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Sächsische Weinkönigin: So viele Bewerberinnen wie noch nie

Der Weinbauverband zählt in diesem Jahr sechs Bewerberinnen um die Krone der sächsischen Weinkönigin. Wir stellen die Kandidatinnen vor.

Von Ines Mallek-Klein
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Die Amtszeit der amtierenden sächsischen Weinkönigin Sabrina Papperitz aus Coswig neigt sich dem Ende zu.  Am 14. August wird ihre Nachfolgerin gewählt. Um den Titel bewerben sich in diesem Jahr so viele Kandidatinnen wie nie zuvor.
Die Amtszeit der amtierenden sächsischen Weinkönigin Sabrina Papperitz aus Coswig neigt sich dem Ende zu. Am 14. August wird ihre Nachfolgerin gewählt. Um den Titel bewerben sich in diesem Jahr so viele Kandidatinnen wie nie zuvor. © Claudia Hübschmann
Nicole Baumgärtel zu einer Kandidatur zu bewegen, war ein jahrelanges Projekt. Die Diplomverwaltungswirtin keltert ihren Wein im Nebenerwerb und liebt Hühner.
Nicole Baumgärtel zu einer Kandidatur zu bewegen, war ein jahrelanges Projekt. Die Diplomverwaltungswirtin keltert ihren Wein im Nebenerwerb und liebt Hühner. © Claudia Hübschmann

Nicole Baumgärtel (39), wurde in Löbau geboren, lebt in Kreischa und verbringt die meiste Zeit des Jahres mit ihrem Ehemann, den Kindern, der Katze und den Hühnern auf dem königlichen Weinberg zu Dresden-Pillnitz. Dieses eigene Weingut baut die Diplomverwaltungswirtin mit ihrem Mann seit 2019 im Nebenerwerb auf. Gekeltert wird im eigenen Weinkeller in Kreischa. Renate Richter, die ehemalige Vorsitzende des ersten Dresdner Weinkonvents, versuchte seit 2012, Nicole Baumgärtel für eine Kandidatur zu motivieren.

Auf die Frage, was eine Regentschaft in ihrem Leben verändern wird, antwortet Nicole Baumgärtel, die als Kundenberaterin bei der Sächsischen Aufbaubank arbeitet: "Ich glaube, zunächst wird die Regentschaft meinen Terminkalender durcheinanderwirbeln und füllen, worauf ich mich freue. Denn eine Weinhoheit erwarten einmalige Eindrücke und Erlebnisse, die mich prägen und mir für immer bleiben werden." Sie freue sich am meisten auf den Austausch mit Winzern und Personen rund um den sächsischen Wein, sagt Nicole Baumgärtel, die ihre größte Stärke in ihrer Offenheit und Kommunikationsfreudigkeit sieht.

Und ihre größte Schwäche? "Ich bin ein Morgenmuffel", gesteht die Bewerberin, die sich mit der Arbeit im eigenen Weinberg fit hält. Der sächsische Weinbau ist für sie eine Symbiose aus Tradition und Moderne. Trauben, gelesen auf historischen Weinterrassen, werden hier zu qualitativ hochwertigen Weinen gekeltert, die sich durch eine vielschichtige Mineralität auszeichnen, was den vielen unterschiedlichen Bodenarten entlang der Sächsischen Weinstraße geschuldet sei.

Alona Chesnok studiert an der TU Dresden Verkehrsingenieurswesen und bewirbt sich um den Titel als Weinkönigin.
Alona Chesnok studiert an der TU Dresden Verkehrsingenieurswesen und bewirbt sich um den Titel als Weinkönigin. © Claudia Hübschmann

Alona Chesnok (24) wurde in Poltawa in der Ukraine geboren, ist aber in Radebeul, umgeben, von Weinbergen aufgewachsen. Sie studiert an der TU Dresden Verkehrsingenieurswesen, mit dem Schwerpunkt elektrische Verkehrssysteme. Mit dem Wein ist sie schon als Schülerin in Kontakt gekommen, als sie auf Schloss Wackerbarth bei der Weinlese half und später auch die Produktion und den Vertrieb der Weine kennenlernte.

