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Junges Paar aus Dresden: Deshalb sind wir nach Pirna gezogen

Filiz Schmidt und Lars Kegel wohnen seit einiger Zeit in den Sandsteingärten – und gehören zu jenen, die der Stadt alljährlich mehr Einwohner bescheren.

Von Thomas Möckel
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Sind von Dresden in die Sandsteingärten in Pirna gezogen: Filiz Schmidt, Lars Kegel und Hund Ole.
Sind von Dresden in die Sandsteingärten in Pirna gezogen: Filiz Schmidt, Lars Kegel und Hund Ole. © Daniel Schäfer

Der Garten draußen vor den bodentiefen Fenstern der Wohnung hat schon Gestalt angenommen, frischer Rasen breitet sich wie ein grüner Teppich aus, Filiz Schmidt und Lars Kegel haben kleine Bäume gepflanzt, ein Hochbeet aufgestellt, ebenso ein Insektenhotel, zwischen all dem tollt regelmäßig Hund Ole herum, Familienmitglied seit 2021. "Die Gartenarbeit ist ein schöner Ausgleich", sagt Filiz, "dabei können wir uns wunderbar entspannen."

Eine Wohnung mit einem Garten davor war von Anfang an Wunsch der beiden, ein Quartier im Erdgeschoss, wo man quasi mit einem Schritt vom Wohnzimmer ins Grüne schreitet, ein Refugium der Ruhe, wichtig aber auch für den Hund, der viel Auslauf braucht. Im zweiten Anlauf haben sie inzwischen gefunden, was sie suchten – hier in ihrem neuen Zuhause.

Das größte Neubau-Vorhaben seit der Wende

Das neue Zuhause von Filiz und Lars ist eine Dreizimmerwohnung in den Pirnaer Sandsteingärten, jenes Wohngebiet zwischen der Siegfried-Rädel-Straße und der Gottleuba, das Areal war einst Werksgelände der Sächsischen Sandsteinwerke GmbH. Die Sandsteingärten, entstanden von 2020 bis Ende 2022, waren das bislang größte Neubauvorhaben im Mehrfamilienhaus-Bereich in Pirna seit der Wende. Vier Pirnaer Unternehmer hatten dafür eigens eine neue Gesellschaft gegründet, die rund 28 Millionen Euro in das Projekt investierte.

Das Vorhaben umfasst elf Häuser mit insgesamt 107 Wohnungen, zwei Tiefgaragen, einen Spielplatz, ausgedehnte Grünflächen. Die Quartiere verkauften sich rasch, lediglich in der "Villa Rose", die speziell seniorengerechte Wohnungen beherbergt und wo sich ein spezieller Hausdienst um das Wohl der Bewohner kümmert, sind noch vier Wohnungen zu haben. Der Kaufpreis liegt bei 4.100 Euro pro Quadratmeter.

Mit ihrem Umzug von Dresden nach Pirna gehören Filiz und Lars zu jenen, die die Einwohnerzahl in Pirna weiter nach oben klettern lassen. Nach Jahrzehnten, in denen die Stadt massiv Bewohner verlor, kehrte sich dieser Trend etwa 2014 um, seither wächst die Einwohnerzahl wieder. Das liegt daran, dass seit ungefähr zehn Jahren wieder mehr Menschen nach Pirna ziehen als aus der Stadt abwandern. Das beschert der Stadt einen positiven Saldo von durchschnittlich 400 Einwohnern jährlich. So belegen es auch die Zahlen von 2023: Nach Auskunft der Stadt zogen im vergangenen Jahr 1.950 Menschen nach Pirna, 1.514 verließen die Stadt. 2023 war auch jenes Jahr, in dem Pirna die magische Grenze von 40.000 Einwohnern erstmals seit langer Zeit wieder überschritt.

