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Müglitztaler Abwasser wird künftig noch besser gereinigt

Die interkommunale Zusammenarbeit der Gemeinde mit Dresden zahlt sich aus. Welche Pläne jetzt umgesetzt werden.

Von Peter Hilbert
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Bürgermeister Michael Neumann (l.) und Abwassermeister Marco Feustel vor der Weesensteiner Kläranlage.
Bürgermeister Michael Neumann (l.) und Abwassermeister Marco Feustel vor der Weesensteiner Kläranlage. © Peter Hilbert

Der Müglitztaler Bürgermeister Michael Neumann (parteilos) und Abwassermeister Marco Feustel von der Stadtentwässerung Dresden stehen in der Weesensteiner Kläranlage an der Altenberger Straße. Direkt vor ihren dreht sich der große Rotationskörper, das Herzstück der Anlage.

Auf der Walze, die sich wie eine schwere Waschmaschinentrommel durch das Abwasser dreht, arbeiten Mikroorganismen in einem dünnen Biofilm. "Sie nutzen den Luftsauerstoff, um den vorhandenen Kohlenstoff aus dem Abwasser zu entfernen. Weiterhin bauen sie verschiedene Stickstoffverbindungen durch unterschiedliche biologische Prozesse ab, sodass der elementare Stickstoff entweichen kann", erläutert Feustel die Technologie.

Der Fortschritt: Interkommunale Zusammenarbeit seit April

Der 45-Jährige ist der Spezialist, der sich seit 2022 um die Abwasseranlagen der Gemeinde kümmert. "Damals hatte die Stadtentwässerung die Überbrückungs-Betriebsführung übernommen", erklärt der Bürgermeister. Dieses Jahr wurde das auf langfristig solide Füße gestellt. Im März hatten Dohna und Müglitztal mit der Stadtentwässerung einen Vertrag zur interkommunalen Zusammenarbeit besiegelt, die im April begann.

Die Stadtentwässerung Dresden übernimmt für die Nachbargemeinden den technischen Betrieb der Abwasseranlagen und leistet organisatorische Unterstützung, unter anderem bei Verwaltungsverfahren, Rechtsstreitigkeiten und der Erstellung von Wirtschaftsplänen.

Mit der interkommunalen Zusammenarbeit gibt es mehrere Vorteile. So die Flexibilität bei der Erledigung der Aufgaben und die Transparenz der Kosten, da kein Gewinn erwirtschaftet werden darf. Im Gegenzug werden sich die kommunalen Bauhöfe um Abwasseranlagen kümmern, so um die Pflege von Regenrückhaltebecken.

In Müglitztal sind die Abwässer von rund 2.000 Menschen zu reinigen. Zu der Gemeinde an den Ausläufern des Osterzgebirges gehören unter anderem Burkhardswalde, Weesenstein, Mühlbach und Maxen. Das Abwasser wird mit zwölf Pumpwerken zu vier vollbiologischen Kläranlagen befördert, die in den 1990er-Jahren gebaut wurden.

In jeder von ihnen wird es mit einer anderen Technologie gereinigt, erläutert der Abwassermeister. In Mühlbach gibt es gleich zwei Kläranlagen. Eine davon reinigt das Abwasser eines Teils des Ortes und von Maxen im Aufstaubetrieb in vier verschiedenen Zyklen. In der zweiten Mühlbacher Anlage setzen Bakterien dem Abwasser in einem Belebungsbecken zu, um es letztlich zu reinigen.

Allerdings gibt es in der Gemeinde noch rund 100 Grundstücke in Schmorsdorf, Falkenhain und Crotta mit Kleinkläranlagen, da ihr Anschluss nicht wirtschaftlich wäre. Jetzt gibt es mehrere Pläne, von denen die Gemeinde, aber auch Dresden profitieren.

Der 1. Plan: Fäkalannahmestation auch für Dresden

Die Mühlbacher Kläranlage, die auch Maxener Abwässer reinigt, solle ertüchtigt werden, erklärt Bürgermeister Neumann. Dabei geht es darum, dass sie nicht nur Klärschlamm von umliegenden Kleinkläranlagen annehmen wird, sondern auch von Grundstücken am Dresdner Stadtrand, so aus dem Schönfelder Hochland. Oder dem Pillnitzer Gebiet. "Dafür wollen wir eine Fäkal-Annahmestation bauen", sagt er.

Wenn der Gemeinderat die Investition von rund 150.000 Euro beschließt, kann der Auftrag ausgeschrieben werden. Dafür sollen Fördermittel eingesetzt werden.

