Die Moore sind beim Klimaschutz die besten Verbündeten. Das sagt Franziska Tanneberger. Die 46-Jährige ist die international renommierte Moorforscherin und Leiterin des Greifswalder Moor Centrums (GMC). Will Deutschland seine Klimaneutralität bis 2045 erreichen, dann muss auch an den Mooren etwas getan werden, ist Frau Tanneberger überzeugt und arbeitet daran.
Das ist eine große Herausforderung, denn die Biologin sagt, dass in Deutschland 90 Prozent der Moore trockengelegt sind und damit klimaschädliche Treibhausgase absondern. Dazu zählt das Moor im Daubaner Wald. Es ist eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete auf deutschem Boden und befindet sich rund 20 Kilometer nordöstlich von Bautzen. Der Daubaner Wald umschließt eine Fläche von 3.265 Hektar.
1.000 Hektar Urwald
Mit Franziska Tanneberger und Daubaner Wald kommt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) ins Spiel. Die DBU fördert nach eigener Angabe innovative, modellhafte und lösungsorientierte Vorhaben zum Schutz der Umwelt unter besonderer Berücksichtigung der mittelständischen Wirtschaft. Sie ist eine der größten Stiftungen in Europa. Seit der Aufnahme der Stiftungsarbeit im Jahr 1991 hat sie rund 11.100 Projekte mit rund 2,07 Milliarden Euro Fördervolumen unterstützt. Eines davon ist im Daubaner Wald angesiedelt.
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Auf gut 1.000 Hektar soll der Wald wieder in seinen Ur-Zustand zurückfallen und künftig ganz ohne menschliches Zutun bleiben. Federführend sind dabei die Tochtergesellschaft der DBU, das DBU Naturerbe, und der Staatsbetrieb Sachsenforst. Die DBU hat den Daubaner Wald 2008 übernommen, um aus dem ehemaligen Übungsplatz der NVA ein Naturschutzgebiet zu machen. Eine große Rolle spielen die dort befindlichen Moore, erklärt Alexander Bonde, Generalsekretär der DBU. Über Jahrhunderte haben Menschen auch hier Böden und Moore entwässert, um das als Baustoff begehrte Torf abzubauen. Oder, um Flächen für die land- und forstwirtschaftliche Nutzung zu gewinnen.
Moore entwässern an 48 Standorten
Nun sollen die Gräben, die dem Entwässern dienen, wieder zugeschüttet werden. Der DBU will das an 48 Standorten in dem Waldgebiet tun. Dabei geht es, so Susanne Belting, die die fachliche Leitung übernommen hat, nicht nur um das Wiederherstellen des natürlichen Wasserhaushaltes, sondern auch, die in diesem Lebensraum vorkommenden Tier- und Pflanzenarten zu erhalten.
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Wie wichtig Feuchtlebensräume sind, hat der DBU nicht erst seit den heißen Sommern in den zurückliegenden Jahren erkannt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass dieselbe Bundesstiftung eine Moorexpertin mit dem mit 500.000 Euro dotierten Umweltpreis anteilig in diesem Jahr ehrt. Franziska Tanneberger teilt sich diesen Preis mit Thomas Speidel. Sein Unternehmen, ads-tec Energy in Nürtingen bei Stuttgart, hat Pionierarbeit beim Schnellladen von E-Autos geleistet. Den Umweltpreis erhalten beide am 27. Oktober in Mainz.
Moore binden Treibhausgase
Franziska Tanneberger argumentiert gegenüber DBU, dass trockene Moore bundesweit sieben Prozent der Treibhausgase ausmachen. Ein Wiedervernässen sorgt dafür, dass der Atmosphäre das Treibhausgas Kohlendioxid entnommen wird und von den Mooren als Kohlenstoff gespeichert wird. Der Daubaner Wald wird dazu seinen Beitrag leisten. Aber auch aus einem anderen Grund ist das Wiederbeleben der Moore wichtig. Mit ihnen verringert sich die Gefahr eines Waldbrandes, wenn der Boden durchnässt ist. Besonders aus forstlicher Sicht ein gewichtiger Beitrag zum Erhalt der Wälder als Lebensraum.
Der Daubaner Wald soll auch künftig erlebbar bleiben. Darauf verweist Alexander Bonde. Über ein weitläufiges Netz aus Waldwegen soll das Wildnisgebiet auch per Rad oder zu Fuß erkundet werden können. Der DBU-Generalsekretär macht deutlich: "Uns liegt viel daran, dass Natur erlebbar ist und die DBU-Naturerbefläche Daubaner Wald frei zugänglich bleibt." Die Ranger des Biosphärenreservates bieten regelmäßig Führungen zu den Schätzen des Daubaner Waldes wie der Gladiolen-Wiese oder zur Heideblüte im Herbst an.