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Trend zu Secondhand: Wo es in SOE gebrauchte Schnäppchen gibt

Secondhand ist nachhaltig und schont den Geldbeutel. Doch der Handel boomt vor allem online. Sächsische.de hat vier Secondhandläden im Landkreis besucht.

Von Simon Lehnerer
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Diese vier Secondhand-Adressen im Landkreis SOE sollte man auf dem Zettel haben.
Diese vier Secondhand-Adressen im Landkreis SOE sollte man auf dem Zettel haben. © Egbert Kamprath / Karl-Ludwig Ob

Secondhand liegt voll im Trend - gebrauchte Produkte, wie Bekleidung, Bücher oder Möbel werden zunehmend wiederverkauft. Während bis vor wenigen Jahren hauptsächlich Flohmärkte und Secondhandläden als Verkaufsort dienten, boomt seit der Corona-Pandemie der Online-Handel. Auf Plattformen wie "Kleinanzeigen" oder "Vinted" können Privatpersonen gebrauchte Artikel vertreiben und erwerben.

Die Möglichkeit von zu Hause aus zu verkaufen, schadet allerdings kleineren Geschäften, denen dadurch die Kundschaft ausbleibt. Laut der Online-Plattform "Statista", stieg die Nachfrage im Secondhandmarkt insgesamt und speziell im Bereich Kleidung weltweit deutlich in den vergangenen Jahren.

Auch in Deutschland nimmt die Beliebtheit zu. 2023 kauften oder verkauften rund 18 Prozent der Teilnehmenden einer Statista-Umfrage etwas Secondhand. Im Jahr 2021 lag dieser Anteil noch bei 14 Prozent. Secondhand ist nicht nur billiger, sondern auch nachhaltig.

Wie sieht das Angebot im Landkreis SOE aus? Wo findet man Schnäppchen und in welchen Läden versteckt sich vielleicht sogar ein unerwarteter Schatz? Sächsische.de hat vier Secondhandshops im Landkreis besucht.

Kangaroo-cool Fashion - ein Freitaler Urgestein

Im Secondhandshop Kangaroo-cool Fashion in Freital-Deuben ist jeder freie Zentimeter in den Regalen belegt. Wo sich keine Textilien aneinanderreihen, stapeln sich Bücher und Spiele. Seit 25 Jahren versorgt Inhaberin Katrin Raschke Jung und Alt mit gebrauchten Sachen. "Anfangs war der Laden eine Modeboutique, aber ich habe schnell gemerkt, dass es sinnvoller ist, sich auf Secondhand zu konzentrieren", sagt die Possendorferin.

Der An- und Verkauf wird als Kommissionsgeschäft abgewickelt. Bedeutet: Man bringt die Klamotten, Spiele oder Bücher ins Geschäft und bekommt erst sein Geld dafür, wenn jemand anderes die Dinge gekauft hat. "Ich behalte mir vor, manche Sachen, die zu abgetragen oder einfach aus der Mode sind, abzulehnen, weil sie sich nicht verkaufen lassen", so Raschke.

Katrin Raschke feiert mit ihrem Secondhandshop im September 25-jähriges Jubiläum.
Katrin Raschke feiert mit ihrem Secondhandshop im September 25-jähriges Jubiläum. © Egbert Kamprath

Lässt man den Blick durch das etwa 100 Quadratmeter große Geschäft schweifen, fällt auf, dass der Fokus klar auf Kindersachen liegt. "Ich nehme auch Klamotten in Erwachsenengrößen an, aber es ist bewusst jugendliche Mode." Wer seine Klamotten im Secondhandshop lassen möchte, muss einen Termin machen und die Abgabe erfolgt nur saisonal.

Die Preise schwanken je nach Qualität und Marke. "Kleidung die neu schon günstig war, wie von 'Kik' oder 'Primark' kostet natürlich deutlich weniger als Markenklamotten", erklärt Raschke. Bei beliebten Marken wie "Nike" gebe es sogar Wartelisten.

Je nachdem was im Trend liegt, gehen bestimmte Produkte - kaum sind sie angekommen - schon wieder über den Verkaufstresen. "Der Dauerbrenner bei Mädchen war in den letzten Jahren alles, wo Anna und Elsa, die Hauptfiguren des Disney-Films 'die Eiskönigin' aufgedruckt sind", berichtet die Inhaberin.

Besonders froh ist Raschke über die Treue ihrer Kunden. Es gebe Menschen, die schon vor zehn oder fünfzehn Jahren als Kinder mit ihren Eltern im Laden eingekauft hätten und jetzt als Erwachsene mit ihren Kindern vorbeikommen.

