Radebeul. Mathilde liebt Schlangen und seit Sonnabend lebt ein grasgrünes Exemplar in ihrem Kinderzimmer. Angst muss vor dem knapp zwei Meter langen Exemplar keiner haben, denn es ist aus kuscheligem Plüsch. Die Schlange gehört zu den Requisiten, die am Sonnabendmittag in den Radebeuler Landesbühnen verkauft wurden. Der Fundus drohte aus allen Nähten zu platzen, erklärt Chefin Daniela Seffer. „Wir haben über die Jahre so viele Dinge angesammelt, das wir schlichtweg Platz schaffen müssen“, und so schaffte es die grasgrüne Schlange gemeinsam mit ihrem silbern glitzernden Pendant in den Verkauf.
Der begann am Sonnabend um 11 Uhr. Schon gut 30 Minuten vor Türöffnung sammelten sich die ersten Interessierten vor den Landesbühnen. Nieselregen und Wind konnte die Schnäppchenjäger nicht vertreiben. Geduldig warteten sie auf Einlass. Darunter auch ein Radebeuler Ehepaar, dass ganz in der Nähe lebt. „Wir sind aus purer Neugier vorbeigekommen“, sagen sie und stellen sich schließlich in die lange Kassenschlange, im Korb liegt ein Bündel Geldschein für zwei Euro als Erinnerung an einen schönen Tag. Die Blüten sind übrigens allesamt mit einem Stempel oder dem Aufdruck „Theatergeld“ markiert.
Das echte Geld, dass die Käufer von Kleidern und Requisiten bezahlen, landet bei dem Freundeskreis der Landesbühne und der Felsenbühne Rathen. Die Vereinsmitglieder möchten Gutes tun, und unter anderem mit den Einnahmen Kinder aus sozial benachteiligten Familien einen Theaterbesuch ermöglichen. Auf die Höhe der Einnahmen ist auch Adina Fahr gespannt. Die persönliche Referentin des Intendanten Manuel Schöbel hat die Veranstaltung organisiert. Zum Verkauf stehen zahlreiche Kostüme, alle handgefertigt, alles Unikate. Zwischen 10 und 60 Euro muss zahlen, wer ein solch extravagantes Stück mit nach Hause nehmen möchte.
Eine Ausnahme ist das kunterbunte Kleid der Bonbonhexe aus der Märchenoper „Hänsel und Gretel“, ein Mieder aus bunten Zuckerstangen mit einem ausladenden Rock voller bunter Kugeln. Über Wochen haben die Kostümbildner daran gearbeitet, und zwar mitten in der Coronazeit. Nun soll das Kleid verkauft werden, für 350 Euro. Gemessen an den vielen Arbeitsstunden ist das ein Schnäppchen. Und tatsächlich, es gibt eine Interessentin, die mit dem farbenprächtigen Gewand Richtung Umkleide geht. Ob sie es wirklich mit nach Hause nimmt?
Bereits an der Kasse stehen Mutter mit Tochter. Sie halten zwei weiß-grüne Elfenkleidchen in den Händen. Damit, sagen sie, sei die nächste Faschingssaison gesichert. Die Trägerin der Kostüme ist acht Jahre und beim Einkauf selbst gar nicht dabei. Nebenan werden Perücken und Masken aufprobiert, und auch Hüte. Einige werden auf dem Hutball in Dresden zu sehen sein. Und während die Schlange vor den Landesbühnen bis 12 Uhr nicht abreißt, verlassen die ersten Käufer das Gebäude Richtung Auto. Ein Mann trägt einen blau-grauen Schwertfisch unter dem Arm. Er soll in einem Coswiger Blumenladen ein neues Zuhause finden.