Heute trifft man Alona Chesnok auf ihren Erkundungstouren bei verschiedenen Winzern und in Besenwirtschaften zwischen Pirna und Seußlitz. Mit einer Kandidatur hat Alona Chesnok (24) schon länger geliebäugelt. Am Ende war es das Zureden einer Kollegin, der amtierenden Weinprinzessin Stefanie Mühlbach. Alona Chesnok freut sich im Falle einer Regentschaft auf die Chance, Fachwissen zu vertiefen, und auf den Kontakt mit den sächsischen Winzern, die viel Hingabe und Leidenschaft in ihre Arbeit legen. Und sie antwortet auf die Frage, was den sächsischen Wein auszeichne: "Die Wahl hochwertiger Rebsorten in Verbindung mit Traditionen und dem einzigartigen Terroir des Elblands bilden Weine mit feinen Aromen und harmonischen Säurestrukturen, die immer ein besonderes Genusserlebnis bieten."

In ihrer Freizeit tanzt die in Dresden lebende Kandidatin Ballett und näht Kleidungsstücke nach eigenen Entwürfen. Ihre größte Stärke sei ihre Bühnenerfahrung und ihre Begeisterung für neue Herausforderungen, ihre größte Schwäche ihr Ungeduld, vor allem im Umgang mit bürokratischem Unsinn.

Eine ehemalige Weinprinzessin motivierte Antje Peschel aus Merschwitz, ihr Wissen rund um den Wein nicht nur an die Teilnehmer der von ihr geführten Weinwanderungen weiterzugeben.
Eine ehemalige Weinprinzessin motivierte Antje Peschel aus Merschwitz, ihr Wissen rund um den Wein nicht nur an die Teilnehmer der von ihr geführten Weinwanderungen weiterzugeben. © Kristin Richter

Antje Peschel (42) lebt mit Mann und Kindern in Merschwitz, geboren ist sie in Großenhain. Ihren Lebensunterhalt verdient sie als Verwaltungsfachangestellte im Kreissozialamt des Landkreises Meißen, im Nebenerwerb führt sie Weinwanderungen und -proben durch. Ihre Gäste haben sie zur Kandidatur motiviert, aber auch die ehemalige Weinprinzessin Katrin Hecht. Sie erzählte von ihren Erfahrungen. "Danach stand für mich fest, ich möchte kandidieren", so Antje Peschel.

Sie ist überzeugt, dass das nordöstlichste Weinanbaugebiet Deutschlands, das von Steil- und Hanglagen geprägt ist, hervorragende Weine zaubern kann. Antje Peschel hält sich mit Joggen, Radfahren und Wandern fit, auch für die neue Aufgabe, bei der sie das sächsische Weinanbaugebiet gerne mit Stolz repräsentieren würde, wobei sie sich als Bindeglied zwischen den Weinerzeugern und den Weintrinkern sieht. Was ihr dabei am meisten helfe? Ihre Natürlichkeit und ihr Organisationstalent, ist Antje Peschel überzeugt. Und gibt es auch eine Schwäche? Ja, räumt sie ein, ihren Perfektionismus.

Über den Genuss hat Janine Merkel zum Wein gefunden. Sie lebt nach dem Motto "den Mutigen gehört die Welt".
Über den Genuss hat Janine Merkel zum Wein gefunden. Sie lebt nach dem Motto "den Mutigen gehört die Welt". © privat

Janine Merkel (34) lebt mit ihrer Familie, Hund und Katze im Dresdner Stadtteil Weißer Hirsch direkt an der Dresdner Heide. Die gelernte Landschafts- und Freiraumplanerin studiert an der TU Dresden Naturressourcenmanagement. Zum Wein sei sie über den Genussfaktor gekommen. Sie liebe gutes regionales Essen mit einem passenden Wein dazu. Den Anbau lernte sie während ihres Studiums kennen und arbeitet heute regelmäßig in dem Weinberg eines befreundeten Winzers.

Von einer Regentschaft erhofft sie sich Aufmerksamkeit für Themen, die ihr wichtig seien. Sachsen solle als wunderbare Heimat wahrgenommen werden, verbunden mit den schönen Dingen und einer zukunftsgewandten Lebensweise, die helfe, alle Nörgler irgendwann einmal zu überstimmen. Fit hält sich Janine Merkel mit langen Joggingrunden durch die Heide oder Paddeltouren auf der Elbe. Sie lebe nach dem Motto "den Mutigen gehört die Welt", eine fröhliche und lebensbejahende Einstellung, die sie auch nutzen möchte, um den Weinen und der Kulturlandschaft in der Region mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen.

