Zusatzsicherung mit Seil: Wie eine Baustelle den Verkehr in Niederau lahmlegt
Niederau. Es gibt Geschichten, die klingen so absurd, dass man zweimal hinschauen muss. Am Bahnübergang im kleinen Ortsteil Jessen von Niederau spielt sich
derzeit so eine Szene ab, die manchen Autofahrer stutzen lässt: Ein
Mitarbeiter der Deutschen Bahn sperrt den Übergang – mit einem Seil. Während die Wartenden unter der prallen Sonne vor sich hin schwitzen, spannt ein Mann am Mittwoch in Warnweste das Seil zwischen den Schildern
hin und her, verschwindet dann in den Schatten eines Stromhäuschens und
wartet.
Kurz darauf erklingt das Signal: Ein Güterzug rollt an. Das metallische Donnern der Waggons durchbricht die schwüle Stille des Sommertags. Erst als der zweite Zug vorbeigedonnert ist und die Schranken wieder nach oben gehen, tritt der Bahn-Mitarbeiter aus seinem schattigen Versteck hervor, um die Seilabsperrung wieder zu lösen. Ganze zehn Minuten dauert dieses Prozedere – und die Wartenden schauen fassungslos, genervt und etwas staunend zu.