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Wie ein Kellner von der Landeskrone jetzt mit Rothenburger Klingeleis glücklich ist

René und Isabell Steinert bieten ihren Gästen nicht nur Kulinarisches, auch Hilfe, wenn am Fahrrad etwas klemmt. Jetzt setzen sie auf den Eisverkauf. Im November wollen sie mit ihrer "Fahr Bar" durchstarten.

Von Steffen Gerhardt
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René Steinert und seine Frau Isabell freuen sich über den Erfolg mit ihrem Softeis. Im November soll die "Fahr Bar" ihr Innerstes öffnen, mit Gastronomie, Bar und Fahrradservice.
René Steinert und seine Frau Isabell freuen sich über den Erfolg mit ihrem Softeis. Im November soll die "Fahr Bar" ihr Innerstes öffnen, mit Gastronomie, Bar und Fahrradservice. ©  André Schulze

René Steinert und seiner Frau Isabell gefällt es in Rothenburg. Für beide ist es nicht nur ein schönes Städtchen, sie wollen sich gern einbringen und etwas bewegen. Für die Rothenburger und ihre Gäste. "Mich treibt schon lange der Gedanke um, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen", erzählt René Steinert.

Obwohl Steinert in Rothenburg kein seltener Name ist, hat René Steinert mit ihnen "familiär" nichts zu tun. "Ich komme aus Jauernick-Buschbach und habe Rothenburg durch meinen Zivildienst im Martinshof kennen und lieben gelernt", berichtet der 37-Jährige. Dass mit dem "Lieben" ist nicht weit hergeholt, denn seine Frau Isabell stammt aus Rothenburg. Beide sind seit zwei Jahren verheiratet und haben einen Sohn (7) und eine Tochter (13) zusammen. Dazu kommt noch ein Sohn (19) aus der ersten Beziehung von René. Dieser wohnt inzwischen in Dresden.

Ein Familienunternehmen

Die Familie zu erwähnen, ist René Steinert wichtig. Ohne ihren Rückhalt und ihre Unterstützung hätte er die aufgegebene Bäckerei Michaelis am Rothenburger Markt vor einem Jahr nicht gekauft. Inzwischen ist sie für ihn und seine Familie Wohn- und Arbeitsort geworden. Aus dem Laden und der Backstube wird ein Café mit Barbetrieb sowie ein Reparaturstützpunkt für Fahrräder. Denn noch ist einiges baulich zu tun in dem Haus. "Bis November wollen wir das aber geschafft haben", ist der Bauherr zuversichtlich. Zumal dann die ersten Gäste eine Feier bei ihm schon gebucht haben. Bis zu 40 Gäste bekommt er unter.

Einen gastronomischen Boxenstopp für Radtouristen einzurichten, dafür gab der Oder-Neiße-Radweg den Ausschlag. Dass die Kleinstadt von Radfahrern gut frequentiert wird, hatte René Steinert schon als Zivi mitbekommen. Aber bis er in ihren Diensten steht, das brauchte einige Jahre. René Steinert ist gelernter Restaurantfachmann. Er hat seine Lehre auf der Landeskrone in Görlitz gemacht. Aber nach einigen Jahren Berufserfahrung, fehlte René die “berufliche” Herausforderung, erzählt er rückblickend. So schulte er um zum Kundendienstmonteur in Sachen Gas, Wasser, Sanitär, Heizung und Klima und begann in einem Familienbetrieb. Hierbei gewann er an weiteren handwerklichen Kompetenzen dazu und war auch an Sonn- und Feiertagen unterwegs, wenn in einem Haushalt die Heizung ausgefallen war oder die Wasserversorgung Probleme bereitete. "Jedoch wuchs der Wunsch der Selbstverwirklichung und das Umsetzen eigener Ideen in mir immer mehr."

Bis im Inneren der früheren Bäckerei alles neu und fertig ist, erfolgt der Eisverkauf durchs Fenster. Wenn es während der Öffnungszeiten geschlossen ist, darf man klingeln, sagt Inhaber René Steinert.
Bis im Inneren der früheren Bäckerei alles neu und fertig ist, erfolgt der Eisverkauf durchs Fenster. Wenn es während der Öffnungszeiten geschlossen ist, darf man klingeln, sagt Inhaber René Steinert. © André Schulze

Immer noch dazugelernt

Schließlich suchte das Görlitzer Siemens-Werk einen Restaurantfachmann für den Konferenzservice. René Steinert bewarb sich und wurde genommen. . "Ein prima Job, ein tolles Team und geregelte Arbeitszeiten." Somit auch Zeit für Familie und seinen geliebten Triathlon-Sport. "Bis Corona kam, und ich nur noch die Hälfte der Zeit tätig sein durfte", fasst Steinert zusammen. Da kam ihm Rothenburg in den Sinn und Tino Kittner von Neiße-Tours. Er stellte ihn für die andere Hälfte seiner Arbeitszeit zunächst als Servicemitarbeiter ein und später als Koch in seiner Taverne. Dort blieb er auch nach Corona.

