Es ist das neue Aushängeschild in der Sächsischen Schweiz, wenn es darum geht, die Natur so zu begreifen, wie sie ist: In Leupoldishain wurde am Sonnabend das Walderlebniszentrum wiedereröffnet. Ein Ort, an dem jährlich mehr als 2.500 Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene erfahren,warum der Wald in der Sächsischen Schweiz so stark mit dem Borkenkäfer oder auch mit Waldbränden zu kämpfen hat.
Damit diese Programme der Umweltbildung auch weiterhin stattfinden können, musste der Altbau weichen. Die ehemalige Baumschulbaracke, die vermutlich aus den 1950er-Jahren stammte, wurde Anfang 2022 abgerissen. Da, wo der Flachbau stand, ist das neue Walderlebniszentrum entstanden. Ein reiner Holzbau, vornehmlich aus Lärche, luftig und lichtdurchflutet, dessen Holz zu 90 Prozent aus Wäldern des Sachsenforstes stammt.
Nach dem Abriss wächst der Neubau
Nicht nur deshalb ist das Haus so besonders. Das Holz wurde in regionalen Sägewerken verarbeitet, um lange Transportwege zu vermeiden. Verzichtet wurde beim Bau auch auf verleimte Holzwerkstoffplatten, verleimte Konstruktionshölzer oder verleimte Fensterrahmen. Das schräge Pultdach wurde mit Photovoltaik bestückt, um den Energiebedarf des Hauses zu decken und die E-Autoflotte des Sachsenforstes aufladen zu können. Das Dach wurde begrünt. Um das Gebäude herum verläuft eine überdachte Terrasse, im Obergeschoss gibt es einen Laubengang. Wie ein grünes Klassenzimmer können diese Bereiche genutzt werden: an der frischen Luft, aber doch vor Wind und Wetter geschützt.
"Wir können sehr stolz auf den Neubau sein", sagt Uwe Borrmeister, Leiter der Nationalpark- und Forstverwaltung Sächsische Schweiz. Mit der Eröffnung falle nun einiges ab. "Endlich können wir das Haus so nutzen, wie wir es geplant haben."
Outdoor-Programme für Kinder und Erwachsene
Oder besser gesagt, wie es die neue Herrin des Hauses, Marie Ahnert, geplant hat. Die Waldpädagogin betreut die Angebote und Programme für Kitakinder, Schüler und Erwachsene. Schon die Jüngsten nimmt die gelernte Forstwirtin und Rangerin unter ihre Fittiche, um ihnen ein Bewusstsein für die Natur zu geben. Und um Fragen zu beantworten. Zuletzt hörte sie immer wieder diese eine Frage. Warum der Wald so störanfällig ist: mit dem Borkenkäfer und Bränden zu kämpfen hat. Dann muss Marie Ahnert ein bisschen ausholen. Sie erzählt von Fichten-Monokulturen, die früher aus wirtschaftlichen Gründen angepflanzt wurden. Und den Problemen, die sich dadurch ergeben. Zum Beispiel, dass es Schädlinge dann besonders einfach haben. "Schon Kinder verstehen das und haben ganz schnell eine Antwort auf das Problem. Der Wald muss unter anderem wieder ein Mischwald werden", sagt die Waldpädagogin.
Etwa drei bis vier Stunden dauern die Programme, die sie in Leupoldishain anbietet. Eine Mischung aus Exkursion und Unterricht. Wer bei ihr richtig ist? "Jeder, der mit mir in den Wald will", sagt Marie Ahnert. Und das wollen immer mehr.
Gelände steht Wanderern ganzjährig zur Verfügung
Das zeigte sich auch zur Eröffnung des neuen Walderlebniszentrums. Mehr als 2.000 Besucher strömten nach Leupoldishain, darunter Landrat Michael Geisler (CDU), Königsteins Bürgermeister Tobias Kummer (CDU) und Leupoldshains Ortsvorsteher Steffen Kurz. Die Besucherschar sah sich nicht nur die neuen Veranstaltungsräume im Neubau an. Zu sehen und erleben gab es im gesamten Gelände etwas. Zu dem gehört auch eine Kletterspinne, ein Barfußpfad, ein Biotop, ein gläserner Ameisenhaufen - das wohl größte Freilandformikarium Deutschlands. Das Gelände ist ganzjährig geöffnet und kann von Wanderern und Ausflüglern mit genutzt werden, zum Beispiel für eine längere Rast - mit Blick auf die Festung Königstein und den Lilienstein.
Die Nationalpark- und Forstverwaltung Sächsische Schweiz nutzte die Eröffnung des Walderlebniszentrums, um diese mit dem traditionellen Waldtag zu koppeln, der wieder regelmäßig aufleben soll. "Er wurde erst durch die Corona-Pandemie, dann durch die Bauarbeiten in Leupoldishain ausgebremst", erklärt Uwe Borrmeister. Künftig soll der Waldtag alle zwei Jahre stattfinden - im Wechsel mit dem Sellnitzfest am Fuße des Liliensteins, auf der anderen Elbseite, wo sich ein weiteres Bildungszentrum der Forstbehörde befindet.
Zum Waldtag präsentierten sich unter anderem Imker, Falkner, Pilzberater, die Bergwacht, aber auch die Freiwillige Feuerwehr aus Gohrisch und den Ortsteilen. Einige der Einsatzkräfte kämpften Anfang September am Pfaffenstein gegen einen Waldbrand. Mit etwa 25 Kilogramm schweren Löschrucksäcken auf dem Rücken, ging es für sie auf das Plateau hinauf - bei mehr als 30 Grad im Schatten. Besucher konnten in Leupoldishain ausprobieren, wie schwer die Ausrüstung für solche Einsätze im unwegsamen Gelände werden kann.
Besichtigt werden konnte auch der neue Löschaufsatz des Sachsenforstes. Dieser kann innerhalb von 20 Minuten einen geländegängigen Forwarder, also eine Erntemaschine, in einen Wasserwerfer verwandeln. Mit einem 10.000 Liter fassenden Wassertank, integrierter Pumpe und Spritze kann das Spezialgerät unter Volllast rund 1.000 Liter Wasser pro Minute dorthin schießen, wo es gebraucht wird - bis zu 50 Meter weit.
Weitere Informationen gibt es online über die Internetseite des Sachsenforstes.