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Streuobstwiesen: Mehr Segen als Last

Ein Förderprojekt zur Erhaltung und Neuanlage von Streuobstwiesen wurde gestartet, koordiniert von der NABU-Naturschutzstation Heynitz, die bald den Tag des Streuobstes feiert.

Von Uta Büttner
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Die NABU-Naturschutzstation Schloss Heynitz will sich intensiv der Erhaltung und Anlage von Streuobstwiesen widmen.
Die NABU-Naturschutzstation Schloss Heynitz will sich intensiv der Erhaltung und Anlage von Streuobstwiesen widmen. © Wolfram Donath

Nossen. Ein Meer aus rosafarbenen und weißen Blüten. Wer kennt und liebt diesen Anblick von Streuobstwiesen im Frühling nicht? Doch diese kleinen Paradiese verschwinden immer mehr aus der Landschaft. Dagegen will der Naturschutzbund (NABU) nun etwas unternehmen und hat eigens dafür mit Unterstützung der Postcode Lotterie das Förderprojekt "Gemeinsam für Streuobstparadiese" gestartet. Und die Naturschutzstation Schloss Heynitz ist dafür die Koordinierungsstelle. "Dank dieses Projektes können wir nun auch Carsten Simank als dritten Mitarbeiter hier beschäftigen", sagt Stationsleiter Erik Kubitz.

Heynitz, im Meißner Land als Streuobstregion seit Jahrhunderten gewachsen, ist prädestiniert für diese Aufgabe. Bereits die Mönche im Kloster Altzella, Zisterzienser, haben dort Streuobstwiesen angelegt. Erstaunlicherweise gab es in diesem Jahr dort keinen großen Apfel-Ernteausfall aufgrund des späten Frostes, erzählt Stationsmitarbeiter Andreas Hurtig und ergänzt schmunzelnd, "die Mönche wussten wahrscheinlich schon, wie man es macht". Dem Ernteausfall könne man aber auch etwas Positives abgewinnen, sagt Simank: "In Kombination mit dem relativ nassen Sommer konnten die Bäume ihre Energie in die Wurzeln stecken. Auch wenn es natürlich für die Streuobstarbeiter schade ist." So haben beispielsweise die Anbieter von mobilen Obstpressen ihre Arbeit abgebrochen, da es nicht genug Obst gab.

Streuobstwiesen gelten als Teil unserer Kulturlandschaft. Die vom Menschen geschaffenen Biotope bieten Tausenden von Tier-, Pflanzen- und Pilzarten einen Lebensraum. Doch nicht jede Wiese mit ein paar Obstbäumen erfüllt die Kriterien einer Streuobstwiese. So dürfen ausschließlich hochstämmige Sorten angebaut sein. Das bedeutet, die ersten Äste wachsen erst in einer Höhe von 1,80 Meter. Zudem dürfen Pestizide und Mineraldünger nicht eingesetzt werden. Traditionell wurden die Früchte verwertet und auch der Boden mit Acker, Wiese oder Weide genutzt.

Heutzutage sind diese kleinen Paradiese immer weniger zu finden. Hauptursachen sind laut NABU der Strukturwandel in der Landwirtschaft und Flurbereinigungsmaßnahmen. Ein Grund bis heute sei weiterhin, dass Streuobstwiesen neuen Baugebieten und Straßen weichen müssen. Auch die Meißner Region war bis vor zehn Jahren sehr stark davon betroffen. Inzwischen habe es wieder mehr Nachpflanzungen gegeben, sagt Kubitz. Doch es reicht noch längst nicht. "Die Streuobstlandschaft soll erhalten bleiben", betont er. Und das ist nur mit einem hohen Aufwand, zeitlich und monetär, verbunden.

Förderung mit bis zu 10.000 Euro möglich

So müssen beispielsweise neu gepflanzte Bäume rund 15 Jahre gepflegt werden, sie brauchen jährlich oder alle zwei Jahre einen Schnitt, "damit sie ein hohes Alter erreichen", erklärt Hurtig. Und die ersten fünf Jahre müssen sie regelmäßig gegossen werden. "Deshalb pflanzen wir nur noch im November und Dezember, da ist der Bewässerungsaufwand nicht so hoch wie im Frühjahr."

Auch gilt es, zukunftsfähige, also dem Klima angepasste, Streuobstsorten zu identifizieren. Anders als bei Plantagenobst gebe es ein hohes Forschungsdefizit zu diesem Thema, sagt Simank und Kubitz ergänzt, "früher fielen Sorten heraus, die nicht feuchtigkeitsresistent waren. Jetzt sind trockenresistente Sorten wichtiger". Wichtig sei dabei jedoch, eine Sortenvielfalt zu erhalten.

Deshalb, so sagt Simank, "wir brauchen besondere Ideen zur Verbesserung und Wiederherstellung von artenreichen Streuobstflächen. Und wir brauchen eine Art Vermarktung." Und dort soll das Projekt greifen. So werden Maßnahmen zum Erhalt, zur Pflege und Neuanlage und innovative Projekte zur Erzeugung, Vermarktung und Verarbeitung von Streuobst in Höhe von 1.000 bis zu 10.000 Euro gefördert. Antragsberechtigt dabei sind bundesweit gemeinnützige Vereine sowie Privatpersonen und Unternehmen in Kooperation mit gemeinnützigen Vereinen. Bewerbungen dafür sind bis zum 15. November möglich. Ziel der Naturschutzstation Heynitz sei, sich langfristig als Streuobst-Kompetenzzentrum zu entwickeln.

Am 21. September können sich Interessierte zum Tag des Streuobstes im Schlosshof Heynitz rund um dieses Thema in der Zeit zwischen 13 und 17 Uhr informieren. Der Pomologe Klaus Schwartz bietet zudem eine Apfel-Sortenbestimmung an. Dazu sind drei bis fünf charakteristische Früchte mitzubringen. Zudem gibt es unter anderem eine Ausstellung zu Wildobst und Angebote für Kinder wie Saftpressen.