Meißen. Am Dienstag wurde damit begonnen, die 37 Glocken des Porzellanspiels im Turm der Frauenkirche zu demontieren. Am Nachmittag waren bereits erste Löcher im Glockenensemble hoch über dem Markt der Stadt zu sehen. Augenscheinlich sind zwar alle Porzellan-Glocken in Ordnung, allerdings muss die Spiel-Mechanik dringend saniert werden. Die letzte Instandsetzung hatte es im Jahr 2004 gegeben. Die Fachfirma von damals gibt es jedoch nicht mehr. Daher hat Jehmlich Orgelbau aus Dresden die Arbeiten übernommen.

"Die Glocken sind fest eingespannt und werden mittels eines Hämmerchens angeschlagen. Größe und Materialdicke der Glocken bestimmen die Tonlage", sagte Ulrich Knüpfer, Mitglied des Bauausschusses der Kirchgemeinde St. Afra. Weil die elektromagnetisch gesteuerten Klöppel nicht mehr wie vorgesehen an die Glocken schlugen, hatte das Klangbild zuletzt sehr gelitten.

Die Arbeiten sollen voraussichtlich Ende September beendet sein. Die Kirchgemeinde geht davon aus, dass das weltweit erste Porzellan-Glockenspiel im Oktober wieder einsatzbereit ist. Im Rahmen der Instandsetzung soll auch das Repertoire des Glockenspiels von derzeit 16 auf 31 Melodien erweitert werden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 40.000 Euro. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt das Vorhaben mit 5.000 Euro.

Die Idee, Meissener Porzellan aus dem Kirchturm heraus zum Klingen zu bringen, geht auf den damaligen Direktor der Porzellan-Manufaktur Max Adolf Pfeiffer zurück. Nach einem Test auf dem Rathausbalkon ging das Instrument 1929, also im Jubiläumsjahr (1.000 Jahre), in Betrieb. Es war letztlich der Beweis, dass es möglich ist, stimmfähige Glocken aus Hartporzellan herzustellen. (SZ/asc)