Kangaroo-cool Fashion, Bahnhofstraße 9, Freital; Öffnungszeiten: Montag und Mittwoch, 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr; Dienstag und Donnerstag, 13.00 Uhr bis 18.00 Uhr

A&V Schnabel Pirna - im Kampf gegen "Fast Fashion"

Reihen über Reihen an vollgepackten Kleiderständern findet man im An- und Verkauf Schnabel in Pirna. Wie Junior-Chef Mario Schnabel stolz erklärt, ist das Familienunternehmen bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts in der Textilbranche tätig und in Pirna die Anlaufstelle, um gebrachte Waren auf Kommission zu verkaufen. Kleidung macht etwa 80 Prozent der Produkte in dem 1.000 Quadratmeter großen Shop aus. Außerdem sind allerlei Spielsachen, Möbel und Haushaltsgeräte zu finden.

Die große Auswahl an Bekleidung lädt zum Ausprobieren ein. "Viele junge Leute kommen in den Laden, stöbern durch die Reihen und testen neue Styles. Letztens hat eine Kundin ein Gothic-Kleid gekauft und erzählte, sie hätte sich wohl nie in ein Geschäft getraut, das ausschließlich so etwas anbietet", sagt Schnabel.

"Wir machen Slow Fashion": Mario Schnabel hält nichts von billig produzierenden Großkonzernen in der Textilbranche.
"Wir machen Slow Fashion": Mario Schnabel hält nichts von billig produzierenden Großkonzernen in der Textilbranche. © Karl-Ludwig Oberthür

Neben den Schnäppchenpreisen zählt für viele Kunden und die Inhaber des A&V Schnabel gleichermaßen der Nachhaltigkeitsgedanke. Schnabel hat sogenannten "Fast Fashion-Konzernen" wie "Shein" oder "Asos" den Kampf angesagt.

"Fast Fashion" ist ein Geschäftsmodell in der Bekleidungsindustrie, bei dem Kollektionen schnell und trendbezogen designt, unter meist schlechten Arbeitsbedingungen günstig im Ausland produziert und dann für wenige Euro verkauft werden. Kurze Zeit später kommt dann die nächste Kollektion auf den Markt.

"Solche Firmen überschwemmen den Markt mit billigen, aber qualitativ schlechten Produkten. Da lösen sich nach dem vierten Waschen schon die Nähte", sagt der Junior-Chef. Das sei das Gegenteil von nachhaltig. "Wir machen lieber 'Slow Fashion', dieser Aspekt ist mir persönlich wichtig".

A&V Schnabel, Königsteiner Str. 6a, Pirna; Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr; Samstag, 09.00 Uhr bis 13.00 Uhr

Grünschnabel Schmiedeberg - der Online-Profi

Direkt an der B170 im Dippoldiswalder Ortsteil Schmiedeberg springt einem an einer Hauswand der grüne Schnabel des namensgebenden Ladenlogos ins Auge. Seit 2006 kommen Kunden aus dem ganzen Osterzgebirge in Antje Büchners Kinder-Secondhandshop Grünschnabel. Etwa 80 Prozent der Secondhandprodukte in dem 120 Quadratmeter großen Geschäft sind Kindersachen, eine kleine Abteilung gibt es für Damen.

Dass der Trend beim Kauf immer mehr zu online geht, hat die "Ur-Schmiedebergerin" längst erkannt: "Ich habe einige Stammkunden, aber zufällig vorbeikommen tun hier auf dem Dorf die wenigsten. Deshalb habe ich den Online-Shop eingerichtet", sagt Büchner. Im Onlineshop "Antjes-Second-Hand" können nun Kunden aus ganz Deutschland bequem von Zuhause beim Grünschnabel bestellen und bekommen ihre Sachen geliefert.

"Ur-Schmiedebergerin" Antje Büchner geht mit der Zeit und hat schon vieles in ihrem Laden auf online umgestellt.
"Ur-Schmiedebergerin" Antje Büchner geht mit der Zeit und hat schon vieles in ihrem Laden auf online umgestellt. © Egbert Kamprath

Außerdem ist Büchner beim Thema Nachhaltigkeit gleich doppelt engagiert. Sie kooperiert mit der Firma "reuse.me", deutsch "Verwende mich wieder", die recycelte Verpackungen für den Online-Versand benutzt und mit dem Projekt "Shuuz", das gebrauchte Schuhe, die nicht mehr verkauft werden, an Bedürftige aus aller Welt vermittelt.

