Das Bootshaus des Pirnaer Rudervereins 1872 auf der Altstadtseite in Pirna ist vom Wasser eingeschlossen. "Wir kommen nicht mehr ran", bestätigt Grit Hermann, Vorsitzende des Pirnaer Rudervereins. Auch, weil das Flutschutztor am Durchlass Klosterstraße/Ecke Rosa-Luxemburg-Straße bereits Anfang der Woche geschlossen wurde. Nach ihren Informationen stehe das Wasser am Mittwochvormittag noch vor den Toren des Hauptgebäudes. "Folglich ist es drinnen noch trocken", sagt Hermann. Sie hofft, dass es so bleibt. Die Boote wurden bereits zuvor gesichert und abtransportiert.
Anders sieht es in dem Gebäude "Carolabad" gleich neben dem Bootshaus aus. Hier befindet sich im Erdgeschoss unter anderem die Werkstatt des Rudervereins. Im Erdgeschoss ist das Elbewasser bereits eingedrungen. "Auch hier haben wir im Vorfeld die Gegenstände in die obere Etage gebracht und sie somit gesichert", berichtet die Vereinsvorsitzende. Ähnlich wie die Wassersportler bangen in diesen Stunden viele Elbanlieger - steit das Wasser doch noch so hoch, dass es in die Gebäude eindringt und Schäden hinterlässt? Hier berichtet Rainer Weiß vom Hotel Elbparadies von seiner Situation.
Vom Ruderverein 1872 aus gesehen rund 800 Meter weiter elbaufwärts am Steinplatz hat der Sportverein Grün-Weiß Pirna, Abteilung Kanu, sein Bootshaus. Die Kanuten sind genauso vom Hochwasser betroffen. "Im Keller unseres Bootshauses steht das Wasser. Das Erdgeschoss ist noch nicht betroffen", sagt Vereinsvorsitzender Ullrich Schulz am Mittwochmittag. Die Mitglieder haben bereits rechtzeitig den Keller geräumt. Auch wurde der Steg mit Ketten extra gesichert, damit er nicht kippt. "Und natürlich mussten wir die Motorboote, die normalerweise am Steg liegen, herausnehmen", sagt Schulz.
Um 12 Uhr am Mittwoch liegt der Pegel in Pirna bei 6,30 Meter. "Das bedeutet Alarmstufe drei", sagt Sebastian Hübner von der Feuerwehr Pirna, Hauptwache. Die Gaststätte und Pension Refugium Elbschlösschen Pirna sei komplett vom Hochwasser eingeschlossen. Ebenso sind die Elbeparkplätze auf beiden Seiten in Pirna gesperrt. "Das betrifft auch zahlreiche Radwege an der Elbe", so Hübner. Schnittstelle für die Altstadtseite ist der Bahndamm. "In den Unterführungen steht das Wasser", sagt der Feuerwehr-Mitarbeiter. Nach Angaben des Landeshochwasserzentrums wird das Elbehochwasser erst am frühen Donnerstagmorgen seinen Scheitelpunkt erreichen. Zuletzt wurde Mittwochabend prognostiziert. Nun soll der Höchstand zwischen 4 und 7 Uhr bei 6,78 Metern in Schöna markiert werden. Danach soll der Pegel sinken, sodass er am späten Freitagabend unter 6 Meter fällt und die Alarmstufe 3 aufgehoben werden kann. Dann gilt nur noch Alarmstufe 2. Beim Landeshochwasserzentrum heißt es mit Blick auf alle Hochwasser führenden Flüsse in Sachsen: "Aufgrund der niederschlagsarmen Witterung in den kommenden Tagen wird die Wasserführung überall weiter zurückgehen."
