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Schokoladenmanufaktur Heidenau: Fünf Spezialitäten einer 20-Jährigen

Vom Küchentisch bis zur Schokoladenschule, von der Bohne bis zum Eis: Marcus und Iris Schürer leben Schokolade.

Von Heike Sabel
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Zu Gast bei sich selbst: Iris und Marcus Schürer leben seit 20 Jahren den Schokoladentraum.
Zu Gast bei sich selbst: Iris und Marcus Schürer leben seit 20 Jahren den Schokoladentraum. © Mike Jäger

"Schokolade löst keine Probleme. Tut ein Apfel aber auch nicht." Das ist einer der Sprüche, der in der Heidenauer Schokoladenmanufaktur hängt und die Besucher begleitet. Wenn man sie wieder verlässt, würde man gern sagen: "Doch." Schokolade ist Genuss, Lebenseinstellung, einen Moment anhalten. Der Moment von Marcus Schürer dauert nun schon 20 Jahre.

2004 begann er in der heimischen Küche mit den ersten Kreationen, seit acht Jahren befinden sich die Küche, das Geschäft und das Café in der Schokoladenschule, der ehemaligen Ludwig-Richter-Schule in Heidenau. 20 Jahre, in denen sich Geschmack und eigener Anspruch geändert haben, Neues hinzugekommen und manches geblieben ist.

Den Kakao-Bauern kennen

Das tonnenweise Produzieren von Schokolade für Wiederverkäufer hat Marcus Schürer zugunsten der eigenen Kreativität reduziert. Damit ist die entsprechende Anlage zwar unproduktiv, der Chocolatier dafür umso mehr. "Zurück zu den Wurzeln", sagt er. Die Schokolade ist für ihn das Fundament für schöne Dinge, für seine Handschrift.

Die Schürers sind eigens nach Kolumbien gefahren, woher ein Großteil ihres Kakaos kommt. "Ich möchte den Kakao-Bauern in die Augen sehen und nicht große Ketten und Händler bedienen", sagt Marcus Schürer. Er bezieht den Kakao zwar auch jetzt von einem Händler, aber er weiß, wo er herkommt, kennt die Produzenten und Familien und deren Bedingungen vor Ort. Fair Trade, fairer Handel, den viele wollen, erhält so ein Gesicht. "Von der Verkostung auf der Plantage bis zur Produktion hier ist ein langer Weg und den Leuten hier geht oft ein Licht auf, wenn wir davon erzählen", sagt Iris Schürer. Sie und ihr Mann reden nicht aufdringlich, aber unablässig davon.

Das perfekte Schokoladen-Team

Iris und Marcus Schürer sind das perfekte Schokoladen-Team: Er macht die Schokolade, sie das kreative "Drumherum" und gemeinsam entwickeln sie die schokoladige Schule und ihr Umfeld. Vier Veranstaltungen im Jahr gehören dazu - eine ist am Sonnabend das Schokoladen-Wunderland anlässlich der 20 Jahre, im Dezember folgt noch der Weihnachtsmarkt. Nächstes Jahr sollen die Parkplätze erweitert und der Hof noch schöner gestaltet werden. Und dann würden Schürer gern die lokalen und regionalen Produzenten noch mehr verbinden. Schokolade löst kein Problem, aber das ist ja auch kein Problem, sondern eine Aufgabe.

Trüffel belgischer Art: Der Klassiker

Einmal Trüffel, immer Trüffel: Mit ihm begann es und hört noch lange nicht auf.
Einmal Trüffel, immer Trüffel: Mit ihm begann es und hört noch lange nicht auf. © Mike Jäger

Am Anfang waren die Trüffel belgischer Art - und sie gibt es bis heute. Mit den Trüffeln begann Marcus Schürer in der Küche am Tisch seine Schokoladen-Laufbahn. Cremig und dunkel und mit einem zusätzlichen Schokoladenüberzug. Dass es gerade mit den Trüffeln begann, war eher Zufall. Marcus Schürer hatte sich etwas herausgesucht, was schnell guten Anklang fand. Gleich danach kamen die "Königsteiner Festungsimmobilien". Als Reverenz an den ersten Verkaufsort stellte er die einzelnen Gebäude der Festung als Schokoladenformen her.

Die Apfelringe: Regionaler geht nicht

Obst und Schokolade ergänzen sich prima, noch mehr, wenn das Obst aus der Region kommt.
Obst und Schokolade ergänzen sich prima, noch mehr, wenn das Obst aus der Region kommt. © Mike Jäger

Apfelringe in Schokolade sind vielleicht nicht die hohe Handwerkskunst des Chocolatiers, aber Frucht und Schokolade sind ein unschlagbares Duo. Noch dazu, wenn die Äpfel vom Bauern gleich um die Ecke, genauer gesagt aus Röhrsdorf, kommen. Auch die Apfelringe in inzwischen drei verschiedenen Schokoladensorten - dunkel, weiß und Vollmilch - gehören schon sehr lange zum Sortiment. Die Apfelscheiben für die ersten Exemplare trockneten Schürers noch zu Hause.

Die Mutter aller Kakaos: Intensive Natur pur

Schokolade mit Geschichte und Geschmack: Von der Chuncho-Schokolade reicht ein Stück für den Genuss.
Schokolade mit Geschichte und Geschmack: Von der Chuncho-Schokolade reicht ein Stück für den Genuss. © Mike Jäger

Die Verpackung assoziiert Inka-Kunst - und das ist kein Zufall. Der Chuncho-Kakao wird in Peru in einem abgelegenen Tal mit dem Namen Urubamba angebaut - und das seit 4.000 Jahren. Er ist der Kakao, von dem alle anderen Kakaosorten der Erde abstammen. Für Marcus Schürer ist er die Mutter aller Kakaos. "Es ist intensive Natur pur." Deshalb ist das auch keine Schokolade, von der man eine Tafel in sich hineinstopft.

Die Schokolade ohne Zucker: Die ausgefallenste Sorte

Mit 70 Prozent und Null Prozent Zuckerzusatz über hundert Prozent Geschmack: venezolanische Schokolade.
Mit 70 Prozent und Null Prozent Zuckerzusatz über hundert Prozent Geschmack: venezolanische Schokolade. © Mike Jäger

Eine Vollmilch-Schokolade mit 70 Prozent ist selten, eine Schokolade ohne Zucker noch seltener: Beides zusammen ergibt die kleine Tafel mit Schokolade aus dem Sur del Lago. Das ist eine der ältesten Regionen des Kakaoanbaus auf der Welt im Nordwesten von Venezuela. Für Schürers ist das die ausgefallenste Schokolade in ihrem Angebot. Auf den Geschmack muss man sich einlassen, sagen sie. "Und wird überrascht."

Das Eis: Vier schokoladige Sorten

Einige Sorten wechseln immer mal bei der "Eismarie", die vier schokoladigen bleiben.
Einige Sorten wechseln immer mal bei der "Eismarie", die vier schokoladigen bleiben. © Mike Jäger

Das Eis ist das neueste Produkt der Schokoladenmanufaktur. Seit diesem Jahr gibt es die "Eismarie" mit immer neuen Kreationen. Die vier schokoladigen sind immer im Angebot. Der Renner ist "Schoko-Schoko". Das ist ein Schokoladeneis mit Choco-Chips, also ähnlich wie Stracciatella, nur dass das Eis auch aus Schokolade ist. Weiße Schokolade ist ein Klassiker, Sorbet etwas für Liebhaber und die Trüffel mit Praline für Feinschmecker.

20 Jahre Schokoladenmanufaktur, 21. September, 12 bis 20 Uhr