbeit mit der Stadt und ein angepasstes Konzept eine Lösung gefunden wird, die es ermöglicht, das Projekt „Schwarzer Adler“ zu vollenden. Ziel bleibe es, in Pirna eine angemessene Kulturstätte und einen Ort des sozialen Austauschs zu schaffen, der die Stadt sowohl für Bewohner als auch für Touristen bereichert.

Das Vorhaben „Zum Schwarzen Adler“ stehe weiterhin als ein Symbol für den Willen und die Hoffnung, die historische Substanz Pirnas zu bewahren und gleichzeitig eine lebendige Zukunft zu gestalten. Die aktuellen Herausforderungen seien Teil dieses Prozesses, und die Akteure arbeiteten weiterhin kontinuierlich daran, die Vision zu verwirklichen.