So hat Sächsische.de am Dienstag, 17. September, berichtet:
Die Elbe wird im Oberen Elbtal weitaus weniger ansteigen als ursprünglich vorhergesagt. Aktuelle Prognosen gehen derzeit davon aus, dass der Scheitel am Mittwoch in der Zeit von 13 bis 16 Uhr erreicht sein wird. Für diesen Zeitpunkt ist in Schöna ein Elbpegel von 6,68 Meter prognostiziert, das sind etwa 30 Zentimeter weniger als zunächst angenommen. Nach den Vorhersagen des Landeshochwasserzentrums soll der Wasserstand dann wieder langsam sinken. Bereits am 20. September gegen 4 Uhr könnte der Richtwert für die Alarmstufe 3 - das sind am Pegel Schöna sechs Meter - bereits wieder unterschritten werden. Allerdings könnte es noch bis Ende des Monats dauern, bis auch die Alarmstufe 1 aufgehoben werden kann.
Besonnen und umsichtig hat man bislang in Bad Schandau reagiert. Das hängt möglicherweise damit zusammen, dass man zum einen in der Kurstadt schon Routine bei Hochwasser hat. Zum anderen aber vor allem damit, dass der Pegel in Schöna nun doch zum Glück nicht auf die einst vom Landeshochwasserzentrum am Sonntag prognostizierten 7,83 Meter steigen wird. Das wiederum hänge damit zusammen, so die Behörde, dass es im Einzugsbereich der Nebenflüsse der Oberen Elbe nicht so stark wie ursprünglich befürchtet, geregnet hat. Deshalb atmet man in Bad Schandau jetzt erst einmal etwas auf, obwohl man sich auch hier auf einen langen Scheitelpunkt eingestellt hat.
Umso größer war am Dienstagmorgen bei einigen der Schock, als am Hotel Elbresidenz am Marktplatz und an der Toskana-Therme die Flutschutzwände aufgestellt wurden. Für die Einwohner ist das auch ein Zeichen, dass es brenzlig wird. Axel Hausmann, Manager der Elbresidenz und der Toskana-World kann beruhigen. "Wir haben etwa 20 Meter Flutschutzwand vor der Elbresidenz und vor der Therme aufgestellt und die dann sofort wieder abgebaut. Da wir eh das ganze immer einmal im Jahr üben, haben wir das gleich genutzt. Das Material war ja da", sagt er. Entsprechend der Prognosen von Sonntag habe man auch das Hotel am Montag geschlossen. Inzwischen ist es aber wieder offen. "Aktuell gibt es nur einige wenige Stornierungen", sagt er.
Neue Einschränkungen in Pirna
Gleichwohl gelten noch weitreichende Einschränkungen im Elbtal, in Pirna sind noch weitere hinzugekommen. So ist das Flutschutztor an der Rosa-Luxemburg-Straße inzwischen verschlossen, das Ruderbootshaus ist daher nicht mehr erreichbar. Bereits seit Montagnachmittag ist auch die Unterführung an der Dohnaischen Straße gesperrt, die Pirnaer Altstadt lässt sich derzeit nicht mehr über Brückenstraße verlassen - und auch nicht erreichen.
Die Zufahrt zur Pirnaer Innenstadt und zur Altstadt ist aber weiterhin über die Bahnhofstraße zu erreichen. Damit Kraftfahrer die Altstadt wieder verlassen können, hat die Stadt vorübergehend die Marktdurchfahrt wieder geöffnet. Die Umleitung aus der Stadt heraus führt über die Lange Straße, Badergasse, Markt, Schlossstraße und Obere Burgstraße.
Talsperre Gottleuba hat zusätzlich Wasser aufgenommen
Durch die Trockenheit der vergangenen Wochen war auch der Wasserstand in der Talsperre Bad Gottleuba geringer als sonst. Zu den 3,5 Millionen Kubikmeter gewöhnlicher Hochwasserrückhalteraum kamen so noch 900.000 Kubikmeter dazu. Somit konnte zusätzlich Wasser aufgenommen werden, teilt die Landestalsperrenverwaltung mit.
