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SZ + Pirna

So lief die erste Debatte mit Pirnas Oberbürgermeister-Kandidaten

Das Netzwerk „Stark4Sachsen“ hat ein erstes Forum initiiert – eine lockere Plauderrunde, die zu lang geriet und deren Themenauswahl Kritik erntete.

Von Thomas Möckel
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OB-Forum Pirna: Philipp Wagner, Tim Lochner, Ralf Thiele, André Liebscher, Kathrin Dollinger-Knuth, Carmen Andres, Ralf Wätzig, Matthias Hundt (v.l.).
OB-Forum Pirna: Philipp Wagner, Tim Lochner, Ralf Thiele, André Liebscher, Kathrin Dollinger-Knuth, Carmen Andres, Ralf Wätzig, Matthias Hundt (v.l.). © Norbert Millauer

Der Mittwochabend verabschiedete sich heiß und schwül, in Pirna stand die Luft, es ging kaum ein Lüftchen. Entsprechend warm war es auch im Q24. Die Kleinkunstbühne an der Niederen Burgstraße war mit über 100 Gästen gefüllt, alle warteten gespannt auf ein Gipfeltreffen. Auf der Bühne ging es hingegen weniger hitzig zu.

Die „Stark4Sachsen GmbH“, ein vor drei Jahren gegründetes Unternehmernetzwerk mit Sitz in Pirna, hatte zu einer ersten Debatte mit den Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl in Pirna am 26. November geladen, alle fünf, die sich bislang offiziell für dieses Amt bewerben, waren dabei: Kathrin Dollinger-Knuth (CDU), Ralf Thiele (Freie Wähler), Ralf Wätzig (SPD), Tim Lochner (für die AfD) und André Liebscher (Einzelkandidat). Die SZ schaute sich die Diskussion an.

Mit dieser Podiumsdiskussion, sagt „Stark4Sachsen“-Geschäftsführerin Carmen Andres, wollte man gesellschaftlich miteinander ins Gespräch kommen, den Austausch pflegen. Die Wahl sei immens wichtig, und so sollten die Pirnaer auch wissen, wofür die einzelnen Kandidaten stehen. Es drehte sich ausschließlich um Kommunalpolitik, Bundes- und Landespolitik klammerten die Organisatoren bewusst aus.

Andres moderierte die Runde, unterstützt von Philipp Wagner von der Agentur „Hart & Höflich“ sowie Matthias Hundt, Geschäftsführer der Sachsen Digital Consulting. Es war insgesamt eine lockere Plauderrunde, allerdings ließen die Moderatoren die Kandidaten oft nicht ausreden, obwohl manche ihrer Antworten noch einer kurzen Erklärung bedurften, und vor allem Hundt korrigierte mehrfach Aussagen der Bewerber mit eigenem Wissen, was die Diskutierenden gelegentlich irritierte.

Mit beinahe zweieinhalb Stunden geriet die Debatte aus Sicht einiger Zuhörer auch zu lang, auch die Fragen sowie die Themenauswahl erschien manchen als nicht optimal. Ein Gast wunderte sich beispielsweise darüber, dass aus seiner Sicht viele sekundäre Themen angesprochen würden, eine andere Zuhörerin kritisierte die Frageauswahl und dass ihre Fragen im Vorfeld nicht berücksichtigt worden seien. Wie die Debatte inhaltlich lief – Sächsische.de gibt einen Überblick.

Wie haben sich die Kandidaten geschlagen?

Generell war es höfliche und respektvolle Runde, die Kandidaten konzentrierten sich auf ihre Themen und Antworten und vermieden es, ihre Kontrahenten zu kritisieren oder gar zu diskreditieren. Die Einzelkritik:

Kathrin Dollinger-Knuth: In der Sprache sicher und fest, insgesamt unaufgeregt, blieb aber inhaltlich bei einigen Fragen zu unkonkret und bediente sprachlich oft die dieselben Stereotypen.

Ralf Thiele: Wirkte gut vorbereitet, meist klare Aussagen, die gelegentlich etwas zu lang gerieten, sehr auf die Themen fokussiert, vor allem zu Beginn war ihm sichtlich die Nervosität anzumerken.

Tim Lochner: Meist klare und kurze Aussagen ohne viel Umschweife, manchmal ein wenig scharf im Ton, schaute oft mit ernster Miene ins Publikum, einmal drohte er einem fragenden Zuhörer.

Ralf Wätzig: Wirkte gut vorbereitet, faktensicher, klare Aussagen, gelegentlich streute er kleine Scherze ein, um die Runde aufzulockern.

