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Explosion aus Fahrlässigkeit: Was mit der Dohnaer Brandmühle einst geschah

Vor 115 Jahren flog die Dohnaer Brandmühle in die Luft. Heute wissen nur noch die wenigsten, dass es sie überhaupt gegeben hat.

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Nach einem Feuer 1901 richtete die Explosion am 25. August 1909 die historischen Gebäude vollends zugrunde.
Nach einem Feuer 1901 richtete die Explosion am 25. August 1909 die historischen Gebäude vollends zugrunde. © Museum Dohna

Von Matthias Schildbach

Am Fuß der Autobahnbrücke über das Müglitztal bei Dohna stand links der Müglitz einst die Brandmühle. Ihr Torbogen trug im Schlussstein die Jahreszahl 1698. Doch im Hauptstaatsarchiv Dresden lagern Akten, in denen sie bereits 1648 erwähnt wurde. Mit Sicherheit ist sie noch viel älter gewesen. 1725 war ein Abraham Dreßler der Müller, 1748 Martin Dreßler, 1848 ein gewisser Frenkel. 1901 richtete ein Feuer so großen Schaden an, dass die Müllersfamilie Grunwald den Mühlbetrieb nach vielen Jahrhunderten für immer einstellen musste.

Zwei Jahre später, 1903, wurde die Genehmigung für ein "Accumulatorenwerk" auf dem Gelände erteilt, 1905 zogen die Rhadonitwerke ein. Rhadonit wurde zum Isolieren elektrischer Ströme verwendet. Doch das Gelände war ungeeignet für die Werke, man fand in Weesenstein bessere Bedingungen. Beim Beräumen der Lager in der alten Brandmühle kam es am 25. August 1909 zu einem Unglück, wie die Weißeritz-Zeitung berichtete:

Ein Funke entzündete die Gase im Keller

"Am Mittwoch Nachmittag nach 5 Uhr ereignete sich in der hiesigen Brandmühle eine Explosion mit weithin hörbarem Knall. Menschen sind glücklicherweise nicht zu Schaden gekommen. Der Gebäudeschaden aber ist sehr umfangreich. Es wurden Giebelwände und von einem anderen Gebäude, sämtliche Fensterrahmen, sowie Fensterscheiben eingedrückt. Das Mauerwerk und die hölzernen Teile des Mühlgrabens sind zerstört. Außerdem wurden Risse, sowie gewaltige Biegungen im Mauerwerk herbeigeführt.

Zwei Arbeiter des früher im Grundstück beherbergten Rhadonitwerkes waren mit Ausräumen beschäftigt. Dabei wurden u. a. aus dem Keller zwei Fässer mit Resten von Schwefelkohlenstoff herausbefördert. Die Fässer selbst, die im Freien vor dem Keller lagen, wurden entleert und der Keller sollte verschlossen werden. Dazu musste ein eiserner Träger, welcher zum Transport der Fässer über die Treppe gelegt war, entfernt werden. Bei dem Herausziehen des Trägers scheint durch die Reibung des Eisens auf dem Stein ein Feuerfunken entstanden zu sein, wodurch jedenfalls im Keller angesammelte Gase entzündet wurden und die Explosion herbeiführten."

Der Hof der Brandmühle im Jahr 1899.
Der Hof der Brandmühle im Jahr 1899. © Museum Dohna

Für die historischen Mühlgebäude bedeutete die Explosion den Abriss. Noch im selben Jahr zog eine Gussstahlzieherei auf dem Gelände ein. Sie ging 1922 wirtschaftlich nieder. Nach einer kurzen Pause fand wieder Metallproduktion statt, 1958 verlegte der VEB Druckguss Heidenau seine Produktionsstätte auf das Gelände der ehemaligen Brandmühle. Ab den Sechziger Jahren entwickelte sich der Dohnaer Druckgussbetrieb zur größten Druckgießerei der DDR, 700 Menschen hatten hier ihren Arbeitsplatz. 1991 kam das Aus, 1993 der Neuanfang mit der Druckguss Heidenau GmbH. Im Dezember 2022 schloss der Betrieb nach vorangegangener Insolvenz, 287 Mitarbeiter waren betroffen.

Von der einstigen Mühle ist heute nichts mehr vorhanden. Lediglich am nordöstlichen Fuße des Robischhanges kann man noch hier und da noch die Vertiefung des einstigen Mühlgrabens erkennen, der an der Stelle Wasser von der Müglitz abzweigte, wo heute die Autobahnbrücke das Tal überquert.