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Pferdenarr und Menschenfreund

Steffen Dittmar hat am Freitag die Ehrenbürgerwürde erhalten. Löbau würdigt damit seinen unermüdlichen Einsatz.

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© Bernd Gärtner

Von Gabriel Wandt

Löbau. Vom Bier hält er viel, aber die Pferde sind sein großes Hobby: Die Tiere gehören zu Steffen Dittmar dazu, wie er inzwischen untrennbar zur Löbauer Bergquell-Brauerei gehört: Es war 1999, als er sie übernommen hat. Die rasante Entwicklung, die das Unternehmen seither genommen hat, ist vor allem ihm zu verdanken. Und das ist nicht das Einzige: Der 52-Jährige ist bekannt als jemand, der für alle ein offenes Ohr hat. Braucht ein Verein Unterstützung, ist er zur Stelle. Benötigt die Stadt kurzfristig einen Pferdewagen, spannt er gern auch persönlich an. Steht das Streitwagenrennen in Kemnitz an, ist er für jeden Spaß zu haben – ob im Obelix-Kostüm oder als rosa Plüschhase.

Dittmar hat sich verdient gemacht um die Stadt und die Region, und am Freitagabend hat er dafür die höchste Auszeichnung erhalten, die Löbau vergeben kann: Die Ehrenbürgerwürde der Stadt. Oberbürgermeister Dietmar Buchholz (parteilos) überreichte sie ihm während der Eröffnung zum großen Geburtstagsfest der Brauerei. Schon am 3. Mai hatte der Stadtrat sich hinter verschlossenen Türen dafür ausgesprochen. Und so werden an diesem Wochenende nicht nur 170 Jahre Bergquell gefeiert, sondern auch die Würdigung des Brauereichefs. Buchholz würdigte ihn als einen Menschen, der für die Stadt mehr als ein hervorragender Unternehmer ist. 25 Millionen Euro habe Dittmar in sein Unternehmen investiert, die Produktion von 7000 auf 200000 Hektoliter pro Jahr gesteigert. Die nächsten Erweiterungen der Firma stehen schon vor der Tür. Es sei aber nicht nur deswegen ein Glücksfall, dass Dittmar nach Löbau gekommen ist. „Mit ihm hat Löbau vor allem einen Unternehmer, der sich für Löbau auf vielfältige Weise stark macht. Er sucht nach Möglichkeiten der Unterstützung und findet sie. Auf Fragen antwortet er nie mit ’es geht nicht‘“, so Buchholz. Dittmar spreche über seinen Einsatz nicht gern, er tue ihn einfach. Er habe die Stadt nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell geprägt und die Vereinsvielfalt maßgeblich am Leben erhalten. Zudem wolle die Stadt mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Steffen Dittmar ein Zeichen setzen: „Wo wären wir ohne Menschen, die sich vielfältig engagieren und es zu ihrer Aufgabe machen, etwas zum Wohlergehen ihrer Stadt zu tun“, fragte Buchholz. „Wir brauchen Menschen, die sich mit Seele und Herz einsetzen und Verantwortung übernehmen. Sie machen unsere Gemeinschaft funktionstüchtig und verleihen ihr Wärme und Zuversicht.“

Dass die Löbauer Dittmars Art mögen, zeigt sich gleich mehrfach: Um den Absatz seiner Produkte muss er sich sowieso keine Sorgen machen, aber der Zusammenhalt zeigt sich auch im Kleinen: Als seine Percheron-Stute Roulette 2014 ein Fohlen zur Welt brachte, startete Dittmar einen Aufruf zu einem Namen für das Tier, der auch in der SZ veröffentlicht wurde. Die Resonanz war enorm: Fast 1300 Vorschläge gingen bei der Brauerei ein, Dittmar zeigte sich überwältigt von dem großen Interesse. Und er gibt diese Anerkennung regelmäßig zurück: Vereine unterstützt er beim Bierausschank freigiebig, den Löbauern hat er mit dem sanierten Sudhaus einen Veranstaltungsort für die Zukunft erhalten – und dort immerhin zwei Millionen Euro investiert. Überregional hat seine Stimme im Sächsischen Brauerbund Gewicht, dem er in der zweiten Amtsperiode vorsteht.

Anerkennung für seine Verdienste hat er schon aus seiner Heimatgemeinde erhalten. Dittmar, der aus der alten Eibauer Brauerfamilie Münch stammt, hat vor zwei Jahren zu seinem 50. Geburtstag die Bürgermedaille der Gemeinde Kottmar erhalten. Diese Ehrung war zuvor neu eingeführt worden, Dittmar war der erste, der sie entgegennehmen durfte.

Seit Freitag gehört er dem Kreis der Löbauer Ehrenbürger an. Und der hat sich zuletzt kaum vergrößert: Löbaus früherer Landrat Volker Stange war nach mehr als 50 Jahren 2012 der Erste, der diese Auszeichnung erhielt. Löbaus wohl bekanntester Ehrenbürger, Karl Keßner, ist 2014 mit 90 Jahren verstorben. Mit Dittmar erhält diese Würde zudem ein Mann, der mitten im Berufsleben steht und noch viel Zeit vor sich hat, sein Engagement weiter auszufüllen. Dass Personen diese Auszeichnung so jung erhalten, ist die Ausnahme unter den bislang 19 Ehrenbürgern.