Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Pirna

DDR-Kinderferienlager in Sächsischer Schweiz: Sanierung abgespeckt

Die Modernisierung der Herberge auf dem Kulm bei Struppen ist der Traum von Nimue Dröge und Mirko Börner. Doch das Projekt gerät nun ins Straucheln.

Von Katarina Gust
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Begannen hoffnungsvoll. Doch inzwischen gibt es für die Herbergseltern Nimue Dröge und Mirko Börner
immer mehr Stolpersteine. Aufgeben wollen sie aber nicht.
Begannen hoffnungsvoll. Doch inzwischen gibt es für die Herbergseltern Nimue Dröge und Mirko Börner immer mehr Stolpersteine. Aufgeben wollen sie aber nicht. © Mike Jäger

Es ist ihr Lebenstraum, den sich Nimue Dröge und Mirko Börner in der Sächsischen Schweiz erfüllen wollen. Das junge Paar kämpft um die Sanierung der Herberge auf dem Kulm in Weißig bei Struppen. Ein ehemaliges DDR-Kinderferienlager, in dem die Uhren schon immer anders tickten als anderswo. Heute ein Ort für Menschen, die frei und weltoffen sind, ist die Herberge am Fuße des Rauensteins.

Wer hierher kommt, braucht keinen Luxus. Die Herberge, die sich den Charme der DDR-Zeit lange bewahrt hat, hat weder Wlan, noch Heizung, noch Steckdosen in den Schlafräumen. Dafür gibt es Ruhe, grüne Landschaft und frei laufende Hühner. Purismus in seiner entspanntesten Form.

Herbergsbetrieb pausiert seit Ende Juli

Mit der Ruhe ist es seit Ende Juli vorbei. Denn es begann der scharfe Start für die Sanierung des Ferienheims. Das Ziel der jungen Gastgeber: Die Herberge bis zum Saisonstart 2025 neu und modern aufzustellen. Dafür soll das Herzstück der Anlage, ein DDR-Barackenbau, teilweise zurückgebaut, erweitert und grundlegend modernisiert werden. Unter dem dann neuen Dach sollen neben Mehrbettzimmern auch ein Sanitärtrakt, ein Speisesaal mit Selbstversorgerküche und ein großer Konferenzraum entstehen.

Nimue Dröge und Mirko Börner, die die Herberge 2021 - mitten in der Coronazeit - kauften, hatten ursprünglich etwa 600.000 Euro für die Sanierung geplant. Finanziert werden sollte die Summe über Fördermittel der Sächsischen Aufbaubank, Direktkredite von Freunden und Unterstützern. Außerdem wurde eine Crowdfunding-Kampagne im Internet gestartet. Über den Aufruf sollten allein 100.000 Euro zusammenkommen. "Wir bedanken uns von ganzem Herzen bei allen, die unser Crowdfunding unterstützt haben", sagen Nimue Dröge und Mirko Börner. Die erhofften 100.000 Euro sind es am Ende nicht geworden. Knapp 20.000 Euro wurden gesammelt. Ein erster Rückschlag, dem nun ein weiterer und größerer folgen sollte.

Förderung der Aufbaubank hat sich mehr als halbiert

Der Grund: Die Förderung der Sächsischen Aufbaubank (SAB) fällt deutlich weniger umfangreich aus, als eingeplant. Die Sanierung sollte per 50-prozentiger Förderung unterstützt werden. Nun steht fest: die Herberge auf dem Kulm soll nur noch die Standardförderung von 20 Prozent bekommen. "Obwohl wir telefonisch zugesagt bekommen hatten, dass die Richtlinie noch gilt, wenn wir bis Ende Juni alle Unterlagen eingereicht haben", sagt Mirko Börner. Auch mehrere Telefonate mit den Mitarbeitern der SAB hätten nicht geholfen. Der Schock sitze tief. Denn rein rechnerisch stehen den Bauleuten jetzt 150.000 Euro weniger für ihre Sanierung zur Verfügung. Damit fehlen ein Viertel der Gesamtkosten.

Aufgeben wollen Nimue Dröge und Mirko Börner dennoch nicht. Sie bleiben optimistisch, die Herberge auch mit deutlich geschrumpftem Budget modernisieren zu können. Eine Alternative haben sie nicht. Sie müssen jetzt schauen, an welchen Stellen Kosten einzusparen sind. Eine Idee ist, vorerst auf den geplanten Seminarraum zu verzichten. Auch im Sanitärbereich soll nicht alles realisiert werden. Neben den Duschen und Toiletten für die Mehrbettzimmer, sollten noch drei kleine, aber separate und voll ausgestattete Bäder entstehen. Die Mieter der Tinyhäuser und der Berghütte sollten diese nutzen - ein kleiner Luxus unabhängig von den Gemeinschaftsbädern. Die Räume dafür sollen nun im Rohbau bleiben. Auch das spare Kosten.

Freiwillige helfen mit, um Kosten weiter zu drücken

Der Rotstift angesetzt wird auch in den Mehrbettzimmern. Um mehr Platz zu haben, sollte eine zweite Schlafebene eingezogen werden. Darauf soll nun verzichtet werden. Stattdessen sind wie bisher Doppelstockbetten und Einzelbetten vorgesehen. "Das sind einige Ideen, um den Wegfall der Förderung irgendwie auszugleichen", sagt Mirko Börner.

Bei etlichen Bauarbeiten packen Freunde und Bekannte mit an, um Kosten zu sparen. Auch ehemalige Urlauber gehören dazu. Im Gegenzug bekommen die Helfer kostenfreie Logis in den drei Tinyhäusern, der Berghütte und dem Bungalow, die zur Herberge gehören. Eine Art Subbotnik, wie es ihn zu DDR-Zeiten schon gab.

Mirko Börner und seine Frau sind optimistisch, die Arbeiten bis zum Frühjahr 2025 soweit abschließen zu können, dass die Herberge wieder geöffnet werden kann. "Das ist wichtig für unsere Einnahmen."