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Pirna: Endgültiges Aus für neuen Fußgängerüberweg an der Gorkistraße?

Die Freien Wähler fordern, die Mittelinsel in Höhe der Rädelstraße durch einen richtigen Übergang zu ersetzen. Die Stadt lehnt ab. Aber warum?

Von Thomas Möckel
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Mittelinsel auf der Gorkistraße: Aus Sicht der Stadt seit zehn Jahren als Querungshilfe bewährt.
Mittelinsel auf der Gorkistraße: Aus Sicht der Stadt seit zehn Jahren als Querungshilfe bewährt. © Daniel Förster

Im Mai per Anfrage im Stadtentwicklungsausschuss, im Juni dann in einen Stadtratsantrag gegossen, hob die Fraktion "Freie Wähler" im Pirnaer Stadtrat ein Verkehrsthema auf Tableau, was eine stark befahrene Straße in der Innenstadt betrifft. Den Abgeordneten ging es darum, Fußgängern die Passage über die Maxim-Gorki-Straße an einem weiteren Punkt zu erleichtern und diesen Weg sicherer zu gestalten.

Aus Sicht der Freien Wähler sei die Gorkistraße eine der am stärksten frequentierten Strecken im Zentrum, tatsächlich flutet regelmäßig viel Verkehr zwischen Stadtbrücke und Feldschlösschenkreuzung hin und her. Damit Fußgänger die Trasse sicher überqueren können, gibt es unmittelbar am Bahnhof, an der Kreuzung Brückenstraße/Bahnhofstraße/Gorkistraße sowie an der Feldschlösschenkreuzung zur B172 Fußgängerampeln.

Zudem existiert in Höhe der Siegfried-Rädel-Straße eine Mittelinsel, auf der Fußgänger gesichert einen Stopp einlegen können, falls sich die breite Trasse nicht auf einmal überqueren lässt. Den Freien Wählern erscheint dieser Übergang aber als nicht sicher genug.

Übergang verschlechtert Situation für Fußgänger

Daher beantragte die Fraktion, dass die Stadt prüft, stattdessen eine festen, verkehrssicheren Fußgängerüberweg an dieser Stelle einzurichten. Das Erfordernis dafür leiteten die Abgeordneten auch daraus ab, dass sich aufgrund neuer Wohnungen die Einwohnerzahl in diesem Gebiet erhöht habe – und damit auch mehr Fußgänger die Gorkistraße an dieser Stelle überqueren.

Aus einer Antwort der Stadt auf eine diesbezügliche Frage von Fraktionschef Ralf Böhmer ging bereits Mitte Juni hervor, dass die Stadt einen solchen Überweg an dieser Stelle nicht in Betracht zieht und derzeit auch keinen Anlass dafür sieht, die bisherige Variante zu ändern.

Nach Auskunft des Rathauses würden alle Formen der Querungsanlagen für Fußgänger in den Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen auf Grundlage der gefahrenen Geschwindigkeiten, der Verkehrsstärke des Kfz-Verkehrs sowie des Fußgängerverkehrs vorgegeben. Ebenso habe Sachsen eine Handlungsanweisung herausgegeben, die die Einsatzbedingungen von Fußgängerüberwegen vorgibt. Anhand dieser Richtlinien habe Pirna den Bau eines neuen Überweges an der Gorkistraße geprüft – und letztendlich abschlägig beschieden.

Stadt: Mittelinsel hat sich bewährt

Detaillierte Daten zum Kfz-Aufkommen auf der Gorkistraße erhob die Stadt zuletzt 2018. Für den ermittelten Spitzenstundenwert befinde sich die Trasse laut der Stadt an der Kreuzung zur Rädelstraße im Einsatzbereich einer Mittelinsel oder einer Ampelanlage. Erhöht sich das Fußgängeraufkommen, führe dies aus Sicht des Rathauses nicht dazu, dass ein Fußgängerüberweg die bessere Lösung für eine Querungshilfe sei – weil auf diese Weise der Halt in der Straßenmitte wegfalle, was die Situation für einen wachsenden Fußgängerverkehr eher verschlechtere.

