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Meißen: Die Grande Dame der Weinfeste feiert Geburtstag und mogelt beim Alter

Mit einem Jahr Verspätung, dafür aber reichlich Bild- und Videomaterial feiert das Meißner Weinfest am Wochenende seinen 70. Geburtstag.

Von Ines Mallek-Klein
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Der Schoppen der Weinkönigin Ivanna Wübken ist schon gefüllt. Sie stößt auf das bevorstehende Weinfest mit OB Olaf Raschke (r.), Gewerbevereinschef Uwe Reichel und Martin Schiereck (l.) vom Theater Meißen an.
Der Schoppen der Weinkönigin Ivanna Wübken ist schon gefüllt. Sie stößt auf das bevorstehende Weinfest mit OB Olaf Raschke (r.), Gewerbevereinschef Uwe Reichel und Martin Schiereck (l.) vom Theater Meißen an. © Claudia Hübschmann

Meißen. Plakate in einem Theaterfoyer sind an sich nichts Besonderes, diese hier aber schon. Denn sie verweisen nicht auf kommende Aufführungen auf der großen oder kleinen Bühne. Sie erinnern vielmehr an Weinfeste aus vergangenen Jahrzehnten. Groß, bunt und voller Lebensfreude mit einem Schoppen oder Weinbeeren. Sie lagen über viele Jahre im Meißner Stadtarchiv und wurden jetzt wieder herausgesucht. Denn das Meißner Weinfest feiert Geburtstag.

Eigentlich ist es schon der 71., verrät Uwe Reichel. "So wie wir das Weinfest heute kennen, wurde es erstmals 1953 in der Stadt gefeiert", sagt der Chef des Gewerbevereins. Deshalb sollte auch 2023 das Jubiläum gefeiert werden, doch krankheitsbedingt wurde die kleine Ausstellung nicht rechtzeitig fertig.

Nun ist sie im Foyer des Theaters aufgebaut. Die Exponate stammen aus dem Stadtmuseum, aber nicht nur. Auch die Meißner Bürger waren schon 2023 aufgerufen, in ihren Fotoalben zu stöbern und alte Andenken herauszusuchen. Gerlinde Stein hat das getan. Sie ist in Meißen geboren, hier aufgewachsen und war sogar einmal beim Umzug dabei. Das war 1955 auf dem Wagen einer traditionsreichen Meißner Gärtnerei. Die Fotos, die über einen Bildschirm flimmern, zeigen ein junges Mädchen im schneeweißen Kleid.

Auf einem anderen Foto ist die Mutter von Helga Müller zu sehen, mit blütenweißer Schürze als Fleischereifachverkäuferin. Ihr Vater, der damals die älteste Fleischerei der Stadt betrieb, hatte einen eigenen Wagen gestaltet. Heute ist Helga Müller zusammen mit ihrem Mann Rolf ins Theater Meißen gekommen, um die Bilder und den Film anzusehen, die an die Weinfeste vergangener Jahre erinnern. Auch sie haben Bilder aus dem Familienarchiv für die Ausstellung beigesteuert.

Warum der Weinfestbesuch Bürgerpflicht ist

In einer gläsernen Vitrine liegen außerdem zahlreiche Plaketten, die einst zum Weinfest verkauft wurden. Gerlinde Stein hat sie in einer Kiste fein säuberlich zu Hause aufbewahrt und nun als Leihgabe für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Nach der Wende sind die Plaketten zum Anhängen aus der Mode gekommen, lediglich 2005 bis 2008 wurden noch welche verkauft, was die Ur-Meißnerin sehr schade findet. Das Weinfest wird sie in diesem Jahr trotzdem besuchen. Das sei ja quasi eine Bürgerpflicht für jeden Meißner und für sie erst recht, sind doch diesmal die Enkel beim Festumzug mit dabei.

Vor einer Woche, als das Elbehochwasser noch stieg und die Prognosen des Scheitelpunktes halbstündlich korrigiert wurden, gab es noch viele offene Fragen, wie das Weinfest in diesem Jahr ablaufen wird. Viele haben sich in den vergangenen Tagen beantwortet, sagt Oberbürgermeister Raschke. Das Hochwasser ist schneller gesunken als geplant. Bereits am Montag schrubbten und kehrten die Bauhofmitarbeiter den Elbkai, wo die Jugendbühne wie geplant stattfinden kann. Auch die restlichen Elbparkplätze, auf denen unlängst noch Land unter herrschte, sind wieder aufgetaucht und bis Freitag zur Eröffnung einsatzbereit.

Die wird traditionsgemäß um 19 Uhr auf dem Marktplatz stattfinden. Mit dabei sind die frisch gewählte sächsische Weinkönigin Ivanna Wübken und die beiden Weinprinzessinnen Antje Peschel sowie Janine Merkel. Sie reisten üblicherweise nach der Weinfesteröffnung in Radebeul mit dem Boot nach Meißen, gefahren von der Radebeuler Feuerwehr. Ob das auch diesmal so sein wird, steht noch nicht fest. Im Notfall wird es eine Autofahrt geben.

Verzicht auf die Kalebstraube

Gute Nachrichten hat Gewerbevereinschef Uwe Reichel auch für alle Rummelfans. Er wird auf dem Festplatz am Elbufer aufgebaut. Die Fläche sei seit Sonnabend nicht mehr unter Wasser und entsprechend abgetrocknet, sodass Karussell und Zuckerwattemaschine an ihrem angestammten Ort aufgebaut werden könnten. Ob auch das Riesenrad stehen wird, sei noch offen. Und die Schausteller werden auch nicht auf der Elbwiese übernachten, sondern auf dem Gelände der DLRG.

"Ich bin sehr dankbar, dass die Meißner Vereine hier so gut kooperieren und gemeinsam nach Lösungen gesucht haben", sagt OB Raschke. Die Stadt hatte mit dem Stadion Heiliger Grund, der Jugendwiese und dem Speedway-Stadion bereits nach Ausweichquartieren für den Rummel gesucht. Die wären aber allesamt nicht optimal gewesen, weil zu weit außerhalb und auch nicht groß genug.

Am Sonntag um 10 Uhr wird der Weinfestumzug starten, auf den sich 650 Teilnehmer vorbereiten, die letzten Änderungen an den Kostümen und an den Mottowagen vornehmen. Für die Winzer, die parallel noch die Trauben lesen und verarbeiten müssen, eine sehr arbeitsreiche Zeit. Auf eines werden sie in diesem Jahr nach den späten Frösten im April, die die Erntemenge deutlich minimieren, aber verzichten: Die aus vielen einzelnen Trauben gebundene Kalebstraube - zu wertvoll ist die Ernte in diesem Jahr. Am Sonntag um 20.30 Uhr wird das Weinfest mit einem Feuerwerk beendet und zuvor sollen auch wieder Fackeln auf der Elbe leuchten - diesmal aber ohne Schwimmer, weil der Elbpegel noch über 2,50 Meter liegen wird.

Das ausführliche Programm des Meißner Weinfests finden Sie hier.