Ein Kinderzimmer, ein Tanzsaal, eine märchenhafte Grotte im Hintergrund. Ein Machthaber, der die Fäden lenkt. Menschen, die sich instrumentalisieren lassen, um andere zu knechten, oder selbst geknechtet werden. Und zahlreiche Kinder und Jugendliche, denen es gelingt, Gefühle und soziale Rollen allein durch Tanz und Körpersprache zu vermitteln.
Auf der Bühne des Bürgerhauses Niesky bringen am 15. September fast 60 Mädchen das fantasievolle Jugendtanztheaterstück "Skrupellos" zur Aufführung, eine Inszenierung, die Themen wie Mobbing, Macht und Freundschaft auf künstlerische Weise verarbeitet.
Tänzerinnen der Rothenburger Tanzschule "Gangart"
Unter Bezeichnungen wie "Vokalis", "Stakkoren" oder "Cutter" spielen und tanzen die Kinder und Jugendlichen aus Rothenburg, Niesky und Umland das ganze Gefüge der an Macht- und Unterdrückungsmechanismen Beteiligten.
Alle Mitwirkenden sind Schülerinnen der Rothenburger Tanzpädagogin Sarah Schröter, die 2018 ihre Tanzschule "Gangart" gründete und dort Kinder, Jugendliche und Erwachsene an Improvisation, Körpersymbolik und Tanztheater heranführt. Einmal im Jahr bereitet sie eine Aufführung vor, an der möglichst viele teilnehmen können. 2022 war dies das Tanzstück "Blaues Gold", das noch vielen Zuschauern als ergreifende Inszenierung in Erinnerung ist. Voriges Jahr organisierte Sarah Schröter einen Tanzspaziergang durch Rothenburg.
Görlitzerin inszeniert jetzt mit Kindern in Rothenburg
Geschrieben hat "Skrupellos" die Görlitzerin Dorina Scheinpflug, die von 2004 bis 2019 jedes Jahr zusammen mit ihrem Vater, dem Dramatiker Adolf Mesewinkel, Jugendstücke am Görlitzer Augustum-Annen-Gymnasium mit Schülern einstudierte.
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In den Inszenierungen dieser 15 Jahre kämpften Kinder und Jugendliche für sauberes Wasser und Umweltschutz, retteten Tiere aus der Massenhaltung, engagierten sich gegen Mobbing und Drogenmissbrauch oder setzten sich für die Akzeptanz von Menschen ein, die ein bisschen anders als andere sind und deshalb ausgegrenzt werden. Alle Stücke hatten sozialkritische Themen, häufig gab es Überschneidungen zwischen Märchen, Realität und Traum.
Bereits in mehrere dieser Görlitzer Inszenierungen war Sarah Schröter mit ihren jungen Tänzerinnen eingebunden. Und als nach der Corona-Zeit Dorina Scheinpflugs Theater-Ganztagsangebot am Augstum-Annen-Gymnasium nicht wieder aufgenommen wurde, kam die Tanzpädagogin auf sie zu: Was sie von einer Zusammenarbeit halte. "Ich habe mich natürlich sehr über diese Anfrage gefreut", sagt Dorina Scheinpflug. "Also fahre ich nun regelmäßig nach Rothenburg, um mit den Kindern zu proben."
Jugendliche bringen viele eigene Ideen ein
Die Inszenierung "Blaues Gold" auf Basis ihres gleichnamigen Stückes war das erste Ergebnis dieser Verbindung. Es setzte sich mit der Ressource Wasser auseinander. Sarah Schröter hatte unter ihren Tänzerinnen einige Mädchen gefunden, die zusätzlich eine Schauspielrolle übernehmen wollten und nun Sprech- und Tanzrollen spielen.
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"Wir ermutigen die Kinder dabei, ihre eigenen Gedanken, Emotionen und Ideen einzubringen", sagt Sarah Schröter. "So ist ein Stück entstanden, in dem es nicht nur vorgegebene Tanzabfolgen und Szenen gibt, sondern vieles auf den Gestaltungsideen der Kinder basiert."
Am Sonntagvormittag hat "Skrupellos" Premiere, eine Woche darauf wird es noch einmal gespielt. Die Karten sind sehr gefragt, über die Hälfte der Tickets war bereits nach zwei Tagen verkauft.
Vorstellungen im Bürgerhaus Niesky: 15. und 22. September, jeweils 10 Uhr; Karten im Bürgerhaus Niesky und im Sanitätshaus Scheinpflug Görlitz, Reichenbacher Str. 106.