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Mit dem Rad quer durch Deutschland: Ein Feuerwehrmann aus Coswig auf Tour

Lukas Lehninger fährt 630 Kilometer mit dem Fahrrad zur Partnerwehr nach Ravensburg. Was als vermeintlich bescheuerte Idee begann, wurde zum ehrgeizigen Ziel.

Von Martin Skurt
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Feuerwehrmann Lukas Lehninger mit seinem Gravel-Bike: Die Bananen auf der Tasche am Sattel fielen einer Bodenwelle zum Opfer. Doch er hat genügend Energieriegel für die lange Tour dabei.
Feuerwehrmann Lukas Lehninger mit seinem Gravel-Bike: Die Bananen auf der Tasche am Sattel fielen einer Bodenwelle zum Opfer. Doch er hat genügend Energieriegel für die lange Tour dabei. © FFW Coswig

Coswig. Als Feuerwehrmann Lukas Lehninger seinen Kameraden von seinem Plan erzählte, mit dem Fahrrad von Coswig nach Ravensburg zu fahren, war die erste Reaktion: "Echt jetzt?!" Doch Lukas ließ sich nicht entmutigen. Jedes Jahr besucht eine Delegation der Feuerwehr Coswig ihre Partnerwehr in Ravensburg zum großen Rutenfest. Dieses Mal wollte Lukas die knapp 630 Kilometer lange Strecke auf dem Fahrrad bewältigen – und seine Kameraden fiebern virtuell mit.

Bereits am Sonntag kamen die ersten Updates vom Social-Media-Team der Freiwilligen Feuerwehr Coswig im eigenen Kanal auf Whatsapp. Lukas Lehninger hatte Nossen erreicht, musste jedoch fünf Bananen aufgrund einer Bodenwelle opfern, teilten die Kameraden mit einem Augenzwinkern mit. Bei Frankenberg kurz vor Chemnitz legte er seine erste Pause ein, bevor er weiterfuhr. Trotz eines verfehlten Tagesziels legte Lukas beeindruckende 140 Kilometer zurück. "Wir sind stolz auf dich! Du schaffst das!", lautete die Nachricht seiner Kameraden. Den Radler motivieren solche Nachrichten immens.

Inspiriert von Lukas Lehningers Tour? Hier ein paar Tipps:

  • Beginnen Sie frühzeitig mit der Planung, das heißt, notwendige Ausrüstung zu beschaffen und Route sowie Verpflegung sorgfältig zu planen.
  • Investieren Sie in hochwertige Fahrradtaschen und ein zuverlässiges Fahrradnavi, das die Strecke und Steigungen anzeigt.
  • Nehmen Sie ausreichend Energieriegel, Powergel und Wasser mit. Lieber mehr Flaschen zum Nachfüllen dabei als zu wenig. Denken Sie daran, regelmäßig zu essen und zu trinken, um konzentriert und leistungsfähig zu bleiben.
  • Seien Sie flexibel und bereit, Ihre Pläne anzupassen. Unvorhergesehene Umstände wie Wetterbedingungen oder körperliche Erschöpfung können Anpassungen erfordern.
  • Suchen Sie sich eine passende Motivation. Entweder veröffentlichen Sie ihre Etappe in den sozialen Medien oder weihen Ihre Freunde oder Familie ein. Setzen Sie sich Ziele, die Sie auch erreichen können.

"Es war eine bescheuerte Idee"

Am Montag begann der Tag mit einem optimistischen Update. Nach einer reichhaltigen Stärkung am Morgen hatte Lukas Lehninger die erste Pause bei Zell im Fichtelgebirge eingelegt und bereits 70 Kilometer mit rund 960 Höhenmetern zurückgelegt. "Läuft gut bisher, Sport frei!", kommentiert er sein Vorankommen. Die Etappe hat er innerhalb von vier Stunden geschafft.

Während seiner Pause gegen 12 Uhr nahm er sich die Zeit für ein kurzes Interview mit Sächsische.de: über seine Erfahrungen und Motivation. Seine Beine und sein Po haben sich gestern am Abend bemerkbar gemacht. "Seit heute Morgen geht es aber wieder", berichtet er offen. Auf die Frage, was ihn zu dieser Tour inspiriert habe, erklärt Lukas: "Es war eine bescheuerte Idee, die ich mit einem Kumpel hatte. Ursprünglich wollte ich mit dem Auto fahren, aber ich war zu geizig für ein Hotel und dachte, eine Fahrradtour wäre günstiger." Mit dem ganzen Equipment, was er sich inzwischen zugelegt hat, ist es nun andersherum. "Jetzt habe ich den Ehrgeiz und ziehe einfach durch."

Bild von der ersten Rast in Frankenberg, kurz vor Chemnitz.
Bild von der ersten Rast in Frankenberg, kurz vor Chemnitz. © privat

Der Feuerwehrkamerad hatte bereits einige längere Tagestouren von 100 bis 150 Kilometern hinter sich, doch diese Reise stellte eine neue Herausforderung dar. "Ich hatte schon immer große Lust, eine Mehrtagestour zu machen", sagt er. "Ich habe mir zwar machbare Ziele herausgesucht, aber die Anstrengung durch Höhenmeter hätte ich so nicht erwartet." Die bislang größte Steigung mit 18 Prozent war bei Gauernitz. Da musste er vom Rad absteigen, um mit seinen Kräften vernünftig hauszuhalten.

Die Planung der Tour begann dabei schon im März. Im April habe er sich Fahrradtaschen und ein Fahrradnavi besorgt. Und in den letzten zwei Wochen vor der Abreise kümmerte er sich um die Verpflegung, sagt er. "Meine Fahrradtaschen haben extrem viel Stauraum, und das Fahrradnavi ist ein großer Gewinn. Es zeigt mir die Strecke im Sichtfeld an und wann eine Steigung kommt und wie steil sie ist", erzählt er. Den Tipp hat er einem Kameraden zu verdanken.

"Ich beiße mich durch"

Verpflegung und Hydration waren entscheidende Faktoren für den Erfolg der Tour. "Ich habe Energieriegel, gekochte Eier und Powergel dabei. Das Gel ist nicht lecker, aber es gibt gut Energie. Außerdem habe ich ein kleines Zelt mit Hüttenschlafsack mit, falls ich mal keinen Schlafplatz finde", sagt Lukas Lehninger. "Der hohe Wasserverbrauch ist eine große Herausforderung. Gestern hatte ich 20 Kilometer kein Wasser, das war hart. Man sollte alle halbe Stunde einen halben Riegel essen, aber das vergesse ich oft, und immer in kleinen Schlucken trinken. Gestern habe ich vier Liter Wasser getrunken und gemerkt, dass es zu wenig war. Ich war unkonzentriert und bekam Kopfschmerzen." Bei einer nächsten Tour würde er statt einer Dreiviertel- und Ein-Liter-Flasche noch eine weitere mitnehmen, um genügend Wasser dabei zu haben.

Aber er bleibt dran. Die Motivation findet er vor allem über Social Media und die Unterstützung von Kameraden, Freunden und Familie. "Meine Tour dauert jetzt zwar einen Tag länger als geplant, aber die Motivation bleibt. Ich habe schon 210 Kilometer geschafft und möchte am Mittwoch in Ravensburg ankommen." Am Montag möchte er noch bis nach Nürnberg fahren. "Ich beiße mich durch", sagt er zuversichtlich. Man spürt seine Entschlossenheit und seinen starken Willen, die Herausforderung zu meistern. Und er weiß, dass er dabei nicht allein ist. Seine Kameraden verfolgen neugierig und aufmerksam seine nächsten Etappen.