Die Mittelinsel bestehe seit etwa zehn Jahren und habe sich hinreichend bewährt. Trotz fehlendem Vorrangs gegenüber dem Fahrzeugverkehr hätten Fußgänger an Mittelinseln mit guter Sicht wie an der fraglichen Stelle eine gute Sicherheitsbilanz. Der Fußgänger bleibe zwar selbst verantwortlich für das Queren der Trasse, jedoch müsse er sich dank der Mittelinsel nur in jeweils eine Richtung versichern. Durch die Ampeln an den benachbarten Kreuzungen entstünden auch hinreichende Lücken im Kfz-Verkehr, um die Gorkistraße gefahrlos zu überqueren.

Darüber hinaus soll gemäß der sächsischen Handlungsanweisung der Abstand von Fußgängerüberwegen zu vorhandenen Ampelanlagen mindestens 200 Meter betragen. Im Falle der Gorkistraße würde dieser Abstand nur 160 Meter betragen.

Sichere Ampeln sind in der Nähe

Dieser Argumentation wollte Böhmer allerdings nicht folgen. Aus seiner Sicht seien die erhobenen Verkehrsdaten von 2018 veraltet, vor allem auch, weil in den Folgejahren in der Nähe viele Wohnungen dazugekommen sind – und damit auch weitere potenzielle Fußgänger.

Auch könne das Argument, die Mittelinsel habe sich seit zehn Jahren bewährt – nicht zählen, da es inzwischen mehr Menschen gebe, die die Gorkistraße an dieser Stelle überqueren. Böhmer bat die Stadt, die Angelegenheit nochmals zu prüfen und das gewünschte Projekt schnellstmöglich umzusetzen.

Jedoch kommt die Stadt auch im August nicht zu einem anderen Ergebnis. Laut des Rathauses ergab auch eine nochmalige Prüfung keinen Anlass, die bewährte Mittelinsel durch einen Fußgängerüberweg zu ersetzen. In welcher Art eine Querungshilfe angeboten würde, hänge von den örtlichen Gegebenheiten und an dieser Stelle insbesondere dem Kfz- und Fußgängeraufkommen ab.

Mehr Wohnungen, mehr Passanten

Bislang gebe es laut der Stadt keinerlei Anzeichen dafür, dass sich das Verkehrsaufkommen seit 2018 derart verändert habe, um die Art der Querungsform neu zu bewerten. Bei einer durchschnittlichen Verkehrsbelastung von gut 16.000 Kfz/24 Stunden falle der Mehrverkehr durch einige im näheren Umfeld entstandene neue Wohnungen kaum ins Gewicht.

Zugenommen haben dürfte aber nach Aussage des Rathauses das Fußgängeraufkommen. In einem solchen Fall gehe die mögliche Querungsform eher weg von einem Fußgängerüberweg und tendiere zu einer Mitteltrennung in Form einer Mittelinsel oder zu einer Fußgängerampel. Den bei einem herkömmlichen Zebrastreifen müssen die Fußgänger stets beide Fahrtrichtungen auf der Straße im Auge behalten. Zudem wären dann die Fußgänger ohne Stopp in der Mitte meist über den gesamten Zebrastreifen verteilt – was für sie die Passage eher gefährlicher mache.

Die in den Sandsteingärten entstandenen Wohnungen, so argumentiert die Stadt, seien fußläufig an den Busbahnhof angebunden, Fußgänger hätten somit eine gesicherte Möglichkeit, die Altstadt über die vorhandene Ampelkreuzung an der Bahnhofstraße zu erreichen. Die in der Hengst-Fabrik entstandenen Wohnungen und auch die an der Gorkistraße geplanten neuen Quartiere lägen ebenfalls in der Nähe einer sicheren Fußgängerampel an der Feldschlösschenkreuzung.