Neben den Talsperren wurden auch Hochwasserrückhaltebecken genutzt. Dies betraf im Einzugsgebiet der Gottleuba unter anderem die Hochwasserrückhaltebecken Mordgrundbach, Liebstadt und Friedrichswalde-Ottendorf.
So berichtete Sächsische.de am Montag, 16. September:
Während die Lage im mährischen Landesteil der Tschechischen Republik weiter dramatisch ist, können die Gemeinden im Elbe-Einzugsgebiet aufatmen. Zwar steigen die Pegel in Ústí nad Labem und Děčín immer noch an. Aber sie steigen langsamer als noch am Sonntag. Die wichtigste Nachricht ist aber, dass die Pegel deutlich unter den zunächst vorausgesagten Höchstständen bleiben werden.
Grund für diese erfreuliche Nachricht ist eine erhebliche Drosselung des Abflusses der Talsperren an der Moldau, den sogenannten Moldau-Kaskaden. „Seit Mitternacht haben wir den Abfluss um 200 Kubikmeter je Sekunde gesenkt“, meldet der Wasserbetrieb Moldau.
Damit ändert sich auch die Situation an der Elbe, die mit der Moldau nördlich von Prag bei Mělník zusammenfließt. War das Tschechische Hydrometeorologische Institut (THMI) am Wochenende noch davon ausgegangen, dass der Pegel in Ústí bis zu einer Marke von 8 Metern steigen könnte, bleibt er nun deutlich darunter. Am Montagvormittag lag der Pegel in Ústí bei 6,38 Meter, bei einem Durchfluss von knapp 1.500 Kubikmeter je Sekunde.
Das THMI geht in seiner neuen Modellrechnung für den Pegel Ústí nun nur noch von einem Höchstwert von 6,74 Meter aus. „Das entspricht einem zweijährigen Hochwasser“, sagt Hana Bendová vom Wasserbetrieb Elbe (Povodí Labe). Im Vergleich zu den Höchstmarken bei den Hochwassern 2002 und 2013 fehlen also noch fast vier Meter.
Laut Bendová sei das Vorgehen an den Moldau-Kaskaden entscheidend für den Elbepegel. „Wir haben auch eigene Talsperren an der Elbe sowie den Nebenflüssen, aber die reichen nur dafür aus, die Lage vor Ort unter Kontrolle zu halten, haben aber keinen so großen Einfluss auf die Lage an der Elbe flussabwärts“, so Bendová weiter.
Pegelstände in Tschechien werden langsam sinken
Die Drosselung der Moldau-Talsperren sorgt zugleich dafür, dass auch der Scheitelpunkt früher als bisher erwartet kommt. „In Ústí rechnen wir mit dem Scheitel bereits am Dienstagabend, möglicherweise sogar schon am Nachmittag“, sagt Hana Bendová. Allerdings werden die Pegelstände danach nur langsam sinken, weil die Moldau-Talsperren nach und nach wieder Wasser ablassen müssen.
Anders als im mährischen Landesteil ist die Lage an der tschechischen Elbe zwar angespannt, aber unter Kontrolle. „Wir sperren Uferbereiche und setzen planmäßig Hochwasserschutzmaßnahmen um. Die Evakuierung von Menschen wie in Mähren ist aber nicht nötig“, sagt Romana Macová vom Magistrat in Ústí.
Nachdem am Sonntag in Ústí und Děčín jeweils die dritte Hochwasserwarnstufe ausgerufen wurde, kam es zum Aufbau von weiteren mobilen Hochwasserschutzwänden. Das hatte am Montagmorgen in den Innenstädten von Ústí und Děčín spürbare Verkehrsbeschränkungen zur Folge. In Ústí ist die Uferstraße, die zugleich eine wichtige Fernstraßenverbindung ist, gesperrt. In Děčín musste am Montagvormittag die Straße Předmostí gesperrt werden. Der Elberadweg ist bereits länger gesperrt. Am Sonntag hatte sich zudem die Gierseilfähre in Dolní Žleb nahe der sächsisch-tschechischen Grenze teilweise gelöst und drohte fortgerissen zu werden. Einsatzkräften der Feuerwehr gelang es nach mehreren Stunden die Fähre zu sichern.