Billigklamotten, die neu schon nur wenige Euro kosten, nimmt Büchner gar nicht an. Das lohne sich nicht. Wer etwas beim Grünschnabel auf Kommission verkaufen möchte, sollte online einen Termin buchen. Dort kann man auch live verfolgen, welche neuen Sachen gerade im Laden angekommen sind.

Wenn ein neuer Karton mit Kleidung im Schmiedeberger Secondhandshop eintrifft, freut sich die Inhaberin auch nach Jahren in der Branche immer wieder aufs Neue, denn "jede Kiste, die ich aufmache, ist für mich wie eine Schatztruhe".

Grünschabel Kinder-Second-Hand und mehr, Altenberger Straße 52, Dippoldiswalde; Öffnungszeiten: Dienstag und Freitag, 9.00 Uhr bis 12.30 Uhr und 14.00 Uhr bis 18.00 Uhr; Mittwoch, 9.00 Uhr bis 12.30 Uhr; Freitag, 9.00 Uhr bis 12.30 Uhr und 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr; Jeden 1. und 3. Samstag im Monat, 9.00 Uhr bis 11.30 Uhr.

DRK-Gebrauchtwarenhaus Freital - die günstigste Option

Textil, Möbel, Porzellan - im Gebrauchtwarenhaus vom DRK Freital Soziale Dienste in Freital finden sich gebrauchte Dinge aller Art. Anders als bei den drei privat geführten Shops, nimmt das Gebrauchtwarenhaus nur Spenden an, statt anzukaufen. Die Klamotten werden direkt vor Ort abgegeben, stammen aus Haushaltsauflösungen oder kommen aus einem der insgesamt 46 Kleidercontainer, die das DRK-Freital in ihrem Einzugsgebiet aufgestellt hat.

Auf einer Fläche von 600 Quadratmeter können die Besucher stöbern. Viele der guten Sachen sind schnell weg, denn "wir haben Kunden, die täglich kommen und das lohnt sich auch. Wenn unsere Männer die neue Lieferung mitbringen, können sie direkt die besten Stücke abgreifen", erklärt Koordinatorin Kerstin Pohlmeier.

Kerstin Pohlmeier weiß, das Gebrauchtwarenhaus ist nicht nur Einkaufsladen, sondern auch sozialer Treffpunkt.
Kerstin Pohlmeier weiß, das Gebrauchtwarenhaus ist nicht nur Einkaufsladen, sondern auch sozialer Treffpunkt. © Egbert Kamprath

"Unsere Männer" nennt Pohlmeier die Mitarbeiter, die mit dem DRK-Transporter unterwegs sind, um Möbel abzubauen, die Container zu entleeren oder die unbrauchbaren Klamotten - weil sie zu alt, abgetragen oder kaputt sind - zur Textilverwertung zu bringen. "Wenn mich ältere Menschen anrufen und große, sperrige Möbel spenden wollen, sie aber nicht allein abbauen und transportieren können, fahren unsere Mitarbeiter los, um zu helfen", so Pohlmeier.

Die Auswahl an Klamotten ist vielfältig, aber unbeständig. So kann man an einem Tag zufällig ein hochwertiges Markenhemd zum Schnäppchenpreis finden, am anderen vielleicht nichts Passendes. Deswegen sei geraten, öfter vorbeizukommen. Dafür ist es richtig günstig. T-Shirts kosten meist ein bis drei Euro, Hemden gibt's ab vier Euro, Hosen ebenso.

"Bürger die Sozialleistungen vom Staat beziehen, erhalten mit entsprechendem Nachweis 10 Prozent Rabatt", so die Freitalerin. Außerdem sei das DRK-Gebrauchtwarenhaus nicht nur Einkaufsladen, sondern auch sozialer Treffpunkt in Freital-Hainsberg.

DRK-Gebrauchtwarenhaus, Dresdner Str. 303, Freital; Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Freitag, 9.00 Uhr bis 13.00 Uhr; Dienstag und Donnerstag, 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr

Anmerkung: Sächsische.de stand auch im Kontakt mit dem "An- und Verkauf Schicki - Micki" in Rathmannsdorf und den Gebrauchtwarenhäusern der Freitaler Tafel und der Diakonie Dippoldiswalde. Alle drei waren Anlaufstellen für Secondhandprodukte. Leider schließen diese Geschäfte wegen mangelnder Nachfrage oder sind bereits geschlossen.