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Bündnis für ein nachhaltiges Coswig gründet sich neu

Nach der Stadtratswahl Anfang Juni erfand sich das BnC neu. Bernhard Mossner spricht im Interview über die Gründe und das Fraktionsprogramm sowie Ziele und Wünsche für Coswig.

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Bernhard Mossner vom Bündnis für ein nachhaltiges Coswig in der Karrasstraße. Das Foto wurde  aufgenommen im vergangenen Jahr.
Bernhard Mossner vom Bündnis für ein nachhaltiges Coswig in der Karrasstraße. Das Foto wurde aufgenommen im vergangenen Jahr. © Norbert Millauer

Herr Mossner, am 16. August gründete sich das „Bündnis für ein nachhaltiges Coswig“, kurz BnC neu. Wieso kam es zu dieser Gründung?

Eine Neugründung war nach der letzten Stadtratswahl dringend erforderlich, weil nicht alle Stadträte wiedergewählt und viele neu gewählt wurden. Erst war es unklar, ob sich die Fraktion bilden konnte, denn es ist festzustellen, unsere Palette ist ziemlich breit: Bürgerliste, Die Grünen, SPD, Soziale Union und FDP. Ich bin froh, dass es uns gelungen ist, gemeinsam ein Programm zu finden, und wir sind wirklich eine gemeinsame Fraktion.

Als ein gemeinsames Ziel haben Sie die Verbesserung der Lebensqualität und die Zukunftsfähigkeit Coswigs niedergeschrieben. Wie wollen Sie das angehen?

Schon in der vorherigen Legislaturperiode hat das BnC, meiner Meinung nach, schon viel positiv beeinflussen können. Trotzdem müssen wir uns weiter für unsere Natur einsetzen und den Klimawandel bewältigen. Erneuerbare Energien müssen in Coswig zum Einsatz kommen und wir sollten bei all unseren Entscheidungen immer die Klimaresilienz im Auge behalten. Hier fällt auch der Begriff der „Schwammstadt“.

Letzteres wurde schon oft hitzig im Stadtrat diskutiert.

Das ist richtig. Wir müssen das Wasser vor Ort halten, denn es wird knapp. In Neusörnewitz sollte ein Abschlagskanal zur Elbe gebaut werden, um das Wasser bei Starkregen in die Elbe zu leiten. Das wollen wir unbedingt vermeiden. Unsere Arbeitsgruppe ist noch dabei und wir haben in der letzten Periode ein Gutachten erstellen lassen. Die Chancen stehen gut, dass Wasser in Neusörnewitz zu halten. Es ist zwar nicht ganz einfach, da es in manchen Bereichen nicht zur Versickerung kommen kann, aber es gibt viele Bereiche, wo es geht.

Und die Zukunftsfähigkeit?

Schaut man sich die Altersstruktur an, gibt es in Coswig viele ältere Jahrgänge. Wir müssen die Stadt für Familien attraktiv halten. Die WBV (Wohnbau- und Verwaltungs-GmbH Coswig) baut gerade in der Moritzburger Straße 75 kleine Wohnungen zu großen Wohnungen um, damit sie familienfreundlich werden. Was die Kindertagesstätten und Schulen angeht, sind alle saniert und wir auf einem guten Stand. Dass wir attraktiv sind, müssen wir nur auch weiter kommunizieren und weiterentwickeln, um zukunftsfähig zu bleiben.

In der Pressemitteilung der BnC schrieben Sie, dass Coswig „vor vielfältigen Herausforderungen“ steht. Welche meinen Sie hier?

Bleiben wir einmal bei der Familie. Auch wenn die Stadt schon aktiv geworden ist, bringen Inflation und der Krieg in der Ukraine gerade für Eltern mit Kindern ganz besondere Belastungen mit sich. Wir haben uns dafür eingesetzt, dass es Erleichterungen gibt. Das ist uns am Ende der letzten Legislaturperiode auch noch gelungen umzusetzen. Die Stadtverwaltung hat kombinierte Maßnahmen zur Förderung möglich gemacht. Jedes Kind in einer Coswiger Kita bekam 100 Euro für gesunde Ernährung, Zuckertüten, Familienkarten für das Museum und das Kötitzer Freibad hat es gegeben. Das muss auch weiterhin gewährleistet sein.

Mehr Bürgerbeteiligung wünschen Sie sich in Coswig und schlagen ein sogenanntes Bürgerbudget vor. Was ist das konkret?

Diese Idee kam aus der Coswiger Bürgerliste, die sich andere Städte zum Vorbild genommen hat. Es bedeutet konkret, dass es im städtischen Haushalt einen bestimmten Betrag gibt, über den die Bürgerinnen und Bürger selbst entscheiden können. Hier müssen wir allerdings noch ein geeignetes Verfahren finden - beispielsweise einen Bürgerrat und eine Bürgerbefragung. Ideen sollen von den Anwohnern entwickelt werden, für die es dann Geld gibt. So können die Coswiger mehr selbst beeinflussen. Wenn ich mit den Leuten rede, höre ich oft Sätze wie „Alles läuft gleich.“ oder „Das ist doch eh schon alles festgelegt.“ Dem müssen wir entgegenwirken.

Zuletzt nennen Sie im Fraktionsschreiben noch den Punkt „Ehrenamt“. Dem soll mehr Anerkennung geschenkt werden.

Das ist natürlich ein Dauerthema für uns. Das Hauptproblem liegt hier dabei, dass der Ehrenamtspass des Freistaates Sachsen nicht in Coswiger Einrichtungen anerkannt wird. Es ist ein marginaler Beitrag, aber ein wichtiger, denn er sorgt dafür, dass Eintritte zu Konzerten und Museum zum Beispiel vergünstigt werden. Wichtig, wenn man oft an sein eigenes Geld muss, um ehrenamtliche Tätigkeiten zu finanzieren.

Das Gespräch führte Julian Wolf.