André Liebscher: Stets freundlich, lächelte immer, wenn er dran war, gab es meist klare Aussagen, drängte sich aber einige Male in den Vordergrund und ließ seine Kontrahenten nicht ausreden.

Welche drei Projekte hätten hohe Priorität?

Die Kandidaten wurden gefragt, welche drei Projekte sie zuerst in Angriff nehmen, wenn die denn gewählt würden.

Kathrin Dollinger-Knuth: mit der Verwaltung ins Gespräch kommen, den Haushalt weiter konsolidieren, um finanziell handlungsfähig zu bleiben, den Bau eines Parkhauses am Bahnhof forcieren.

Ralf Thiele: mit der Verwaltung in Klausur gehen und gemeinsame Projekte entwickeln, Wirtschaftsansiedlungen zur Chefsache machen sowie die Jugendförderung stärken.

Tim Lochner: die Zahl der Parkplätze an der Grohmannstraße verdoppeln, sich jedem Verwaltungsmitarbeiter binnen einer Woche vorstellen, dafür sorgen, dass Einwohner- und Stadtratsanfragen sowie die dazugehörigen Antworten wieder im Amtsblatt abgedruckt werden.

Ralf Wätzig: sich der Verwaltung vorstellen und deren Potenziale ausloten, für eine mutige Strategie zur Innenstadtbelebung kämpfen sowie für mehr Respekt und Miteinander sorgen – durch Dialogangebote.

André Liebscher: die Jugendarbeit stärken mit Streetworkern, das Ordnungsamt verstärken sowie die Verwaltung verschlanken.

Wie sollte die Jugendarbeit gefördert werden?

Die Kandidaten wurden gefragt, wie sie die Jugend fördern und Angebote für sie schaffen wollen.

Kathrin Dollinger-Knuth: Die Jugend braucht vor allem einen Ort, an dem sie sich treffen kann. Zuvor muss man aber mit den Jugendlichen ergründen, was die genau wollen.

Ralf Thiele: Pirna muss für junge Leute interessant bleiben und werden. Zunächst müssen die Jugendlichen befragt werden, was sie wollen, um für sie dann bedarfsgerechte Angebote zuzuschneiden.

Tim Lochner: Die Jugend steht eher auf private oder eigene Initiativen, nicht so sehr auf jene der Stadt. Ein städtisches Jugendhaus halte ich für eine Träumerei.

Ralf Wätzig: Die Jugend braucht Räume und Plätze in der Öffentlichkeit, wo sie sich treffen kann. Pirna braucht ein Jugendhaus, am besten ein Jugend- und Kulturhaus. Das „Weiße Roß“ wäre ideal dafür.

André Liebscher: Die mobile Jugendarbeit muss durch Streetworker verstärkt werden. Jugendarbeit ist Sozialarbeit, da hat der Kommerz nichts zu suchen. Daher sehe ich da die Stadt und andere öffentliche Träger in der Pflicht.

Ja oder Nein zum Industriepark Oberelbe?

Die Kandidaten wurden gefragt, wie sie sich zum geplanten Industriepark Oberelbe (IPO) positionieren.

Kathrin Dollinger-Knuth: Von mir gibt es dafür ein klares Ja, wir müssen auf diese Weise Arbeitsplätze nach Pirna holen. Wichtig dabei ist, dass beim Bau die naturschutzrechtlichen Belange berücksichtigt werden.

Ralf Thiele: Ich bin für den IPO, wir brauchen diese wirtschaftliche Basis. Wirtschaftsansiedlungen werden bei mir generell zur Chefsache.

Tim Lochner: Ich befürworte den IPO, denn wir haben keine ausreichend großen Gewerbeflächen mehr in Pirna und können es uns nicht leisten, interessierte Unternehmer wegzuschicken.

Ralf Wätzig: Ich glaube an den IPO und daran, dass es ein grüner Industriepark werden kann.

André Liebscher: Wir brauchen den IPO.

Welche Veranstaltungen und Feste soll es in Pirna geben?

Die Kandidaten wurden gefragt, welche Veranstaltungen sie mögen und welche auf alle Fälle Bestand haben sollten.

Kathrin Dollinger-Knuth: Der Weihnachtsmarkt ist mir sehr wichtig, ebenso der Markt der Kulturen.

Ralf Thiele: Wichtig für mich ist das Stadtfest, man sollte aber mal überprüfen, was eventuell verändert oder verbessert werden muss.

Tim Lochner: Hofnacht und Stadtfest sind für mich die Höhepunkte.

Ralf Wätzig: Mein Favorit ist die Hofnacht.

André Liebscher: Meine liebste Veranstaltung ist das Stadtfest.