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So funktioniert Inklusion im Karl-May-Dorf Moritzburg

Am Wochenende haben in Moritzburg Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Beeinträchtigung im Creativ-Camp gearbeitet und gelebt. Zum 12. Mal organisierte ein Dresdner Verein diese inklusive Zusammenkunft.

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Steinmetz und Bildhauermeister Arne (l.) baut im Kurs Waldskulpturenbau im Kreativ-Camp im Karl-May-Dorf in Moritzburg mit Gianluca einen Geier aus Holzästen. Projektleiterin Margarethe Pohle (M.) beobachtet das Geschehen.
Steinmetz und Bildhauermeister Arne (l.) baut im Kurs Waldskulpturenbau im Kreativ-Camp im Karl-May-Dorf in Moritzburg mit Gianluca einen Geier aus Holzästen. Projektleiterin Margarethe Pohle (M.) beobachtet das Geschehen. © Norbert Millauer

Von Julian Wolf

Moritzburg. Drei Tage lang stand das Karl-May-Dorf ganz unter dem Zeichen der Inklusion. Insgesamt 44 Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchten das inzwischen zwölfte Creativ-Camp des Dresdner Vereins Columba Palumbus, der sich für Kunst, Kultur und Vielfalt einsetzt. Im Creativ-Camp kümmert sich der Verein um Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Behinderung. Vier Workshops mit Graffiti-Kursen, Jonglage, Skulpturenbau mit Naturmaterialien und Hip-Hop waren angeboten und sofort ausgebucht.

Schon am Freitagnachmittag begann das Creativ-Camp im Moritzburg. Zunächst gab es ein Warm-up und Vorbereitungen wurden getroffen. Die Teilnehmer wurden ihren Workshops eingeteilt und die Workshop-Arbeit konnte beginnen. Gegen 15 Uhr waren schon fast alle Stände aufgebaut und die Übungsleiter vor Ort. Kurz darauf kamen auch schon die Kinder und Erwachsenen im Alter von acht bis 32 Jahren angereist.

Margarete Pohle fungierte drei Tage lang als Projektkoordinatorin, weist die Teilnehmenden ein und blickt auf Kunstwerke vorheriger Creativ-Camps zurück: „Alle Graffitis aus den vergangenen Jahren sind auch noch hier im Karl-May-Dorf. Stück für Stück werden die Motive erarbeitet. Anfangs mit Bleistift. Wörter sollen mit Bildern verbunden werden. Nach der Anfangsskizze machen die Teilnehmer sich dann Gedanken über die Farben und zeichnen mit Graffiti-Markern vor. Am Ende geht es an die grundierte Wand. Das Grundieren übernehmen aber wir. Wir achten darauf, dass eine Gruppe auch ein gemeinsames Thema findet, wo die Einzelnen aber auch hier separaten Bereich haben.“ Abends gab es für die Teilnehmenden dann ein Lagerfeuer mit kleinem Programm.

Zwei Camps pro Jahr dank hoher Nachfrage

Am Sonnabend wurde ganztägig in Gruppen gearbeitet, später wurde bei Disko-Musik gefeiert. Einen Tag darauf trafen die Jugendlichen und Erwachsenen dann ihre letzten Vorbereitungen vor der großen Präsentation um 15 Uhr. Diese war öffentlich und jeder war bei Kaffee und Kuchen dazu eingeladen, sich das Kreative der Camp-Teilnehmer anzusehen. Eine emotionale Situation.

„Von den 44 Teilnehmenden sind die Hälfte mit und die andere ohne Beeinträchtigung. Beide Seiten können voneinander lernen“, erklärt Kay-Uwe Dubrau, Geschäftsführer des Vereins. 16 sogenannte Übungsleiter kümmern sich um die Freizeitaktivitäten, stehen in der Küche und betreuen die Workshops. „Den Jongleur haben wir angefragt, ob er auf Honorar-Basis zu uns kommt. Den Hip-Hop-Kurs leitet unsere stellvertretende Vereinsvorsitzende, die sonst auch einen eigenen Kurs leitet“, sagt Dubrau.

Vor zwölf Jahren gründete sich der Verein Columba Palumbus, der aus einer Theatergruppe entstand. 2013 arbeiteten die Mitglieder mit dem Sonnenstrahl e.V. Dresden zusammen und veranstalteten zwei Creativ-Camps für krebskranke Kinder und Menschen mit geistiger Behinderung. „Danach haben wir alleine mit dem Camp weitergemacht und uns dazu entschieden, Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Beeinträchtigung zu betreuen“, informiert Dubrau, der aufgrund der hohen Nachfrage bereits zwei Camps pro Jahr anbietet.

"In Moritzburg immer herzlich aufgenommen"

Nach der Gründung der Theatergruppe vor 17 Jahren übernahmen Dubrau und seine Kollegen immer mehr Projekte: Ferienlager, Theatervorstellungen, Band-Auftritte und das Singen im Chor. „Das Schöne ist, wenn man die Behinderungen nicht thematisiert. Die Leute merken gar nicht, dass sie oder andere ganz besondere Menschen sind, sondern unterstützen sich automatisch gegenseitig“, freut sich Dubrau und blickt zurück. „Es kommen oft die gleichen Leute zu uns und sie sind dankbar und glücklich. Immer sonntags werden die Workshop-Ergebnisse vor Eltern und Betreuern beim Camp vorgestellt. Das ist sehr emotional“, sagt Dubrau.

Ein nächstes Creativ-Camp sei übrigens schon in Planung. Auch die nächste Ausgabe soll dann wieder im Moritzburger Karl-May-Dorf stattfinden, obwohl der Verein hier an seine Kapazitäten stößt. „Eigentlich ist bei 35 Teilnehmenden Schluss. Wir haben jetzt ein paar Betten geschoben und können 44 Leute aufnehmen. Die Übungsleiter haben sich bereiterklärt, in ihren Autos zu schlafen. In Moritzburg finden wir uns immer sehr herzlich aufgenommen“, so Dubrau.

INFO: Weiterführende Informationen zum Verein sowie Angebote, Spendenmöglichkeiten und Anmeldeformulare für Projekte und Kurse findet man im Internet auf www.columba-palumbus.de.