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Ein Festival für die Schmalspurbahn zwischen Radebeul und Radeburg

Anlässlich des 140. Streckengeburtstages der Lößnitzgrundbahn veranstaltete die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft ein großes Festwochenende.

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Der Lößnitzdackel feierte am Wochenende 140-jähriges Jubiläum und bereits am Freitagabend dampften die Loks im Radebeul um die Wette.
Der Lößnitzdackel feierte am Wochenende 140-jähriges Jubiläum und bereits am Freitagabend dampften die Loks im Radebeul um die Wette. © Norbert Millauer

Von Julian Wolf

Radebeul/Radeburg. Viele Sonderzüge fuhren, die Traditionsbahn Radebeul war mit ihrem Zug der Königlich Sächsischen Staatseisenbahn unterwegs und auch die Deutsche Reichsbahn sowie zahlreiche Dampfzüge gab es für die Besucherinnen und Besucher zu bestaunen.

Bevor das eigentliche Fest am Sonnabend und Sonntag aber stattfand, gab es ein sogenanntes „Vorglühen am Foto-Freitag“. Für viele Gäste und Bahn-Interessierte war sicherlich die Illumination der Lokomotiven in Radebeul der eindrucksvollste Programmpunkt am Wochenende. Kurz nach 21 Uhr standen die Lokomotiven am Lok-Schuppen in Radebeul-Ost nebeneinander und dampften um die Wette. Angestrahlt waren sie im roten Licht. Ein Besucherandrang blieb bei strömendem Regen und kalten Wind jedoch aus. Sorgen, dass das gesamte Festwochenende buchstäblich ins Wasser fallen würde, machte sich schnell breit.

Nicht für Lokkenner und -liebhaber bot das Festwochenende viele Fotomotive,
Nicht für Lokkenner und -liebhaber bot das Festwochenende viele Fotomotive, © Norbert Millauer

Am Sonnabend blieb es glücklicherweise überwiegend trocken und so trafen sich einige Schaulustige am Bahnhof in Moritzburg bei Essens- und Getränkeständen, viel Live-Musik und dem Tortenanschnitt zum 140. Streckenjubiläum. Für Kinder gab es auch Märchen-Erzählungen und auch ein ganz spezieller, kleiner Zug — „Feldbahn“ genannt — aus Dorfhain sowie alte Busse und historische Fahrzeuge gab es zu bestaunen. Einer weiterer Höhepunkt war hier die Maskottchenparade, bevor die Veranstalter am Sonntagvormittag zum Frühschoppen einluden.

Zug-Enthusiast Andreas aus Radebeul fuhr am Wochenende gleich mehrfach von Radebeul durch den Lößnitzgrund und zurück. Alles hat er sich angesehen, fotografiert und gefilmt. Besonders hochgehandelt wurde von ihm der Traditionszug, vor den eine grüne Lok gespannt wurde. „Für mich persönlich ist es die eindrucksvollste aller Loks hier in Radebeul. Man sieht sie selten und was diese Lok für eine Kraft hat, ist wirklich beeindruckend“, erzählt er.

Wieder im Bahnhof von Radebeul angekommen, machten sich viele Besucherinnen und Besucher besonders über die verschiedenen Eisenbahnfahrzeuge aus der Geschichte des Lößnitzdackels her. Diese waren auf den Gleisen fünf und sechs ausgestellt worden. Die Fahrzeuge befinden sich im Besitz des Vereins „Traditionsbahn Radebeul e.V.“ und werden durch deren Mitglieder ehrenamtlich gepflegt. Reparaturen führten diese auch während der Ausstellung durch.

Monumental wirkte am Eingang bereits die Vorderseite der Lok, die schwarz-rot angestrichen war. In großer, goldener Schrift liest man die Betriebsnummer 99 791. „Hergestellt wurde die Bahn im Jahr 1957 vom VEB Lokomotivbau Karl Marx in Babelsberg“, informiert ein Mitarbeiter der SDG die Interessierten. „Die Bahn hat eine Leistung von rund 580 PS, wiegt 55 Tonnen und besitzt eine Knorr-Druckluftbreme“, erklärt er weiter.

Großes Treffen zum Jubiläum: Maskottchen Dackel von der Lößnitzgrundbahn, Klaus von der Parkeisenbahn Chemnitz und Jolinchen von der AOK im Bahnhof in Moritzburg.
Großes Treffen zum Jubiläum: Maskottchen Dackel von der Lößnitzgrundbahn, Klaus von der Parkeisenbahn Chemnitz und Jolinchen von der AOK im Bahnhof in Moritzburg. © Norbert Millauer

Während sich viele der Schaulustigen die dahinter angespannten Wagen und ihre verschiedensten Klassen-Typen ansahen, gingen die Erklärungen weiter: „Sofort ins Auge sticht der außergewöhnliche Anstrich der Lokomotive. Dampflokomotiven sind im Normalfall schwarz. Besonders alte Exemplare trugen in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg auch ein grünes Farbkleid. Jedoch wurden Lokomotiven in Zeiten der Schwarz-Weiß-Fotografie im Werk mit einem weiß-grauen Fotografie-Anstrich versehen. Durch die höheren Kontraste waren Details wie Leistungsführungen und Griffe besser erkennbar.“

Die Radebeuler Denkmallok „99 791“ gehört zu den Letzen dieser Bauart an Dampflokomotiven, die für die Sächsischen Schmalspurbahnen hergestellt wurden. Jahrelang zog sie Personen- und Güterzüge zwischen Cranzahl und dem Kurort Oberwiesenthal. Nach der Einstellung des Güterverkehrs und dem gesunkenen Bedarf an Lokomotiven nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung ist die Bahn seit 1995 als Ausstellungsstück in Radebeul-Ost zu sehen. Hier gab es am Sonntagmittag auch Live-Musik und eine Menge an Essens- und Infoständen.