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Meißen: Verursacher der mysteriösen Explosionen im Elbtal ermittelt

Ein 15-Jähriger aus Meißen steht im Verdacht, mit mehrfachen Sprengversuchen die Detonationen ausgelöst zu haben. Am Freitagmorgen hatte er Besuch von der Polizei.

Von Ines Mallek-Klein
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Das Bild zeigt die nachgestellte Explosion eines Böllers in einem mit Kies gefüllten Eimer.
Das Bild zeigt die nachgestellte Explosion eines Böllers in einem mit Kies gefüllten Eimer. © Claudia Hübschmann

Meißen. Das Rätsel um die andauernden Explosionen im Elbtal scheint gelöst. Ein 15-Jähriger aus Meißen soll für die seit Wochen andauernde Serie an Detonationen verantwortlich sein. Wie ein Sprecher der Polizei Dresden bestätigte, gab es vonseiten der Bürger einen Hinweis, der zu dem Schüler führte. Am frühen Freitagmorgen hatte er Besuch von der Polizei. Sie durchsuchte die Räume, macht aber aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben zu möglichen Fundstücken.

Mit der Aufnahme der Ermittlungen wurde ein Strafverfahren gegen den Schüler eingeleitet. Er soll von Anfang Oktober bis heute mehr als ein Dutzend Sprengversuche an verschiedenen Stellen in der Region vorgenommen haben. Jeder Einzelne ist ein Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz und wird entsprechend geahndet, wobei für den vermutlichen Täter das Jugendstrafrecht gilt. Zum möglichen Strafmaß machte die Polizei keine Angaben. Ihr Sprecher verwies auf die laufenden Ermittlungen. Nach deren Abschluss wird das Verfahren an die Staatsanwaltschaft Dresden übergeben, die über eine mögliche Anklage gegen den Schüler entscheiden wird.

Bürgerhinweise führten zum mutmaßlichen Täter

Seit Oktober schreckten Anwohner im Elbtal von nächtlichen Detonationen auf. Sie klangen nie gleich, mal war es ein eher dumpfer Knall, dann wieder eine Explosion, die teilweise von Blitzen begleitet wurde und an gezündete Pyrotechnik erinnerte. Das Ganze spielte sich vorwiegend in den Abend- und Nachtstunden zwischen 17 und 1 Uhr morgens ab. Der Leiter des Meißner Polizeireviers, Polizeidirektor Peer Barthel, hatte angekündigt, verstärkt nach den Verursachern zu fahnden. Bürgerhinweise seien willkommen und haben nun ganz offensichtlich auf die Spur des Täters geführt. Ob er allein gezündelt hat oder es möglicherweise Mittäter gab, werde sich im Zuge der Ermittlungen zeigen. Aufklärung erhofft sich die Polizei auch zu den verwendeten Sprengstoffen.

Die Explosionen hatten erkennbar eine unterschiedliche Stärke. Jörg Rennert, der Geschäftsführer der Dresdner Sprengschule GmbH, vermutet auch deshalb, dass Feuerwerk der Kategorie F3 zum Einsatz kam. Das hätte einen deutlich höheren Schallpegel. Diese Raketen gehören allerdings nur in die Hände von Profifeuerwerkern, die nach Schulungen einen Erlaubnisschein vorweisen können, so der Experte weiter.

In die Ursachensuche zu den Detonationen war auch die Technische Universität Freiberg mit dem Observatorium Berggießhübel eingebunden. Dort untersuchte man die Steinbruchsprengungen in der Region seit Oktober 2022, die aber alle tagsüber zwischen 10 und 15 Uhr stattfanden. Sie konnten also unmöglich der Auslöser für die Detonationen sein.

Bis zu drei Jahren Haft drohen

Saechsische.de hatte Anwohner aus der Region gebeten, Hinweise zu geben und die kamen zahlreich, unter anderem aus Radebeul, aus Meißen, Nieschütz und Riesa. Einige Bürger begannen bereits, Protokoll über die Eruptionen zu führen. Die Streifendienste der Polizei wurden angewiesen, verstärkt auf illegale Böllereien zu achten. Sie gelten nicht nur als Ruhestörung, sondern eben auch als Verstoß gegen die Sprengstoffverordnung. Wer erwischt werde, müsse mit entsprechenden Konsequenzen rechnen, so Barthel. Der Gesetzgeber geht mit Zündlern heftig ins Gericht. Personen, die illegale Feuerwerkskörper benutzen, können mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft werden. Anderweitige Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz ziehen ein Bußgeld bis zu 10.000 Euro nach. Darüber hinaus, so Barthel, gäbe es auch ein nicht unbeträchtliches Risiko, sich selbst oder andere Beteiligte massiv zu verletzen.

Am Montag, dem 14. November, gab es gegen 9 Uhr morgens plötzlich eine Explosion bei Wildberg. Dabei zerknallte die Heckscheibe des Autos von Uta Büttner während der Fahrt. Wie aus dem nichts, erinnert sie sich. Keine Erschütterung, keine Vorschäden, keine Spannung durch große Temperaturunterschiede. Gerade hat sie ihr Auto wieder aus der Werkstatt abgeholt mit neuer Scheibe. Die Gespräche mit der Versicherung laufen noch. Im Schadensbericht steht „Glasschaden an der Heckscheibe während der Fahrt“. Dass der Schaden mit der Detonation im Zusammenhang stehen muss, ist für Uta Büttner ziemlich sicher. Eine Beweisführung gegenüber der Versicherung ist aber nahezu unmöglich.