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Pirnas erster App-gesteuerter Laden

Von außen und auch innen noch recht unscheinbar, ist "choozy" ein Wunderwerk der modernen Technik. So funktioniert es und das gibt es zu kaufen.

Von Heike Sabel
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Das Handy ist das Wichtigste im "choozy"-Laden von  Daniel von Lühmann.
Das Handy ist das Wichtigste im "choozy"-Laden von Daniel von Lühmann. © Daniel Wagner

Man läuft beim ersten Mal vorbei - wenn nicht gerade die Tür offen ist. Und auch da sieht man nichts, was es so noch nicht gibt. Der Blick fällt auf Getränke, Snacks und mehr. Die Besonderheiten des "choozy"-Ladens auf der Pirnaer Schlossstraße, der jetzt seine Testphase startete, ist die Technik. Alles läuft über eine App, die Daniel von Lühmann entwickelt hat.

Die Idee für die App und den Laden und wie er funktioniert, hatte von Lühmann schon in Wiesbaden. Dort wurde sie auch getestet, aber ohne "richtigen" Laden. Dann war er nach Dürrröhrsdorf gezogen und hatte die ehemalige Dorfkneipe im Blick. Dort wird aber erstmal renoviert. Und so bekam Pirna die Chance - und alle Technikbegeisterten sowie Durstigen und Hungrigen in der Not. Die Technik nämlich macht aus dem Laden ein 24/7-Geschäft - also eines, das 24 Stunden täglich sieben Tage die Woche geöffnet ist und noch dazu keine Verkäufer braucht. Wie man trotzdem einkaufen kann?

Rein, auswählen, bezahlen, raus

Das A und O ist die App, die man sich kostenlos aufs Handy lädt - entweder im Store oder online unter www.choozy.io. Als angemeldeter und registrierter Nutzer kann man dann die "choozy"-Tür mit dieser App öffnen. Drinnen sucht man sich, was man braucht, scannt es, bezahlt mit Paypal, Visa oder Klara und geht wieder. So einfach? So einfach! Das Registrieren ist vielleicht für manche eine Hürde, doch die ist notwendig - vor allem wegen der Kontrolle der Volljährigkeit.

Im Angebot sind bisher schon Getränke von Bier über Cola bis Sekt, Knabberzeug, Suppen, Toilettenpapier und diverse Auflade- und Geschenkgutscheine. Das Bier kostet ab zwei Euro, der Sekt sieben Euro, der Grüne Bohnen-Eintopf in der Büchse vier Euro. Der Zigarettenautomat soll noch kommen, der Kaffeeautomat auch. Ebenso soll noch mehr Regionales angeboten werden und sonntags vielleicht ein Brotkorb. In der Testphase soll auch erkundet werden, was die Kunden wollen.

Künstliche Intelligenz im KI.OSK

Einen Stammkunden hat von Lühmann schon - er kauft immer eine Spezi und eine Packung Pringles. Eine Touristin freute sich über ein Radler und ein Wasser. Am Anfang war das Mineralwasser der Hit, sagt von Lühmann, der zur Einkaufsnacht seine Tür öffnete und sein Konzept erklärte. "Ich habe hier schon in sechs Wochen mehr geschafft als in drei Jahren in Wiesbaden."

Die Idee und die App passen überall dort, wo es keinen Laden gibt oder der vorhandene Probleme mit dem Personal hat. Die App ist zudem leicht für andere Zwecke und Nutzungen anpassbar - für Fitnessstudios zum Beispiel sagt er.

Von außen - noch - recht unscheinbar. Dabei hat auch das rechte Fenster seine technischen Raffinessen.
Von außen - noch - recht unscheinbar. Dabei hat auch das rechte Fenster seine technischen Raffinessen. © Daniel Wagner

Von Lühmann nennt seinen Laden auch "KI.OSK Späti". Kiosk ist bei ihm natürlich ein Wink zu KI für Künstliche Intelligenz. Und "späti" stimmt nicht ganz, denn er hat ja nicht nur spät, sondern immer geöffnet.

Noch läuft der Testbetrieb. Das heißt, die Tür öffnet Daniel von Lühmann selbst, weil das entsprechende Türschloss noch nicht da ist. Auch die Hürde der Nutzungsbedingungen, die nun einmal vorgeschrieben sind, muss noch geklärt werden. Das ist das Kleingedruckte, an das man immer einen Haken machen muss.

Mit dem Schaufenster reden und Rezepte empfehlen

Bei "choozy" kann man auch mit dem Schaufenster reden. Ein QR-Code zum Scannen und los geht es. Die technischen Möglichkeiten und Spielereien kennen keine Grenzen, sagt von Lühmann. Dass da irgendwann der Wischroboter drinnen für Sauberkeit sorgt, ist nur eine Frage der Zeit. Seifenblasen zur Begrüßung der Käufer? Kein Problem. Trotzdem sind sie gestrichen: Die Tropfen und Spritzer sind extrem rutschig sind auf den Fliesen.

Die nächste Funktion für seine App hat der Entwickler auch schon im Kopf. Dank Künstlicher Intelligenz soll man dann eingeben können, was man noch im Kühlschrank hat - ergänzt um eine Zutat aus dem "choozy" - gibt's ein Rezept. Für von Lühmann ist der ganze Laden auch nach dem eigentlichen Testbetrieb ein großes grenzenloses technisches Abenteuer. Man merkt, das Entwickeln und Ausloten der Möglichkeiten sind die Leidenschaft des 41-Jährigen.

Wer "choozy" testen will, kann sich einfach bei Daniel von Lühmann melden - im Laden oder auf Instagram unter choozy.io - und die App vorerst ohne Registrierung nutzen. Außerdem gibt es für Neugierige eine kleine Rabattaktion.

Herbst-/Winter-Öffnungszeiten in der Testphase ab 22. September: Montag bis Sonnabend 17 bis 21.30 Uhr, Sonntag 15 bis 20.30 Uhr, sobald alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, werden die Öffnungszeiten entsprechend ausgeweitet.