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SZ + Niesky

Nieskyer Textilhändlerin hält seit 30 Jahren durch

Eva-Kerstin Heide führt erfolgreich ihre Modeboutique in der Horkaer Straße. Sie freut sich auf das Weihnachtsgeschäft. Aus gutem Grund.

Von Steffen Gerhardt
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Inhaberin Eva-Kerstin Heide und Verkäuferin Monika Jäkel in der Boutique City-Mode in der Horkaer Straße in Niesky.
Inhaberin Eva-Kerstin Heide und Verkäuferin Monika Jäkel in der Boutique City-Mode in der Horkaer Straße in Niesky. © André Schulze

Es gibt nicht mehr viele Einzelhändler auf der Horkaer Straße, die seit den Wendejahren ihr Geschäft dort führen. Eine von ihnen ist Eva-Kerstin Heide und ihr Geschäft heißt "City Mode". Dieser Tage kann sie auf 30 Jahre Händlertätigkeit in der "Horkaer" zurückblicken.

Das ist ein Grund zum Feiern - und wie es auf der Geschäftsstraße Tradition ist, werden Jubiläen und Geburtstage zusammen gefeiert. Bei Eva-Kerstin Heide war das Ende Oktober der Fall. "Mich hat gefreut, dass nicht nur die alteingesessenen Händler mir gratuliert haben, sondern auch neue Geschäftsinhaber - und natürlich eine Vielzahl meiner Kundinnen. Manch eine ist inzwischen auch 30 Jahre älter geworden", erzählt Frau Heide.

Die Nieskyerin macht einen glücklichen Eindruck - und das nicht nur wegen des Jubiläums. "Ich freue mich über den Zulauf meiner Kundschaft. Der ist so stark wie lange nicht mehr", berichtet die Händlerin. Nach zwei kargen Corona-Jahren sind ihre Kundinnen wieder in guter Kauflaune. Die Energiekrise und ihre Folgen scheinen keine Rolle zu spielen. "Im Textilhandel ist die Krise noch nicht so angekommen wie in anderen Bereichen. Hoffen wir, dass es so bleibt", sagt sie.

Vom Teenager bis zur Oma

Ihre Kundschaft sind die Frauen. Das fängt beim Teenager an und spannt sich bis zur 80-jährigen Oma. "Männer verirren sich auch in meinen Laden. Denen empfehle ich Socken oder einen Geschenkgutschein für ihre Frau." Die jungen Mädels sind oft nach festlicher Kleidung aus: zur Jugendweihe, Konfirmation oder dem Abschlussball an ihrer Schule. Die älteren Semester greifen auch bei Alltagskleidung zu oder suchen sich etwas Exquisites aus dem Angebot.

Dass sich das Modeverhalten ihrer Kundinnen über die Zeit geändert hat, bestätigt Eva-Kerstin Heide. Omas kleiden sich bei ihr fesch ein und gehen mit der Mode. Bester Beweis ist ihre neue Kollektion von einem Hersteller im spanischen Barcelona. Dieser fertigt Kleidungsstücke im Retro-Design, also wie sie in den 1970er Jahren getragen wurden. Schön bunt und mit großen Mustern. Der Kleiderständer ist inzwischen zur Hälfte leer gekauft. Ein Zeichen dafür, dass so etwas bei den Nieskyern ankommt.

"Beim Einkauf bin ich oft etwas zurückhaltend gegenüber sehr modischen Kleidungsstücken, aber ich merke, danach wird gefragt", erzählt Eva-Kerstin Heide. Denn bekanntlich kommen die aktuellen Modestile aus den Großstädten oft erst einige Monate später in Niesky bei den Menschen an. Ihr geht es dabei nicht nur um die Bekleidung, die "cool" daherkommt, sondern auch für Frauen genäht ist, die gewöhnlich kein Zeitschriften-Titelblatt zieren würden. "Wir führen Kleidung bis zur Größe 60", betont Frau Heide.

Vom Konsum in die Selbstständigkeit

Deshalb hieß ihr Geschäft am Anfang "Mode für mehr Maß", das sie zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin Ramona Deckert am 27. Oktober 1992 eröffnete. Beide Frauen kannten sich durch ihre Arbeit beim Konsum. Ramona Deckert ist gelernte Verkäuferin und war im Heinrich-Konsum auf der Görlitzer Straße beschäftigt. Dort, wo zuletzt das Sportfachgeschäft Vetter angesiedelt war. Eva-Kerstin Heide hat im damaligen Kontakt-Kaufhaus an der Muskauer Straße Textilien verkauft und danach Handelsökonomie studiert. Mit der Abwicklung der Konsumgenossenschaft stand für sie die Frage: Wie geht es für uns weiter? Sie entschlossen sich, selbst ein Modegeschäft zu eröffnen. Dazu zogen sie in den ehemaligen Milchladen auf der Horkaer Straße.

Um ein breites Angebot zu bieten, entschlossen sich beide Frauen, 1994 in der Muskauer Straße, dort, wo zwischendurch die Barmer ihre Geschäftstsstelle hatte, einen zweiten Laden zu eröffnen. Zehn Jahre verkauften sie "Mode mit Stil", also Bekleidung im Landhausstil, bevor es ab 2004 nur noch auf der Horkaer Straße weiter ging. Seitdem nennt sich ihr Geschäft "City Mode" - und daran richtet sich das Angebot aus: Mode für die City.

Zusammen mit Kerstin Deckert (links) legte Eva-Kerstin Heide den Grundstein für ein erfolgreiches Modegeschäft in Niesky. Das ist nun 30 Jahre her. Zuvor waren beide Frauen als Verkäuferinnen bei der Konsumgenossenschaft in Niesky beschäftigt.
Zusammen mit Kerstin Deckert (links) legte Eva-Kerstin Heide den Grundstein für ein erfolgreiches Modegeschäft in Niesky. Das ist nun 30 Jahre her. Zuvor waren beide Frauen als Verkäuferinnen bei der Konsumgenossenschaft in Niesky beschäftigt. © SZ-Archiv/Rolf Ullmann

Traumverkäuferin gefunden

Als Gesellschaft bürgerlichen Rechts führten Frau Heide und Frau Deckert die Boutique bis 2016. In dem Jahr zog Ramona Deckert zu ihren Kindern nach Bayern, und Eva-Kerstin Heide macht seitdem allein weiter. An ihrer Seite ihre langjährige Kollegin Ellen Hänsel. Sie ist inzwischen Rentnerin, kommt aber noch gern helfen, wenn Not an der Frau ist. Seit einem halben Jahr ist Monika Jäkel aus Niesky die zweite Verkäuferin. "Mit ihr wollte ich schon längst zusammenarbeiten. Nun konnte ich sie erfolgreich abwerben", erzählt Eva-Kerstin Heide mit einem Schmunzeln. Beide sind "um die 60" und die Chemie zwischen ihnen stimmt auch.

Frau Heide und Frau Jäkel bauen jetzt auf ein erfolgreiches Weihnachtsgeschäft. Socken in schrillen Farben, die sich auch für das Geschenkverpacken eignen, sind ebenso der Renner wie Handy-Taschen zum Umhängen. In diesen hat die Frau ihr Smartphone und die Geldbörse immer dabei. Und dann wird auch noch Oberbekleidung aus Barcelona zu ordern sein, auf dass sich der Kleiderständer wieder füllt.