Weg vom Trubel der Großstadt

Für Lars, 30, ist der Umzug eine Art Rückkehr in heimatliche Gefilde. Er wuchs in Graupa auf, ging dort zur Schule, später dann in Dresden-Pillnitz, absolvierte eine Ausbildung zum Chemielaboranten, machte Abitur am Beruflichen Schulzentrum in Pirna-Copitz, studierte an der HTW in Dresden Bauingenieurwesen und arbeitet seit seinem Abschluss in Dresden. Filiz, 28, stammt aus Eschwege in Nordhessen, sie hatte sich in Dresden für eine Ausbildung beworben und die Zusage bekommen. Sie ist Medizinisch-Technische Assistentin und arbeitet im Uniklinikum.

2019 zogen beide in eine gemeinsame Wohnung an der Grundstraße im Dresdner Stadtteil Loschwitz, ganz bewusst hatten sie sich schon damals für ein Domizil entschieden, was sozusagen in einem Vorort liegt, weit genug weg vom Trubel und der Hektik der großen Stadt. Das Haus ist umgeben von viel Grün, ideal auch für den Hund, der sich bald dazugesellte.

Irgendwann sprach sich im Freundeskreis herum, dass in Pirna die Sandsteingärten entstehen, Wohnungsgröße und Lage schienen wie gemacht für Filiz und Lars, ein Umzug war recht schnell beschlossene Sache. "Wir kommen ja beide vom Dorf und sind Garten und viel Grün gewöhnt", sagt Filiz, "in eine solche Umgebung wollten wir gern wieder zurück." Großartig überzeugen, erzählt sie, habe man sie nicht müssen. Mehrere Ausflüge hatte das Paar bereits nach Pirna unternommen, es war oft in Pirna essen, dabei hatten sie die Stadt längst liebgewonnen. Und Lars kannte Pirna ohnehin seit seiner Kindheit.

Für zwei Wohnungen hatten sich die beiden beworben, auf alle Fälle sollte es eine sein, die auch nach Westen zeigt, um abends noch in der Sonne sitzen zu können. Es klappte mit dem Wunschdomizil, seit reichlich anderthalb Jahren wohnt das Paar nun in den Sandsteingärten. "Unser Wunsch ist es erst einmal hierzubleiben", sagt Lars. Zweifel daran, dass dieser Plan aufgeht, haben die beiden nicht, zumal sie auch in Branchen arbeiten, in denen die Arbeitsplätze recht sicher sind.

"Es fühlt sich an wie eine kleine Auszeit"

Für Pirna sprach aus Sicht der beiden die Nähe zur Sächsischen Schweiz, wo sie oft unterwegs sind. Auch dass Pirna verkehrstechnisch gut an Dresden angebunden ist, beflügelte den Umzug. Filiz und Lars pendeln per Bahn oder mit dem Auto zwischen Wohn- und Arbeitsort, mit beidem lässt sich alles bestens erreichen. Ebenso ein großer Vorteil vom neuen Zuhause ist, dass es viel Grün ringsum gibt und dass es trotz der zentralen Lage der Sandsteingärten sehr ruhig ist, kaum etwas vom Verkehrslärm dringt zu den Häusern. "Wenn wir im Garten sitzen, fühlt es sich immer an wie eine kleine Auszeit", sagt Filiz, "so etwas erlebt man in Dresden kaum." Gleichwohl sei man von Pirna aus schnell in Dresden, wenn die Sehnsucht nach etwas Großstadt-Flair groß ist.

Das Wohngebiet fungiert auch als großer Begegnungsort, man trifft sich, schwatzt miteinander. "Hier geht es viel lebhafter und nicht so anonym zu, wie in den riesigen Wohnblöcken in Dresden", sagt Lars. Von unschätzbarem Wert ist auch, dass die beiden keinen Parkplatz für ihr Auto suchen müssen, die Tiefgarage mit Stellplatz liegt unter dem Haus, von dort gelangt man direkt in die Häuser. "Generell hat Pirna", sagt Lars, "alles, was junge Leute suchen."

Anfangs war das Paar zunächst skeptisch, wie Freunde darauf reagieren, dass es aus der beleben Stadt hinaus quasi in die Provinz geht. Doch wider Erwarten schoben die beiden damit eine kleine Welle an. "Lustigerweise", sagt Lars, "sind einige Freunde von uns gleich mit nach Pirna umgezogen."