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Wann fährt endlich wieder ein Zug nach Rothenburg?

Die Bahnstrecke nach Horka ist genehmigt. Der Kleinbahnverein hat schon die erste Zugfahrt geplant. Dagegen wartet Horka weiter auf die Sanierung des Bahnhofes.

Von Steffen Gerhardt
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Bürgermeister und Eisenbahnfan Philipp Eichler stellt  die Weiche für eine Wiederbelebung der Bahnstrecke Horka-Rothenburg. Die Genehmigung ist erteilt.
Bürgermeister und Eisenbahnfan Philipp Eichler stellt die Weiche für eine Wiederbelebung der Bahnstrecke Horka-Rothenburg. Die Genehmigung ist erteilt. © André Schulze

Bürgermeister Philipp Eichler fühlt sich mitunter als Don Quijote, der gegen Windmühlen kämpft. Der Rothenburger hält sie aber nicht für feindliche Riesen, wie die Romanfigur von Autor Miguel de Cervantes. Es sind die Hürden der Bürokratie, gegen die Philipp Eichler immer wieder ankämpfen muss.

"Seit vier Jahren kämpfen wir als Stadt und der Kleinbahnverein dafür, dass zwischen Rothenburg und Horka wieder Züge fahren dürfen", sagt der Bürgermeister und Vereinsvorsitzende in einer Person. Vergangene Woche konnten die Rothenburger einen Etappensieg feiern. Das Sächsische Wirtschaftsministerium hat der Deutschen Regionaleisenbahn (DRE) die Genehmigung zum Betrieb der Strecke erteilt. Das heißt, nun dürfen ganz offiziell Züge zwischen den Bahnhöfen Horka und Rothenburg verkehren. Und genauso wichtig: Die Strecke hat nicht mehr den Status einer Anschlussbahn, sondern ist eine öffentliche Strecke.

Für Rothenburg ein zäher Weg

"Bis hierher war das ein zäher Weg", sagt Eichler rückblickend. Er freut sich aber, dass es den "Zähen" in Rothenburg endlich gelungen ist, die Freigabe zu bekommen. Das soll natürlich gefeiert werden, und so wird das diesjährige Prellbockfest am 3. Oktober ein besonderes werden. "Wir wollen an diesem Tag einen Sonderzug zwischen Rothenburg und Görlitz fahren lassen", betont der Bürgermeister. Der Verein wird den Zug nicht auf die Gleise stellen können, dazu ist die Eigentümerin der Strecke gefragt, die in Berlin ansässige DRE.

Die Berliner brauchten ebenso einen langen Atem - von der Übernahme der Strecke von der Deutschen Bahn bis zu der jetzt vorliegenden Genehmigung. Viele Jahre war es ruhig auf der Strecke, nur wenn Rothenburg feierte, rollten ab und zu Sonderzüge in die Kleinstadt an der Neiße. Dazu mussten nicht nur die Züge organisiert, sondern auch jedes Mal eine Genehmigung für das Befahren der Gleise eingeholt werden.

Im August 2005 hielt ein Triebwagen, auch "Ferkeltaxi" genannt, am damals noch unsanierten Bahnhof in Rothenburg. So ein Gefährt in moderner Bauart könnte künftig zwischen der Kleinstadt und Horka verkehren.
Im August 2005 hielt ein Triebwagen, auch "Ferkeltaxi" genannt, am damals noch unsanierten Bahnhof in Rothenburg. So ein Gefährt in moderner Bauart könnte künftig zwischen der Kleinstadt und Horka verkehren. © SZ-Archiv/Rolf Ullmann

Diese Probleme hatten die Urväter der Bahnstrecke nicht. Am 24. Januar 1907 gründeten sie die "Kleinbahn Horka-Rothenburg-Priebus Aktiengesellschaft". Darin vereinten sich laut Wikipedia der preußische Staat, die Provinz Schlesien und der Landkreis Rothenburg zusammen mit Unternehmern und Privatleuten. Von Horka aus erreichte man nach 26 Kilometern den Endpunkt Priebus im heutigen Polen. Von dort aus bestand Anschluss in Richtung Sagan und Lichtenberg. Mit der Sprengung der Neißebrücke in Steinbach ist seit 1945 die durchgehende Strecke unterbrochen. Bis 1967 fuhren noch Personenzüge auf deutscher Seite bis nach Steinbach.

