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Warum auf "sächsischen" Hütten in den Alpen bald gefeiert wird

Seit über 100 Jahren gibt es in den Alpen Schützenhütten - auch mit sächsischen Namen. In den kommenden Monaten stehen bei einigen davon Jubiläen an.

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Die Zwickauer Hütte in Südtirol  feiert in diesem Jahr 125. Geburtstag.
Die Zwickauer Hütte in Südtirol feiert in diesem Jahr 125. Geburtstag. © Stadtverwaltung Zwickau/dpa

Zwickau. Sie stehen einsam in unbewohntem Gelände, umgeben von hohen Bergkuppen, oft weit entfernt vom nächsten Dorf. Alpenschutzhütten bieten im Hochgebirge Verpflegung, Übernachtung und Sicherheit. Und einige tragen Namen von sächsischen Städten. Schon vor über 100 Jahren hätten sächsische Wandervereine Schutzhütten in den Alpen errichtet und gepflegt, sagt Sven Dietrich von der Stadtverwaltung Zwickau.

In der Stadt bereiten sich Oberbürgermeisterin Constance Arndt (Bürger für Zwickau), das Jugendblasorchester und andere auf ein besonderes Jubiläum und einen Aufstieg auf fast 3.000 Meter Höhe vor. An diesem Dienstag wollen sie zur Zwickauer Hütte in Pfelders in Südtirol wandern, genau am 125. Geburtstag des Schutzhauses.

Über 2.000 Hütten unterschiedlichster Art und über die ganzen Alpen verteilt sind in der Datenbank des Deutschen Alpenvereins (DAV) registriert. Daraus lasse sich aber nicht ableiten, welche Vereine aus welchen Bundesländern besonders viele Hütten erbaut haben, sagt Franz Güntner von der DAV-Bundesgeschäftsstelle.

"Zur Hauptbauzeit der Hütten vor mehr als 100 Jahren haben die reicheren und alpenfernen Sektionen eher in den Bau von Hütten in Tirol investiert, darunter die aus Berlin oder Nordrhein-Westfalen." Bayerische Sektionen des DAV hingegen hätten eher in den bayerischen Alpen Hütten gebaut. Meist würden die Gebäude wie ihre Sektionen heißen - und die wiederum wie der Ort, aus dem sie stammen.

Wechselvolle Geschichte der Zwickauer Hütte

Die Zwickauer Hütte in den Ötztaler Alpen - von einem einheimischen Wirt betrieben und mit über 40 Betten und einem Schlaflager - spiegele die wechselvolle Geschichte Südtirols wider, sagt Sven Dietrich. 1899 erbaute sie die Zwickauer Sektion des damaligen Alpenvereins. "Der Kontext waren Überlegungen zur Erschließung der Alpen und ein aufkommender Tourismus."

Zuerst gehörte sie zum Gebiet von Österreich-Ungarn, nach dem Ersten Weltkrieg zu Italien. 1919 wurde die Zwickauer Sektion enteignet, und das Gebäude ging an einen italienischen Alpenverein. Über die Jahrzehnte wurde die Hütte Schauplatz von Partisanenkriegen und Schmuggleraktivitäten.

© Stadtverwaltung Zwickau/dpa

"Es gab Anschläge, sie wurde abgerissen, gesprengt, wieder aufgebaut", erklärt Dietrich. Obwohl das Haus inzwischen Eigentum des Landes Südtirol sei, herrschten enge Beziehungen. "Der Wirt hat uns berichtet, dass ungefähr die Hälfte der Gäste immer noch einen Bezug zu Zwickau hat."

Dresdner Hütte feiert im kommenden Jahr 150. Geburtstag

Noch älter ist die Dresdner Hütte in den Stubaier Alpen in Österreich, die im nächsten Jahr schon 150. Geburtstag feiert, wie Stephanie Caspar von der Sektion Dresden des DAV berichtet. Auf dem Weg zu dem Gebäude in rund 2.300 Metern Höhe begrüßt ein gelbes Ortsschild mit der Aufschrift "Landeshauptstadt Dresden" die Ankommenden.

Die Dresdner Hütte werde von Wanderern und Tagesgästen fast ganzjährig rege genutzt und finanziere damit auch die Hochstubaihütte als zweites Gebäude der Sektion, so Caspar. Die liegt auf fast 3.200 Metern Höhe. "Dort ist die Finanzierung schwieriger, sie muss teuer über einen Helikopter bewirtschaftet werden. Auch gibt es wetterbedingt viel mehr Absagen." Aktuell liege bei der Hochstubaihütte noch Schnee, nutzen würden sie ausschließlich erfahrene Alpinisten.

Die Dresdner Sektion, die 1873 gegründet wurde, weihte bereits zwei Jahre später ihre Dresdner Hütte in Österreich ein. Dass die Dresdner Eigentümer geblieben sind, sei nur dem hohen Engagement der Mitglieder zu verdanken, ergänzt Caspar. Denn in der DDR wurden in den 1950er Jahren die Alpenvereine verboten und auch die Sektion Dresden aufgelöst. "Aber Exil-Dresdner haben sich neu gegründet, den Namen behalten, kümmerten sich weiter um die Hütten, aber alles mit Sitz in Wuppertal." Vor über 20 Jahren kam der Verein mit aktuell 7.500 Mitgliedern zurück nach Dresden.

Plauener Hütte als "Nullsummenspiel"

Auch die Sektion Plauen-Vogtland des DAV ist noch im Besitz einer Alpenschutzhütte. Sie liegt auf fast 2.400 Metern in den Zillertaler Alpen in Österreich und hat ebenfalls in diesen Tagen 125. Geburtstag. Ende August (31.8.) wollten die Alpinisten auf über 2.300 Metern feiern, sagt Sektionsmitglied Jens Winkelmann, der für die Wartung der Plauener Hütte verantwortlich ist. Im letzten Jahr sei eine Rekordgästezahl von über 2.400 Übernachtungen erreicht worden. Trotzdem bleibe der Hüttenbetrieb, bei dem die Versorgung über eine Materialseilbahn garantiert wird, ein "Nullsummenspiel".

Immer wiederkehrende Baumaßnahmen seien notwendig, um das Gebäude in dem unwirtlichen Gelände instand zuhalten. "Trotzdem schätzen wir die enorme Leistung unserer Vorgänger, die es geschafft haben, im Gebirge ohne Hubschrauber oder Fahrzeuge zu bauen." Auch die Plauener Sektion wurde in den 1950er Jahren aufgelöst, die Hütte ging an den österreichischen Staat. Exil-Plauener in Freiburg im Breisgau (Baden-Württemberg) kauften die Hütte zurück, brachten sie durch die 40 Jahre DDR-Zeit. Und das Interesse am Alpenwandern ist ungebrochen: Die aktuell 1.700 Mitglieder des Vereins erhalten pro Jahr rund 100 neue Aufnahmeanträge. (dpa)