Jetzt heißt es in Bad Schandau Sandsäcke füllen
Die Elbe hat auch Bad Schandau noch in Griff. Zum Glück scheint die am Sonntag drohende Alarmstufe 4 abgewendet. Bis Mittwoch soll der Pegel in Schöna laut Landeshochwasserzentrum bis auf rund sieben Meter ansteigen. Am Mittwoch, 7 Uhr, könnte nach den Prognosen der Scheitel erreicht sein.
Immer wieder fahren Polizei und Feuerwehr ihre Kontrollrunden. Dort, wo sich das Wasser seinen Weg in Richtung Stadt bahnt, wurden Sperrschilder, Warnbänder und mobile Absperrungen aufgestellt. Die Mitarbeiter vom Bauhof Bad Schandau haben damit gut zu tun. Fast stündlich knapst die Elbe wieder ein Stück ab. Von der Elbpromenade ist am Montag nicht mehr viel zu sehen. Vor der Toskana-Therme in Richtung Elbe ragen nur noch vereinzelt die Reste der Sträucher aus dem Wasser.
An einigen Häusern liegen die Sandsäcke aufgestapelt vor den Eingangstüren. Auch die Stadt Bad Schandau hat welche zum Befüllen für die Bevölkerung bereit gestellt. Direkte Anlieger werden sie noch brauchen. Andere haben schon vorgesorgt, wie Cosima Harnisch, die Chefin von "Ida's Caf´Stammler" am Markt. Die Eingangstür wurde mit Folie und Sandsäcken geschützt. Gemeinsam mit ihrer Tochter Ida Maria, der Betreiberin, haben sie entschieden, aufgrund der unklaren Hochwasserlage am Montag nicht zu öffnen.
Im Pfarrhaus in Bad Schandau hatten sich am Sonntag viele Helfer eingefunden, um das Haus sowie die Kirche ausräumen. Aufgrund der eher guten Prognosen wurden die Arbeiten erst einmal unterbrochen.
Als ein Schwachpunkt entwickelt sich mittlerweile die Kirnitzsch. Diese kann nicht mehr abfließen. Der Rückstau der Elbe steigt. "Viel Platz ist nicht mehr unter den Brücken. Aber wir hoffen, dass alles gut geht", sagt ein Passant.
In der Kirnitzschtalklinik will man gewappnet sein. Die Flutschutzwände wurden dort am Montag aufgestellt.
Im Kurort Rathen staut sich der Grünbach
Von der einen Seite drückt die Elbe in den Kurort Rathen und von der anderen Seit der Grünbach. Dort gab es bereits in der Nacht zum Montag leichte Überschwemmungen.
Um die Altstadt zu schützen: Pirna schließt Flutschutztor
Nach der Sperrung des Elbeparkplatzes in Pirna haben Feuerwehrleute in der Nacht zum Montag das
stationäre Flutschutztor an der Bahnunterführung Klosterstraße/Ecke
Rosa-Luxemburg-Straße geschlossen. Das geschah vorsorglich, um die Innenstadt zu schützen. Die internationale Bahnstrecke im Elbtal ist nicht betroffen.
In Pirna-Copitz ist die Unterführung unter der Stadtbrücke im Zuge der Pratzschwitzer Straße gesperrt. Der tiefste Punkt der Unterführung steht unter Wasser.
Folgende Straßen und Parkplätze sind seit Montag, dem 16. September, gesperrt:
- Elbeparkplatz auf der Altstadtseite
- Fluttor an der Rosa-Luxemburg-Straße. Das heißt, das Ruderbootshaus ist nicht mehr erreichbar.
