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SZ + Pirna

Im Zeichen des Kreuzes

An der Elbe in Pirna stand drei Tage ein besonderes Kreuz. Seine Initiatorin und die Menschen, die rund um das Kreuz zusammenkamen.

Von Heike Sabel
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Linda stand gerade Querflöte spielend auf der Bühne. Nun macht Mutter Yvonne Weber ein Foto.
Linda stand gerade Querflöte spielend auf der Bühne. Nun macht Mutter Yvonne Weber ein Foto. © Mike Jäger

Elbe + Kirche + Zukunft + Pirna = Elbekirchentag. Multipliziert mit vielen aufgeschlossenen und lächelnden Menschen, Musik und Austausch, Essen und Sonne machte es ein Fest des Lebens und der Zuversicht. Pirna erlebte von Freitagabend bis Sonntag den zwölften Elbekirchentag. Unter dem Motto "WassERleben" kamen Menschen entlang der Elbe an die Elbe, auf den Markt und in die Kirchen der Stadt. Die Pirnaer und der gesamte Kirchenbezirk waren die Gastgeber, hatten die Arbeit und genossen das Fest genauso wie ihre Gäste.

Während der drei Tage steht an der Elbe neben der großen Bühne ein Kreuz. Ein Kreuz bei einem Kirchentag überrascht nicht. Seine Geschichte dann doch. Es ist das Elbe-Wasser-Kreuz, das 1995 von deutschen und tschechischen Christen aus abgestorbenen Ästen in der Nähe der Elbequelle im Riesengebirge gebaut wurde. Erika Tipke ist eine der Initiatoren, die es seither zu jedem Kirchentag - an der Elbe und anderen - gebracht hat. Die inzwischen 80-Jährige aus Bleckede-Breetze in Niedersachsen hatte es meist mit ihrem Transporter von Ort zu Ort gefahren. Diesmal wurde es bei ihr abgeholt.

Orte für stille und diskutierende Begegnung

Die Stände und Zelte an der Elbe glichen einem bunten Campinglager. Katrin Purtak vom Pirnaer Museum lud in Teile der Landsleute-Ausstellung, zu Gesprächen über Heimat ein und animierte die Gäste zum Mitmachen. Der Gottleubaer Pfarrer Tillmann Reichardt schlug hier mit jungen Leuten Zelte auf, in denen sie auch übernachteten. Am Sonnabendmittag kaufte Reichardt noch rasch die Brötchen fürs Sonntagsfrühstück, am Nachmittag bot er auf dem Markt im Rahmen des Kaffeetrinkens der Kirchgemeinden Fußwaschungen an. Sie sind ein Zeichen demütiger Nächstenliebe.

Die Frau mit dem Kreuz: Es war die Idee von Erika Tipke und seither bringt sie das Kreuz von Ort zu Ort.
Die Frau mit dem Kreuz: Es war die Idee von Erika Tipke und seither bringt sie das Kreuz von Ort zu Ort. © Mike Jäger

Während Erika Tipke erzählt, unterbricht sie sich selbst immer wieder. Sie geht auf eine vorbeigehende Frau zu, die einen Notenständer trägt und vorher musiziert hatte. "Ich muss dich mal drücken", sagt sie zu ihr. Zu anderen ruft sie: "Das habt ihr schön gemacht." Von Freunden, die sie vor 20 Jahren in Meißen kennengelernt hat, verabschiedet sie sich. Zwischendurch hat sie noch eine Broschüre über die Gedenkstätte auf dem Sonnenstein für einen Bekannten organisiert.

Es gab am Wochenende die stillen Pirnaer Orte, die zum Diskutieren und die zum Feiern - und die zum Abkühlen. Die Klosterkirche war der wohl kühlste Ort am Sonnabend. Hier wurde Bibelarbeit angeboten und stand das rote Sofa, auf dem Menschen zur Bibel interviewt worden. Zu Diskussionsorten wurden viele spontane Begegnungen und die geplanten Gespräche auf der Hauptbühne an der Elbe. In den Runden wurden Gedanken geäußert, die das derzeitige Zusammenleben beschreiben. Theologe Philipp Räubig von der Ruhr-Universität Bochum sagte zum Beispiel: "Das Problem ist größer als die Summe seiner Teile." Aber auch: Die begrenzten Möglichkeiten anerkennen, ohne Verantwortung wegzuschieben.

"Zukunft gestern": Das Theater der Pirnaer Schüler

Mit den aktuellen Problemen der Gegenwart und Zukunft setzten sich auch Schüler des Pirnaer evangelischen Schulzentrums auseinander. "Zukunft gestern" haben sie selbst geschrieben und inszeniert. Fünf Schüler und wie sie den Klimawandel sehen - oder eben nicht, was sie tun - oder nicht. Ihre Botschaft: Mehr tun, solange wir es noch können. Das ist auch die Botschaft des Pirnaer Elbekirchentages. Ohne dass die jeder ausspricht, wird sie gelebt.

Erika Tipke will weitermachen. Das Kreuz hat in fast 30 Jahren schon etwas gelitten. Das ist mehr Symbol als wirklich ein Problem. Die nächste Station für Erika Tipke und das Kreuz ist 2025 beim Kirchentag in Hannover.