Bei Neißetours lernte René Steinert viele Radtouristen kennen und merkte, was der Radler so auf seiner Tour braucht. Eben durch seine nun jahrelange Erfahrung im Gastro- sowie im Sportbereich wusste er, dass ein schneller gesunder Imbiss, viel zu trinken sowie hin und wieder Hilfe, wenn der Drahtesel bockt, essenziell sei. Er erkannte die Servicewüste am Oder-, Neiße-Radweg und reagierte. "Das führte mich zu meiner Geschäftsidee mit dem Namen ,Fahr Bar'. Ein Café und einen Fahrradservice unter einem Dach anzubieten." Denn dort, wo einst Brote, Semmeln und Kuchen gebacken wurden, baut René Steinert eine Fahrradwerkstatt zur Selbsthilfe auf. Dazu einen Fahrradverleih. Die Räder stehen schon bereit.

Eisverkauf durchs Fenster

Und was hat das alles mit dem Softeis zu tun, dass verkauft wird?, mag sich mancher Rothenburger und Gast dieser Stadt fragen. Antwort darauf gibt seine Frau "Bella", wie sie von ihm, Familie und Kunden genannt wird. Der Eisverkauf sollte nur eine Notlösung sein, bis im Inneren alles fertig ist und der Gastrobetrieb beginnen kann. "Aber inzwischen ist unser Geschäft zum beliebten Treffpunkt auf dem Markt geworden", berichtet Isabell Steinert. Vor allem die spontanen Treffen und Gespräche, die vor der "Fahr Bar" entstehen, freut das Ehepaar. An den heißen Sommertagen sind es nicht nur die Schüler gewesen, die nach Softeis verlangten. Der Fensterverkauf und das "Klingeleis" werden in Rothenburg zum Kult. "Mein Mann kann nicht die ganze Zeit an der Eismaschine stehen. Es gibt ja noch einiges im Geschäft zu tun. Deshalb haben wir am Fenster eine Klingel angebracht, die der Kunde betätigt, um zu seinem Eis zu kommen", berichtet Isabell Steinert.

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Für die 33-Jährige ist der Umgang mit Lebensmitteln nichts Ungewöhnliches. Die Rothenburgerin ist gelernte Bäckereifachverkäuferin. Wie ihr Mann hat sie den Beruf gewechselt, aber nur einmal. Sie absolvierte die Ausbildung zu ihrem "Traumberuf Erzieherin" und ist seit Juni in der St. Martin - StattRand gGmbH, mit Sitz in Weißwasser, in ihrer Heimatstadt tätig. Im Geschäft ihres Mannes ist sie nur die "mithelfende Ehefrau".

Mit seiner Geschäftsidee gewann René Steinert im vergangenen Jahr einen Kreativpreis beim sächsischen Wettbewerb Simul*. Die 10.000 Euro steckte er in sein Vorhaben.
Mit seiner Geschäftsidee gewann René Steinert im vergangenen Jahr einen Kreativpreis beim sächsischen Wettbewerb Simul*. Die 10.000 Euro steckte er in sein Vorhaben. © André Schulze
Auf Holztafeln werden die Angebote bekannt gegeben. Die Eissorten wechseln täglich.
Auf Holztafeln werden die Angebote bekannt gegeben. Die Eissorten wechseln täglich. © André Schulze
Viele Zutaten ermöglichen eine Vielfalt an Eissorten. René Steinert und seine Frau Isabell sind dabei sehr kreativ.
Viele Zutaten ermöglichen eine Vielfalt an Eissorten. René Steinert und seine Frau Isabell sind dabei sehr kreativ. © André Schulze
Nicht nur in der "Fahr Bar" steht René Steinert an der Eismaschine. Er ist damit auch mobil zu Festen und Veranstaltungen unterwegs. "Das ist eine gute Werbung für mich", sagt der Rothenburger.
Nicht nur in der "Fahr Bar" steht René Steinert an der Eismaschine. Er ist damit auch mobil zu Festen und Veranstaltungen unterwegs. "Das ist eine gute Werbung für mich", sagt der Rothenburger. © André Schulze

Nicht jeden Tag dieselbe Sorte

Softeis gibt es bei Steinerts nicht nur in der Kombi Schoko-Vanille oder Vanille-Erdbeere. "Wir lassen uns immer neue und andere Kreationen einfallen, damit es unseren Kunden nicht langweilig wird", sagt der Eisfachmann. Angerührt wird das Softeis mit Speiseeispulver der Firma Komet. Sie war zu DDR-Zeiten schon ein Begriff und nicht wenige Kunden fühlen sich an diesen Geschmack in ihrer Kindheit und Jugend erinnert.

Dass die "Fahr Bar" erst einmal eine "Eis Bar" ist, beruht auf einem Tipp, den Steinerts durch Gespräche mit den Einheimischen bekommen haben, um ihr Geschäft zum Laufen zu bringen. "Um beginnen zu können, haben wir uns eine Eismaschine geliehen. Inzwischen besitzen wir drei eigene und noch eine für Milchshakes, um den Bedarf absichern zu können", berichtet René Steinert. Aber auch Kaffee und selbstgebackener Kuchen werden angeboten. Als Vorläufer für das, was ab November folgen wird. Die Gäste dürfen gespannt sein.

Die "Fahr Bar" befindet sich auf dem Marktplatz Rothenburg. Sie ist geöffnet von Montag bis Freitag von 13 bis 18 Uhr und am Wochenende von 10 bis 18 Uhr.