Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Pirna

Pirnaer Tafel: Lebensmittel für Deutsche am Dienstag, für Ukrainer am Freitag

Die Ausgabe bei der Pirnaer Tafel läuft nun nach Länderzugehörigkeit. Ukrainer und Leute aus muslimisch geprägten Ländern reihen sich nicht mehr gemeinsam in die Warteschlange ein. Das hat seine Gründe.

Von Mareike Huisinga
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Sandra Furkert  (li.) ist die Leiterin der Pirnaer  Tafel. Das Ausgabesystem der Lebensmittel an Bedürftige wurde verändert.
Sandra Furkert (li.) ist die Leiterin der Pirnaer Tafel. Das Ausgabesystem der Lebensmittel an Bedürftige wurde verändert. © privat

Der Andrang bei der Pirnaer Tafel ist ungebrochen hoch, zudem wird die Klientel immer internationaler. Die karitative Einrichtung hat jetzt darauf mit einer Änderung des Ausgabesystems reagiert. Lebensmittel werden nach Sprachzugehörigkeit beziehungsweise nach Nationalität verteilt.

Am Dienstag erhalten deutsche Staatsbürger sowie Zugezogene aus muslimisch geprägten Ländern Brot, Obst, Käse und mehr. Am Mittwoch sind spanischsprechende Interessenten an der Reihe - sie kommen vornehmlich aus Venezuela. Dem Landkreis wurden aus dem Krisenland verstärkt Asylsuchende zugeteilt. Ukrainer erhalten am Freitag Lebensmittelspenden.

Bisher wurden an zwei Tagen für alle Kunden Produkte verteilt. Die Warteschlangen waren zeitweise sehr lang.

Spenden werden gerecht aufgeteilt

Tafelleiterin Sandra Furkert betont, dass das neue System nichts mit Rassismus zu tun habe. "Wir haben immer mehr Menschen verschiedener Nationalitäten, die bei uns Unterstützung suchen. Das bedeutet auch, dass mehr Sprachkenntnisse erforderlich sind, um die Lebensmittel korrekt zu beschreiben und zu verteilen. Mit der Aufteilung nach Nationalitäten können wir gewährleisten, dass unsere Mitarbeiter mit entsprechend kompetenten Sprachkenntnissen an den jeweiligen Ausgabetagen für die Kunden, die eben diese Sprache sprechen, am Start sind. So wird eine gute Kommunikation gewährleistet", sagt sie.

Sie ist seit vielen Jahren die Leiterin der Pirnaer Tafel. In diesem Zusammenhang betont Furkert, dass die Spenden gleichmäßig und gerecht verteilt werden. Bevorzugt oder benachteiligt werde keiner.

Die Kunden würden das neue System gut annehmen, so Furkert. Komplikationen gebe es nicht. Ein Vorteil sei auch, dass sich die Wartenden in der Schlange untereinander unterhalten könnten. "Das schafft Verständigung und so werden Kontakte geknüpft", meint Furkert. Denn obwohl die Ausgaben erst um 12.30 Uhr beginnen, stünden die Kunden bereits oftmals schon um 10 Uhr vor der Tür. Genug Zeit für ein Gespräch in der Muttersprache.

Zahl der zu Versorgenden steigt

Derzeit versorgt die Pirnaer Tafel rund 260 Haushalte in der Woche mit Lebensmitteln. Vor zwei Jahren waren es lediglich 150 Haushalte. Damals gab es noch zwei Ausgabestellen, nämlich die jetzige am Tischerplatz in der Pirnaer Altstadt sowie eine auf dem Sonnenstein. Die Ausgabe auf dem Sonnenstein wurde geschlossen, da das Haus abgerissen werden soll. Geplant ist, dass am Standort ein Seniorenzentrum entsteht.

Aber nicht nur die Zahl der zu versorgenden Haushalte in der Woche ist gestiegen. "Hinzu kommt, dass auch die Haushalte größer werden, nämlich zum Teil bis zu 13 Personen", erklärt Sandra Furkert. Darüber hinaus kämen mittlerweile nicht nur Personen aus Pirna und Umgebung, sondern auch Bedürftige von weiter her, unter anderem aus Wurzen, Riesa und Bischofswerda. "Ich denke, es hat sich herumgesprochen, dass unsere Kunden in Pirna gut und zuverlässig versorgt werden", schätzt die Tafelchefin die Situation ein.

Keine Probleme bei Lebensmittelspenden

Trotz der aktuell hohen Nachfrage habe die Pirnaer Tafel keine Probleme mit Lebensmittelspenden. "Das läuft. Besonders die Discounter und zahlreiche Bäckereien aus Pirna geben wirklich gut ab. Dafür sind wir sehr dankbar." Hinzu kommt derzeit frisches Gemüse, das in dem Tafelgarten an der Gottleuba nahe der Musikschule in Pirna geerntet wird.

Aber auch Privatpersonen denken an die Pirnaer Tafel. "Erst neulich rief uns eine Dame an. Der Großvater sei in Heidenau verstorben. Sie spendete uns 25 Dosen mit Suppe und Eintopf aus dem Nachlass", freut sich Sandra Furkert.

Viele freiwillige Helfer bei der Pirnaer Tafel

Während es früher durchaus Zeiten gab, da die Pirnaer Tafel dringend helfende Hände benötigte, ist dieses Problem aktuell gelöst. Zehn Mitarbeiter kämen über das Jobcenter, so Furkert. Darüber hinaus habe die Einrichtung viele Ehrenamtliche aus allen Nationalitäten. Wer sich einbringen möchte, sei dennoch herzlich willkommen.

"Wir arbeiten hier auf Augenhöhe zusammen", unterstreicht Furkert. Wichtig sei natürlich, dass die Mitarbeiter viel Empathie für die Kunden mitbringen. "Allerdings reden wir hier auch von zum Teil körperlich schwerer Arbeit, wenn es um das Transportieren der Lebensmittelspenden geht." Nicht jeder sei für diesen Job geschaffen.

Ausgabezeiten der Pirnaer Tafel, Tischerplatz 16, Pirna:

  • Montag: nur Spendenabgabe von 8 bis 14 Uhr;
  • Dienstag: Deutsche und Interessenten aus muslimischen Ländern von 12.30 bis 15 Uhr;
  • Mittwoch: Spanisch Sprechende und Neuanmeldungen von 12.30 bis 15 Uhr;
  • Donnerstag: nur Spendenabgabe von 8 bis 14 Uhr;
  • Freitag: Ukrainer von 12.30 bis 15 Uhr.