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So kifft es sich künftig in Pirna

Der Cannabis Social Club Pirna sucht immer noch nach geeigneten Räumen zum Anbau von Cannabis. Die Mitglieder stoßen bei der Suche auf Vorbehalte.

Von Mareike Huisinga
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Stefan Kiehle, Vorstandsvorsitzender des Cannabis Social Club Pirna. Als Schmerzpatient kämpft er für den legalen Anbau von Cannabis.
Stefan Kiehle, Vorstandsvorsitzender des Cannabis Social Club Pirna. Als Schmerzpatient kämpft er für den legalen Anbau von Cannabis. © Marko Förster

Die Zahl der Mitglieder des neu gegründeten Cannabis Social Clubs (CSC) Pirna wächst. Insgesamt zählt der eingetragene Verein aktuell 33 Mitstreiter. "Die Mitglieder sind im Alter von 18 bis 75 Jahren", sagt der Vorstandsvorsitzende Stefan Kiehle, der selbst in Pirna wohnt. Hauptsächlich Rentner und Frührentner sind dem Verein beigetreten, aber auch zahlreiche Schmerzpatienten, die Cannabisprodukte zur Linderung benötigen.

Die Mitglieder treffen sich einmal in der Woche via Internet; circa zweimal im Monat kommen sie in einer Gaststätte zusammen.

Hintergrund: Der Bundesrat hatte Ende März 2024 dem Cannabis-Gesetz zugestimmt. Besitz und Anbau der Droge sind damit seit dem 1. April legal - für Privatpersonen ab 18 Jahren. Cannabis züchten, das ist auch für sogenannten Cannabis Social Clubs erlaubt.

Potenzielle Vermieter sind skeptisch

Folglich fehlt es dem CSC Pirna nicht an Mitgliedern, sondern an geeigneten Räumen, wo Cannabis angepflanzt werden darf. Denn es gibt Einschränkungen. So muss für das Objekt beispielsweise ein Abstand von 200 Metern zu Kindergärten, Schulen und Spielplätzen eingehalten werden. "Aber wir bemerken auch, dass viele Vermieter Berührungsängste mit dem Thema Cannabisanbau haben", sagt Stefan Kiehle. Dabei habe es bereits einige Gespräche mit Gewerbeeigentümern gegeben, aber ein Mietvertrag wurde bisher nicht unterschrieben. Somit hat der CSC Pirna bisher auch keinen Antrag auf den Anbau von Cannabis bei der Landesdirektion Sachsen gestellt.

Andere Vereine sind da weiter. Der CSC Pirna ist gut vernetzt, unter anderem mit dem CSC Meißen, Dresden und Freital. "Einige haben nach unserer Kenntnis bereits Räume gefunden", erzählt Kiehle.

Tabuthema in der Gesellschaft

Trotz der Legalisierung durch den Gesetzgeber sei das Thema in der Gesellschaft oft noch ein Tabu. "Viele können sich mit dem Gedanken nicht anfreunden, dass Cannabis jetzt legal angebaut und konsumiert werden darf", erklärt der Vorstandsvorsitzende vom CSC Pirna. Dabei liegen für ihn die Vorteile auf der Hand. "Zahlreiche Patienten bekommen dringend benötigte Cannabismedikamente nicht von der Krankenkasse bezahlt", sagt er.

Er selbst ist Schmerzpatient, und für ihn ist es ein Traum, gemeinsam legal Cannabis anzubauen. Und das auf medizinischem Niveau - mit Hygieneplan im Hanf-Gebäude, Handschuhen, Dokumentation, Laborproben, Eincheck-App und Überwachungskamera. Für die Clubs gelten laut Gesetz gesonderte Regeln. Beispielsweise dürfen diese Cannabis an Mitglieder für den Eigenbedarf abgeben, damit aber keinen Gewinn machen. Der Jugendschutz werde im CSC Pirna durch Regeln und Kontrollen strikt eingehalten, heißt es.

Auch bestünde durchaus die Chance, durch den legalen Anbau den Schwarzmarkt zurückzudrängen. Ein Gramm Cannabis, abhängig von der Sorte, soll innerhalb des Vereins etwa 4 bis 7,50 Euro kosten. Laut Kiehle würde auf dem Schwarzmarkt für ein Gramm aktuell zwischen 10 und 15 Euro verlangt werden. Damit würde der CSC Pirna die Schwarzmarkt-Preise deutlich unterbieten. "Und das ist gut so", sagt Stefan Kiehle. Denn so könnten sie Abhängige von der Straße wegholen, dem Schwarzmarkt Kunden entziehen, und der Handel wäre offen und gesetzeskonform.

In diesem Zusammenhang würde er sich auch mehr Unterstützung von lokalen Politikern wünschen. Kiehles Fazit: "Wir setzen uns für eine vernünftige Cannabis-Politik ein, dass erwachsene Menschen das Recht haben, Cannabis für persönliche, medizinische oder soziale Zwecke zu nutzen, ohne stigmatisiert zu werden."

Persönliche Anfeindungen im Netz

Wie groß die Vorbehalte jedoch sind, erlebt Stefan Kiehle, der im Netz schon angefeindet wurde, auch ganz persönlich. "Viele denken, dass Cannabis eine Einstiegsdroge ist, was aber nicht stimmt. Bei Cannabis handelt es sich um ein natürliches Heilmittel, Alkohol als Droge ist wesentlich gefährlicher", argumentiert Kiehle. (mit Marlene Seifert)