Jahnatal/Ostrau. Sechs Ostrauer gründeten vor zehn Jahren den Verein „Kulturdenkmal Gasthof Wilder Mann“.
Ihr Ziel war der Erwerb und die schrittweise Sanierung des Kulturdenkmals. Zuvor gab es viele Bemühungen, den ehemaligen Gasthof mit Barocksaal und Hotel vor dem Verfall zu retten.
„Jetzt ist entstanden, was die Bürger und die Verwaltung immer gewollt haben. Der ehemalige Gasthof ‚Wilder Mann‘ ist nicht nur saniert worden. Es ist wieder Leben eingezogen“, sagte Bürgermeister Dirk Schilling (CDU).
Er spricht von einer Erfolgsgeschichte, an die vor zehn Jahren nur wenige Optimisten geglaubt hätten. Sturheit sei der Erfolgsgarant gewesen. Mit Voranschreiten der fachlich versierten Sanierung seien nach und nach immer mehr Leute davon überzeugt gewesen, dass der Verein sein Vorhaben umsetzen kann.
Ein starkes Team
„Auch wenn es viele Helfer und Unterstützer während der zehn Jahre gab, so hat der Erfolg federführend fünf Namen. Das sind Vereinsvorsitzende Monika Fischer, ihr Mann Wolfgang Hofmann, Heike und Tilo Grundmann und Bernd Sonntag, der leider nicht mehr unter uns ist“, sagte Dirk Schilling.
Bereits im Gründungsjahr des Vereins gab es erste Arbeitseinsätze und konkrete Ziele. Da der Gasthof „Wilder Mann“ ein Kulturdenkmal ist, holten sich die Vereinsmitglieder den Architekten Torsten Kühnrich-Benthin mit ins Boot. Er begleitete das Vorhaben und stellte gemeinsam mit dem Vereinsvorstand einen Bauablaufplan auf.
Zuerst wurde das Erdgeschoss, in dem sich der Gaststättenbereich und die sanitären Anlagen befinden, auf Vordermann gebracht. Auch die Restauration des großen Bleiglasfensters über dem Eingang begann 2014. Tischler André Hlozek von der Firma Mahrenholz fertigte das neue Fenster an und ein Glaser reinigte die Bleigläser.
Eingangsbereich nach historischem Vorbild
Ebenfalls 2014 wurden die Außentreppe, das Treppengeländer und das Vordach abgebaut. Der Eingangsbereich wurde bis 2016 nach historischem Vorbild hergestellt. Dabei handelte es sich um eine Forderung des Denkmalschutzes. Im Gründungsjahr des Vereins begann auch die abschnittsweise Sanierung der Fassade, die einen ockerfarbenen Anstrich erhielt.
Mitarbeiter der Kunsthochschule Dresden begannen mit dem Freilegen des Deckengemäldes und analysierten die Farben. Die Arbeiten am Barocksaal setzten die beiden Restauratoren Thomas Höhne und Matthias Steude fort.
Immer wieder organisierte, und das macht er immer noch, der Verein kleine Feste und Feiern, um Geld einzuspielen, aber auch den Bürgern die Möglichkeit zu geben, den Baufortschritt zu verfolgen.
Barrierefreier Zugang
Jedes Jahr gewähren die Vereinsmitglieder der breiten Öffentlichkeit zum Tag des offenen Denkmals einen Blick hinter die Kulissen. Mithilfe von Fördergeld konnten in den „Wilden Mann“ eine Behindertentoilette und später ein Fahrstuhl eingebaut werden.
Auch Politiker wie die damalige Bundestagsabgeordnete Veronika Bellmann (CDU) und der SPD-Landtagsabgeordnete Hennig Homann sind öfter zu Gast im Denkmal gewesen, um die Bereitstellung von Finanzen anzuschieben. Große Unterstützung erhält der Verein von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
Im Jahr 2018 gab es zum ersten Mal im Kulturdenkmal einen Neujahrsempfang im Ballsaal. In dem hatte sich bis dahin viel getan. Fehlstellen im Parkettfußboden wurden beseitigt, an der Wandverkleidung die Farbe abgeschliffen, die Türen zu den Seitenbühnen überarbeitet und der Bühnenvorhang, der nun elektrisch betrieben werden kann, mit finanzieller Unterstützung der Sparkasse Döbeln erneuert.
Ein Kronleuchter für den Ballsaal
Trotzdem gab es bis zur endgültigen Fertigstellung noch viel zu tun. Den i-Punkt setzte der Verein mit der Installation des Kronleuchters, der nach historischem Vorbild hergestellt wurde. Möglich war diese Investition nur durch die große Spendenbereitschaft von Firmen und Bürgern.
Wer jetzt den Fest- und Ballsaal betritt, fühlt sich in die Zeit Anfang des vergangenen Jahrhunderts, in dem Prunk und Liebe zum Detail eine große Rolle spielten, zurückversetzt. „Wir werden immer wieder bewundert, für das, was hier in den vergangenen zehn Jahren geschaffen wurde“, so der Bürgermeister.