- Elberadweg
- Niedervogelgesang/Obervogelgesang
- Elbeparkplatz auf Copitzer Seite
- Brückenschleife in Copitz
- Oberposta
- Postaer Straße
- Holzbrücke Radweg in Pratzschwitz
Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass weitere Straßen und Zufahrten ebenfalls gesperrt werden müssen, nämlich die Unterführung Dohnaische Straße sowie die Verkehrsfläche Am Zwinger.
Aufgrund der Hochwasserlage wurde der Wochenmarkt am 18. September abgesagt.
Elbe erreicht fast den Elberadweg in Heidenau
Was alle zwei Jahre geübt wird, war jetzt die erste Maßnahme in Heidenau: Feuerwehr und Bauhof haben bereits am Sonntag die Hochwasserschutzwand an der Pirnaer Straße mit den mobilen Elementen geschlossen. Anliegende Firmen wie die Papierfabrik und die Malzfabrik schlossen die Schieber, so dass es keinen Rückstau gibt. Insgesamt rund 15 Schieber wurden geschlossen, sagt Bürgermeister Jürgen Opitz (CDU).
Gesperrt ist auch die Elbstraße ab dem Damm, obwohl das Wasser der Elbe noch sehr weit davon entfernt ist. Die Elbe schwappt im Bereich der Fähre, deren Anleger unter Wasser steht und die nicht mehr verkehrt, inzwischen stellenweise bis an den Elberadweg. Die unmittelbar am Weg liegende Beachbar hatte bereits am Sonnabend vorzeitig ihre Saison beendet und abgebaut.
Die Reparatur des Weges zwischen der Hafenstraße und dem Elberadweg wurde verschoben, sie sollte am 16. September beginnen.
Die Veranstaltung des Singekreises Heidenau am 21. September auf der Festwiese unweit der Elbe Wiese gibt es zwar mit dem Marktplatz einen Plan B, der aber aus derzeitiger Sicht nicht genutzt werden muss. So weit werde das Wasser aller Voraussicht nicht kommen, sagt Opitz.
Bisher ist es ansonsten in Heidenau relativ ruhig, auch gibt es keine weitgehenden Sperrungen oder Beeinträchtigungen. Man werde wohl mit einem hellblauen Auge davonkommen, sagt Opitz.
Landratsamt gibt noch keine Entwarnung
Die aktuellen Prognosen zur Hochwasserlage an der Elbe haben sich leicht entspannt. Der langsamere Anstieg des Wasserstandes gebe Anlass zu vorsichtigem Optimismus, dennoch kann zum heutigen Zeitpunkt leider keine Entwarnung gegeben werden, heißt es aus dem Landratsamt in Pirna.
Aktuell erwartet das Landeshochwasserzentrum den Hochwasserscheitel am Pegel Schöna in der ersten Tageshälfte am Mittwoch, dem 18. September, im mittleren Bereich der Alarmstufe, dies würde einen Wasserstand von 600 bis 750 cm bedeuten. Die Prognosen scheinen sich zu verstetigen.
In den vergangenen Tagen habe sich der Prognoseverlauf des Hochwassers und der vorhergesagten Alarmstufen wiederholt geändert. Neben den Niederschlägen sei die Ursache hierfür, dass auf tschechischer Seite die Wasserstände der Elbe durch das Anstauen und Entlasten der Staustufen ausbalanciert werden, heißt es aus dem Landratsamt. Die Wettervorhersagen für das Gebiet des Landkreises sowie für den Verlauf der Elbe auf tschechischer Seite sagen jedoch in den nächsten Tagen keine, beziehungsweise keine nennenswerten weiteren Niederschlagsmengen voraus. Deshalb gehe man von den derzeitigen Prognosen auch weiter aus.
Von den Nebenflüssen der Elbe geht keine Gefahr aus
Das Osterzgebirge und der Dresdner Süden scheinen mit einem blauen Auge davonzukommen. Nach dem Dauerregen der vergangenen Tage präsentierten sich auch am Montagnachmittag sämtliche Pegel der oberen Elbzuflüsse im grünen Bereich. Mitunter gingen die Wasserstände bereits zurück.