Bahnverkehr auch zum Flugplatz

Daran anknüpfen will Philipp Eichler in den kommenden Jahren. "Wir wollen, dass die Bahn wieder bis Lodenau fahren kann." Denn mit der Weiterführung der Strecke gen Norden können die Polizeifachhochschule, der Flugplatz samt Gewerbeansiedlungen und das Unternehmen Celltechnik in Lodenau die Schiene nutzen und davon profitieren. "Wir wollen sowohl den Personen- als auch den Güterverkehr stärker aufs Gleis bringen", betont Eichler. Auch die auswärtigen Oberschüler könnten mit der Bahn in ihre neue Schule kommen und wären nicht nur auf den Linienbus angewiesen. Zudem hätte die Bahn auch für Patienten der medizinischen Einrichtungen in der Kleinstadt einige Vorteile.

Hinzu kommt, dass die beabsichtigte Fusion der Verkehrsverbünde ZVON und ZVOE in Ostsachsen auch einen Schub im Schienenverkehr zwischen Rothenburg und Horka mit sich bringen kann. Philipp Eichler sieht darin nicht nur eine Stärkung der Mobilität für die Bürger, sondern auch eine verbesserte Attraktivität der Region zum Wohnen und Arbeiten.

Stärkung des Bahnknotenpunktes Horka

In der Nachbargemeinde Horka ist die Freude ebenso groß, dass sich auf alten Gleisen etwas bewegen wird. Bürgermeister Christoph Biele sieht in der Aktivierung der Bahnstrecke an die Neiße eine Stärkung des Bahnknotenpunktes Horka. Dadurch, dass die Eisenbahngesellschaft das Gleis nicht aus der Hand gegeben hat, konnte mit dem Ausbau der Niederschlesien-Magistrale die Verbindung nach Rothenburg mit einer Weiche garantiert werden.

Christoph Biele sieht auch wirtschaftliche Synergien zwischen beiden Kommunen. Wird der Betrieb der Strecke bis zum Flugplatz Rothenburg fortgeführt, dann liegen das Gewerbegebiet und das beabsichtigte Industriegebiet am Horkaer Güterbahnhof an einer Bahnlinie. Aber das ist in die Zukunft gedacht. Was den Bürgermeister gegenwärtig mehr ärgert ist, dass der Personenbahnhof in Horka kein Aushängeschild für die Gemeinde und die Bahnreisenden ist, und das schon seit Jahren.

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Es wird aber noch einige Jahre dauern, bis der Horkaer Bahnhof modernen Maßstäben angepasst wird. Denn die Horkaer sind nicht die einzigen mit Bahnhof an der Strecke von Görlitz nach Cottbus. Mit großem Bahnhof und im Bahnhof Görlitz haben am 24. Juli der Bund, das Land und die Deutsche Bahn den Ausbau von vier Bahnlinien in Sachsen beginnend beschlossen. Darunter die Strecke zwischen Görlitz und Cottbus. Zwei Gleise soll sie künftig haben und elektrifiziert sein. Damit können Elektroloks von Görlitz bis Berlin und weiter durchfahren.

Der Personenbahnhof in Horka. Dieser wird erst mit dem Ausbau der Bahnstrecke Görlitz-Cottbus saniert. Und das dauert noch einige Jahre, sagt die Deutsche Bahn.
Der Personenbahnhof in Horka. Dieser wird erst mit dem Ausbau der Bahnstrecke Görlitz-Cottbus saniert. Und das dauert noch einige Jahre, sagt die Deutsche Bahn. © André Schulze

Mit der Elektrifizierung ein moderner Bahnhof

Von diesem Streckenausbau hängt auch die Sanierung des Bahnhofes in Horka ab, teilte eine Bahnsprecherin auf Nachfrage mit. "Mit dem Ausbau und der Elektrifizierung wird auch der Aus- und Umbau des Bahnhofs Horka weiter geplant, da beide Vorhaben aufeinander abgestimmt werden müssen", sagt Martine Pfeifer. So ist im Personenbahnhof neben dem Anpassen an die Anforderungen der Bahn und dem modernen, barrierefreien Ausbau unter anderem auch eine Anpassung des Spurplanes, also der Gleise, notwendig.

Dazu geht die Deutsche Bahn in die Vorplanung, die in der Regel zwei bis drei Jahre benötigt. "Anhand dieser Planung können erst detaillierte Aussagen getroffen werden", ergänzt Martine Pfeifer. Verbindlichen Aussagen zum Zeithorizont des gesamten Bauvorhabens trifft die Bahn gegenwärtig nicht. Ausgenommen von dem Vorhaben ist das Bahnhofsgebäude in Horka. Das befindet sich in Privathand und wird nicht mehr durch die Bahn genutzt.

Bis der Horkaer Bahnhof schick und modern ist, setzen die Rothenburger darauf, dass schon einige Züge zwischen ihrer Stadt und Horka mit zufriedenen Fahrgästen gerollt sind. Und der Bürgermeister sagen kann: Wir haben die Verkehrswende aus eigener Kraft geschafft!