Gebaut wird ein etwa zehn Kubikmeter fassender Behälter, vor dem ein Rechen grobe Stoffe zurückhält. Der Schlamm setzt sich ab, das restliche Abwasser geht in die Kläranlage. "Wir hoffen, dass die Station 2026 in Betrieb gehen kann", sagt der Bürgermeister. "Das wäre ein wesentlicher Schritt bei der interkommunalen Zusammenarbeit."

Der 2. Plan: Neuer Rechen für Burkhardswalder Kläranlage

Umfangreiche Arbeiten sind in Burkhardswalde an der ältesten Müglitztaler Kläranlage von 1998 geplant. "Der Rechen, der die Grobstoffe herausfiltert, soll noch dieses Jahr erneuert werden", erklärt Abwassermeister Feustel. Der Auftrag ist bereits vergeben. Gekauft wurde auch ein zweites Gebläse. Das bläst Luft ins Abwasser und aktiviert die Mikroorganismen, die die Hauptarbeit bei der biologischen Reinigung in der Anlage leisten. "So können die Gebläse abwechselnd zugeschaltet werden, um eine lange Betriebsdauer zu erreichen", nennt Feustel einen Vorteil. Darüber hinaus funktioniert die Kläranlage beim Ausfalle eines Gebläses weiter.

Außerdem muss das Zulaufpumpwerk saniert werden, dass nach dem Rechen das Abwasser ins Klärbecken befördert. Dessen Stahlbecken soll ebenfalls saniert werden, in dem es eine neue Innenverkleidung erhält. Dabei soll auch die Belüftungseinheit für die biologische Reinigung erneuert werden. Geplant ist auch, die Elektroanlage zu sanieren. Gesamtkosten: rund 85.000 Euro.

Der 3. Plan: Bessere Steuerung für Weesenstein

"In der Weesensteiner Kläranlage haben wir Probleme mit dem Abbau des Stickstoffs, der nicht in die Müglitz eingeleitet werden darf", erklärt der Abwassermeister. Die derzeitige Anlage mit ihrer Rotationstrommel ist für die Reinigung der Abwässer von 500 Einwohnern ausgelegt, genutzt wird sie aber nur von 137 Einwohnern. Deshalb soll sie auf 150 Einwohner-Werte verkleinert werden. Wie bei der für Maxen zuständigen Anlage wird die Technologie umgestellt auf eine Aufstaubetrieb in vier Reinigungszyklen, erläutert Feustel. "Der Stickstoff kann dadurch sehr gut abgebaut werden", sagt er.

Der Rotationskörper ist das Herzstück der Weesensteiner Kläranlage. Beim Umbau soll er verschwinden, da die Anlage auf eine andere Technologie umgestellt wird.
Der Rotationskörper ist das Herzstück der Weesensteiner Kläranlage. Beim Umbau soll er verschwinden, da die Anlage auf eine andere Technologie umgestellt wird. © Peter Hilbert

Denn die Reinigungsprozesse können optimal über eine zentrale Steuerung reguliert werden, was bisher nicht so wirksam möglich ist. Der Rotationskörper kommt raus, die Becken werden ertüchtigt und mit Pumpen, Gebläsen und neuer Steuerung ausgestattet. Das kostet rund 65.000 Euro und soll in den nächsten fünf Jahren umgesetzt werden.

Der 4. Plan: Effektivere Gebläse für Mühlbach

Geprüft wird auch, wie die Mühlbacher Kläranlage saniert werden kann. Die alte analoge Steuerung mit Schaltschützen und Zeitschaltuhren muss durch eine digitale ersetzt werden. Die derzeitigen Injektionsbelüfter zerhäckseln beim Lufteintrag die Schlammflocken, sodass sie sich nicht gut absetzen können.

Es gibt zwei Varianten. Entweder werden Gebläse mit effektiveren Tellerbelüftern eingebaut, bei denen sich der Schlamm ordentlich absetzen kann, oder das Abwasser wird zur Maxener Anlage übergeleitet. "Ein Ingenieurbüro prüft derzeit, was effektiver ist", sagt der Abwassermeister.

Das Fazit: Durch Umbauten Abwasserabgaben senken

"Durch diese Umbauten können wir auch die Schadstoffbelastung der Gewässer senken", erklärt der Abwassermeister. Das bringe den Vorteil, dass Abwasserabgaben an den Freistaat erheblich gesenkt werden können. "Wir arbeiten jetzt den Sanierungsstau entsprechend der Notwendigkeiten ab", sagt der Bürgermeister. "Die Mittel dafür werden wir so einsetzen, wie sie uns zur Verfügung stehen."