Für Aufmerksamkeit sorgte indes der Lockwitzbach in der Gemeinde Kreischa. Das Fließgewässer erreichte zu Wochenbeginn zwischenzeitlich die Alarmstufe 1. Für Bürgermeister Frank Schöning allerdings kein Grund zur Panik: "Ein Hochwasser der Stufe 1 tritt relativ oft auf", erklärte der Kommunalpolitiker.
Vor allem im Frühjahr bei Schmelzwasser sei das zu beobachten, aber auch bei Starkregen im vorgelagerten Gebiet Richtung Osterzgebirge. "Insofern ist dies kein ungewöhnlicher Vorgang für uns, zumal die jetzigen Regenfälle relativ lange im Voraus bekanntwurden. Die Lage und Ereignisse 2002 und 2013 waren da wesentlich anders und auch mit anderen Regenmengen in kurzer Zeit am Oberlauf versehen." Das Wasser fließe zwar etwas stärker als sonst aber normal ab. Frank Schöning: "Es sind keine besonderen Vorkommnisse bekannt."
Der Pegel schwankte zu diesem Zeitpunkt um 61 Zentimeter. Gegen 15.45 Uhr war dieser bereits schon wieder unterschritten worden, wie das Landeshochwasserzentrum auf seiner Internetseite informierte. Aufgrund dieser Lage, so das Kreischaer Gemeindeoberhaupt, befände sich die Feuerwehr nicht im "operativen" Einsatz. Wohl aber stünden die Kameraden samt Technik bereit, sollten sie anderswo in der Region gebraucht werden.
Doch danach sah es nicht aus. Mittlerweile schätzen Experten die Lage so ein, dass im Laufe des Tages eine Wetterberuhigung einsetzt. Demnach ist es am Abend und in der Nacht zum Dienstag meist bewölkt und niederschlagsfrei. Ab Dienstag werden dann keine Regenfälle mehr erwartet.
Norbert Märcz, Chef des Wettervereins Zinnwald, verfolgte das jüngste Wettergeschehen genau. Weshalb das Osterzgebirge im Vergleich zu anderen Regionen in Osteuropa vergleichsweise glimpflich davonkommt, erklärte er damit, dass die trockenen Böden imstande waren, wie ein Schwamm viel Feuchtigkeit aufzunehmen. Das wiederum habe sich auf die Gewässer ausgewirkt. Dort blieb es bislang relativ entspannt. Das Landeshochwasserzentrum meldete sowohl für Müglitz als auch Weißeritz und andere Bach- und Flussläufe keine Flutgefahr.
Noch bevor der zum Teil massive Dauerregen einsetzte, war aus den Talsperren in Klingenberg und Malter kontrolliert Wasser abgelassen worden, um entsprechenden Stauraum für die angekündigten Niederschlagsmengen zu schaffen. Allein von Freitag bis Sonnabend ließen sich im Osterzgebirge stellenweise um die 90 Liter pro Quadratmeter registrieren. Nach einer Regenpause war von Sonntagvormittag bis zum Montagnachmittag beziehungsweise -abend mit weiteren bis zu 70 Litern auf den Quadratmetern gerechnet worden.
Inzwischen teilte auch das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie mit, dass die Niederschlagsmengen der vergangenen Tage in den Einzugsgebieten der Flüsse aus dem Osterzgebirge bei Weitem nicht die Mengen erreichten, die in den oberen Einzugsgebieten von Elbe, Moldau und Lausitzer Neiße gefallen sind.
Allerdings steige in einigen Gewässerabschnitten die Wasserführung infolge der bis Montagvormittag gefallenen Niederschläge noch geringfügig an. "Insgesamt ist ab der kommenden Nacht in den Osterzgebirgsflüssen durchgängig mit fallenden Wasserständen zu rechnen", erklärte Behördensprecher Falk Hofer.
