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Wie Pirna zu einer Uraufführung kommt

Am Anfang waren Gedichte. Bis sie als Antonios Geschichte vom Licht erklingen, dauerte es etwas. Dabei spielten auch Beziehungen eine Rolle.

Von Heike Sabel
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Die Pirnaer Abendmusiken gibt es seit 25 Jahren - eine Uraufführung das erste Mal. Grund zur Freude nicht nur bei Florian Mauersberger.
Die Pirnaer Abendmusiken gibt es seit 25 Jahren - eine Uraufführung das erste Mal. Grund zur Freude nicht nur bei Florian Mauersberger. © Mike Jäger

In Kirchen erklingt meist Musik, die alt ist und vertraut und die man genauso hören will. Diese Erwartungen werden am 8. August in Pirna nicht erfüllt. Dann erklingt in der Marienkirche im Rahmen der 25. Pirnaer Abendmusiken eine Uraufführung. So etwas kommt nicht so oft vor und hat in diesem Fall eine besondere Geschichte.

Am Anfang waren die Gedichte der österreichischen Lyrikerin Ingeborg Gossel-Pacher. Nach ihrem Tod 2010 wollte ihre Familie aus Franken ihre Gedichte vertonen lassen. Das übernahm der 1988 geborene Sebastian Paul Rehnert. Er und die Familie kannten sich bereits. Er war an der Berufsfachschule für Musik im fränkischen Kronach, studierte an der Hochschule für Musik in Dresden. Bereits 2018 hatten Rehnert und die Familie zusammengearbeitet. Damals gab es eine gemeinsame Veranstaltung in Bad Staffelstein, bei der Rehnerts Celloduett „Eigentlich ist Glück da“ uraufgeführt und der Mann von Ingeborg Gossel-Pacher, Werner Gossel, Gedichte und Texte von ihr las.

Den Noten erstmals einen Klang geben

Die Texte waren da, dann auch die Musik. Das war vor etwa drei Jahren. Nun sollte das alles nicht in einer Schublade ruhen, sondern aufgeführt werden. So kam der Pirnaer Kantor Florian Mauersberger ins Spiel. Der sächsische Landeskirchenmusikdirektor, an den sich die Familie der Dichterin gewandt hatte, empfahl ihn. Mauersberger hat sich die Partitur angeschaut und zugesagt, "weil die Musik erfrischend, nicht nur experimentell, sondern auch zu Herzen gehend ist." Und eine Uraufführung ist eine Herausforderung. "Es gibt noch keinen Klang zu den Noten", sagt Mauersberger.

Antonio sucht das Licht: Eine Weihnachtsgeschichte fürs ganze Jahr. Zum ersten Mal ist sie am 8. August in Pirna zu hören.
Antonio sucht das Licht: Eine Weihnachtsgeschichte fürs ganze Jahr. Zum ersten Mal ist sie am 8. August in Pirna zu hören. © Mike Jäger

Natürlich gefällt Mauersberger auch die Geschichte von Antonio und seiner Suche nach dem Licht im Lärm. Er trifft Menschen, die nicht sehen wollen, die Hirten, Engel und die Weisen und findet das Licht bei Maria. Eine Geschichte, die nach Weihnachten klingt, damit zu tun hat und doch nicht nur. "Das Licht außerhalb von Weihnachten suchen und finden", das hat Mauersberger interessiert.

45 Laiensänger, vier Solisten und 17 Orchester-Musiker

Der 33-jährige Kantor, 45 Laiensänger, vier Solisten und 17 Orchester-Musiker ließen sich darauf ein, die Geschichte von Antonio zum ersten Mal musikalisch zu erzählen. Die Sänger aus Pirna und der Umgebung haben seit Februar einen Sonnabend monatlich geprobt. Das Orchester spielt am Dienstag, zwei Tage vor der Aufführung, erstmals zusammen, "aber das ist so üblich", sagt Mauersberger. Am Mittwoch wird eine CD aufgenommen. Damit haben dann alle, die das Antonio-Lyrik-Oratorium später einmal aufführen, das was die Pirnaer nicht hatten, ein Hör-Beispiel.

Am 8. August sind dann auch Komponist Rehnert sowie die Familie der Lyrikerin in Pirna. Es ist einen Tag vor dem ihrem 14. Todestag. Die Uraufführung ist ein würdiger Rahmen für ihre Ehrung und für alle Beteiligten und Zuhörer, sagt Mauersberger und ein Höhepunkt auch für ihn, der seit 2021 Kantor und Organist in Pirna ist. Seine beiden Vorgänger waren über 30 und 20 Jahre im Amt. Wie lange Mauersberger bleibt, weiß er noch nicht, aber eine Weile auf jeden Fall noch. Vielleicht erlebt Pirna durch und mit ihm ja noch einmal eine Uraufführung.

Pirnaer Abendmusiken, seit 1999 im Juli und August jeden Donnerstag, 19.30 Uhr. Uraufführung am 8. August. Eintritt: sechs Euro, ermäßigt fünf Euro, die Dauerkarten für eine Saison kosten 35 bzw. 30 Euro.