Dabei legt sie nach eigenem Bekunden oft ein hohes Tempo an den Tag, optimiert ihre viel zu kurzen Tage. "Es fühlt sich manchmal an wie eine Fahrt im Schnellzug", so Janine Merkel. Ausgleich schaffe dann das Arbeiten im Weinberg.

Thalea Linn Sobczak (20) ist in Leipzig geboren und lebt heute mit ihrer Familie und zwei Katzen auf einem Selbstversorger-Bauernhof. Sie macht gerade eine Ausbildung zur Hotelfachfrau, durchläuft mehrere Stationen und arbeitet aktuell an der Rezeption. Eine Lehrerin begeisterte Thalea Linn Sobczak für den Weinbau. Am Ende war es eine Führung auf Schloss Wackerbarth, die die junge Frau zu Kandidatur motivierte.

Sie möchte gern ein Sprachrohr für die Winzer sein, die viel Liebe und Energie in ihre Weine stecken, und sie - gewachsen und gereift - in einem kleinen Anbaugebiet - zu etwas Besonderem machen. Fit hält sich Thalea Linn Sobczak auf ihrem Stand-up-Paddle, außerdem gärtnert sie gern auf ihrem Balkon. Nach ihrer größten Schwäche befragt, bekennt sie sich zu ihrer Redseligkeit. Und was ihr im Amt helfen werde? "Ich kann gut zuhören, bin empathisch und einfühlsam", so die Jüngste der Kandidaten.

Die amtierende Weinprinzessin Sabine Leonhardt fand zur Vielfalt der Weine als Studentin, als sie in der Gastronomie jobbte, um Geld zu verdienen.
Die amtierende Weinprinzessin Sabine Leonhardt fand zur Vielfalt der Weine als Studentin, als sie in der Gastronomie jobbte, um Geld zu verdienen. © privat

Sabine Leonhardt (40) wurde in Großenhain geboren und lebt heute mit ihrer Familie, zu der auch ein Hund und ein Wellensittich gehören, in Dresden. Sie ist amtierende Weinprinzessin und möchte es nun noch einmal wissen. Sabine Leonhardt hat Anglistik und Germanistik studiert, arbeitet als Einkäuferin im Fraunhofer-Institut. Der Opa war Hobbywinzer in Meißen, doch den persönlichen Bezug fand Sabine Leonhardt erst während der Studienzeit, als sie in der Gastronomie jobbte, bei Dixieland-Konzerten, auf der Dresdner Schlössernacht oder verschiedenen Firmenevents. "Ich war von der Vielfalt des Angebots und den verschiedenen Farb- und Duftnuancen fasziniert", sagt die Kandidatin, für die der Besuch auf dem Meißner Weinfest in jedem Jahr Pflicht ist.

Nach dem ersten Jahr als Weinprinzessin möchte sich Sabine Leonhardt nun noch einmal um den Titel der Weinkönigin bewerben. Immerhin, sie weiß, was sie erwartet. Der zeitliche Aufwand sei enorm, sie investiere große Teile ihrer Freizeit. Doch die Entscheidung sei bewusst gefallen und sie verspreche viele wunderschöne große und kleine Erlebnisse und Begegnungen. Für die Prüfung fühlt sie sich gut gerüstet, denn sie habe in den zurückliegenden Monaten ihr Wissen rund um das Thema Wein massiv erweitern können. Den sächsischen Wein machen für sie die klimatischen Bedingungen besonders, mit heißen Tagen und kühlen Nächten, das verspreche ein tolles Spiel aus knackiger Säure und fruchtigem Aroma.

Sie sieht aber nicht nur den Weinbau der 1.500 gemeldeten Winzer, sondern auch ihren geleisteten Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft. Entspannung finde sich beim Yoga, beim Tanzen und vor allem der gemeinsamen Zeit mit der Familie. Um das alles unter einen Hut zu bringen, helfe ihr ihre Zielorientierung und ihr Zeitmanagement. Und ihre größte Schwäche: "Ich bin keine Winzerin, somit fehlt mir die praktische Erfahrung im Weinberg und im Keller. Da ist viel Raum zum Dazulernen, und das habe ich im vergangenen Jahr auch schon genutzt."