Ein Grund liege auch darin, dass das Niederschlagsgeschehen der sogenannten Vb-Wetterlage seinen Schwerpunkt südlich bis östlich von Sachsen gehabt habe. "Das Osterzgebirge war, im Gegensatz zum Ereignis im August 2002, nur am Rande betroffen." Somit sollte sich sowohl an der Roten als auch an der Wilden und Vereinigten Weißeritz sowie dem Lockwitzbach keine Hochwassersituation ausbilden.
So hat Sächsische.de am Wochenende berichtet
Sonntag, 17.30 Uhr: Dort, wo am Sonnabendnachmittag an der Elbpromenade noch Touristen flanierten, steht am Sonntagmorgen schon das Wasser. Die Elbe ist rasant angestiegen. Einige Anlieger hatten bereits am Freitag damit begonnen, Garagen und Keller auszuräumen. Auch Konstanze Bittner ist mulmig geworden. Mit vielen Helfern räumt sie am Sonntagmorgen ihr Geschäft Hollerbusch Naturwaren am Markt in Bad Schandau aus. "Wir hoffen nicht, dass das Wasser so hoch steigt. Aber wir treffen Vorsorge, auch die Möbel kommen raus", sagt sie. Ihre Befürchtungen sind nicht unbegründet. Am Sonnabendnachmittag hatte die Elbe mit 4,05 Metern die Alarmstufe 1 erreicht. Nur wenige Stunden später, am Sonntagmorgen waren es schon 5,07 Meter. Bereits am späten Abend wird schon die Warnstufe 3 erwartet.
Laut Landeshochwasserzentrum ist im tschechischen Einzugsgebiet der Moldau und Elbe die Wasserführung noch einmal sehr stark angestiegen.
Insbesondere aus der oberen Elbe würden sehr hohe Abflussmengen erwartet. Die Abgabe aus den
Moldaukaskaden werde so gesteuert, dass in Prag am Pegel Praha – Chuchle der Durchfluss von 1000 m³/s nicht
überschritten wird. Für den Pegel Ústí nad Labem wird nach aktueller Einschätzung des Tschechischen
Hydrometeorologischen Institutes (CHMU) der Hochwasserscheitel in der Nacht von Mittwoch, 18. September, zum
Donnerstag, dem 19. September mit ca. 2000 m³/s erwartet.
Für die Elbe am Pegel Schöna würde das bedeuten, dass etwa Dienstagmittag mit einem Stand von 7,54 Meter die Alarmstufe vier überschritten wird. Nach derzeitigen Prognosen der Landeshochwasserzentrale könnte die Elbe dann am 18. September nach derzeitigen Prognosen einen Pegelstand von etwa 7,51 Metern erreicht haben.
Unweigerlich kommen in dem Zusammenhang Erinnerungen an die Jahrhundertflut 2002 und die Flut von 2013 auf. Allerdings wird diesmal mit einem glimpflicheren Verlauf gerechnet. Am 6. Juni vor elf Jahren war ein Spitzenwert von 10,65 Metern registriert worden. Im Jahr 2002 waren es sogar 12,04 Meter. Die aktuellen und prognostizierten Wasserstände lassen sich hier finden.
Hochwasservorbereitung elbabwärts in vollem Gang
Auch elbabwärts laufen die Vorbereitungen. So wurde die Fähre zwischen Königstein und Halbestadt eingestellt und in den Prossener Hafen verlegt. Läuft das Wasser durch die Bahnunterführung, sind die Fahrzeuge auf der unteren Bahnhofstraße in Gefahr. Anwohnern mit einem Parkausweis hat die Stadt Königstein vorsorglich die Parkplätze Am Wasserfall und an der Bielastraße zur Verfügung gestellt.
In Pirna haben die Rudersportler die Bootshallen vom Bootshaus leer geräumt. Die Boote wurden verladen, abtransportiert und in Sicherheit gebracht. Außerdem hatte die Stadt angekündigt, das Fluttor an der Rosa-Luxemburg zu schließen. Damit ist der Bereich rund um das Ruderbootshaus, dem sogenannten Carolabad, nicht mehr mit dem Fahrzeug zu erreichen.
Zahlreiche Einschränkungen im öffentlichen Nahverkehr
Der Betrieb des Wanderschiffs, der Fähre F1 Schöna – Hřensko sowie der Fähre F9 Pirna Altstadt – Copitz wurde eingestellt. Nach jetzigem Kenntnisstand sind die Schulen im Landkreis am 16. September 2024 geöffnet und der Schülerverkehr kann ohne Einschränkungen planmäßig durchgeführt werden. Auch hierzu wird bei geänderten Erkenntnissen informiert. Allerdings hat der Regionalverkehr Sächsische Schweiz-Osterzgebirge einige Linien umverlegt beziehungsweise Haltestellen gestrichen.
Linien
238, 239: Hochwasser im Bereich des Wendeplatzes Stadt Wehlen. Die
Haltestelle Stadt Wehlen, Karl-Marx-Platz (Elbufer) wird nicht bedient.
Alle
Linien in Bad Schandau: Ab Montagmorgen, 16. September, wird es zur
Verlegung der Haltestellen in Bad Schandau, Stadt kommen. Da die
Haltestellen am Elbkai nicht bedient werden können, werden
Ersatzhaltestellen auf der Elbstraße eingerichtet.
Folgende RVSOE-Fähren sind bis auf Weiteres außer Betrieb:
Fährstelle F1 Schöna - Hřensko
Fährstelle F3/F4 Postelwitz - Krippen - Bad Schandau, Elbkai
Fährstelle F6 Königstein - Halbestadt
Fährstelle F9 Pirna, Altstadt - Copitz
Fähre Heidenau - Birkwitz
Starke Regenfälle auch im Osterzgebirge
Weniger brenzlig gestaltete sich die Situation am Wochenende im Osterzgebirge. Dort hatte zwar eine erste Regenfront in einigen Teilen der Region für Niederschlagsmengen von bis zu 90 Litern auf den Quadratmeter gesorgt. Allerdings hätten die trockenen Böden das Wasser wie ein großer Schwamm auffangen können, so Norbert Märcz, Chef des Wettervereins Zinnwald. Das wiederum habe sich auf die Gewässer ausgewirkt.
In den Flussläufen blieb es auch am Sonntagnachmittag relativ entspannt. Das Landeshochwasserzentrum meldete sowohl für Müglitz als auch Weißeritz und andere Fließgewässer zunächst keine Flutgefahr. Das alles sei jedoch lediglich eine Momentaufnahme, hieß es wiederum von den Meteorologen aus Zinnwald.
Denn ein neues, von Osten einströmendes Regengebiet bringe nochmals kräftige Niederschlagsmengen mit sich. Laut Computerberechnungen muss innerhalb weniger Stunden stellenweise mit bis zu 70 Litern pro Quadratmeter gerechnet werden. Vor allem am Montagmorgen und in den Vormittagsstunden sei mit starken Regenfällen zu rechnen. Eine Unwetterwarnung vor Dauerregen mit wechselnder Intensität wurde herausgegeben. Demnach drohe Gefahr durch vereinzelte Überflutungen von Straßen und Unterführungen. Autofahrer sollten ihr Fahrverhalten entsprechend anpassen und überflutete Abschnitte meiden.
Die Feuerwehren im Großraum Dippoldiswalde befinden sich derweil in Alarmbereitschaft – auch weil der Deutsche Wetterdienst für das Osterzgebirge gleichzeitig eine Warnung vor Sturmböen herausgab. Aus den Talsperren in Klingenberg und Malter war schon in den vergangenen Tagen kontrolliert Wasser abgelassen worden, um Platz zu schaffen für die angekündigten Niederschlagsmengen.