Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Meißen

Korbitz: Auffällig unauffällig

Beinahe hätte man es vergessen. Nun wurde doch noch daran erinnert, jedenfalls kurz: Korbitz wurde 1923 Teil von Meißen. Was geht da oben so?

Von Andre Schramm
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Oberbürgermeister Olaf Raschke wurde 100. Mitglied im Verein "1.100 Jahre Meißen". Er unterschrieb unter den Augen von Simone Panitz in Korbitz. Der Stadtteil wurde vor gut 100 Jahren eingemeindet.
Oberbürgermeister Olaf Raschke wurde 100. Mitglied im Verein "1.100 Jahre Meißen". Er unterschrieb unter den Augen von Simone Panitz in Korbitz. Der Stadtteil wurde vor gut 100 Jahren eingemeindet. © Claudia Hübschmann

Meißen. Oberbürgermeister Olaf Raschke und Simone Panitz (Koordinatorin 1.100 Jahre Meißen) hatten am Donnerstag die Presse an den Triftweg eingeladen. Der Ort war mit Bedacht gewählt. "Der Verein 1.100 Jahre Meißen hat sich auf dem Weg zum Jubiläum vorgenommen, in Stadtteile zu gehen, die sonst nicht so sehr im Fokus der Öffentlichkeit stehen", sagte Raschke. Dass man jeden Tag etwas über Korbitz liest, ist tatsächlich nicht der Fall.

Es ist ruhig hier, und wohnlich. Die Natur ist auch gleich nebenan. Sicher scheint es auch zu sein. Für großartige Probleme ist der hoch gelegene Stadtteil nun auch nicht unbedingt bekannt. Okay, im letzten Jahr gab es ein bisschen Ärger, als es um den Neubau von Eigenheimen ging, besser noch: die Planungen dazu. "Der Garagenkomplex bleibt erhalten", verspricht Olaf Raschke. Auch Rodelfreunde waren in Sorge, dass ihr beliebter Hang dann in der Fassade eines Einfamilienhäuschens endet. "Rodeln wird hier auch in Zukunft möglich sein", so der Oberbürgermeister weiter.

Zuletzt hatte der städtische Eigenbetrieb Abwasserentsorgung (EAW) einen neuen Mischwasserkanal hier bauen lassen. Er entlastet seither den Kanal unterhalb der Nossener Straße. Die Leitung schafft aber auch die Voraussetzung für den Bau der sechs neuen Doppelhäuser am Triftweg. Die Straße soll in dem Zusammenhang ebenfalls erneuert werden. Ideen für Korbitz gibt es noch mehr. "Zum Beispiel die Grünflächen in Form einer neuen Parkanlage erlebbarer zu machen", sagt Raschke. Er bescheinigt dem Stadtteil hohes Entwicklungspotenzial. Die Stadt besitzt in Korbitz auch eine Immobilie – das Stadtgut. "Wir hätten es schon hundert Mal verkaufen könne. Haben wir aber nicht gemacht", so Raschke weiter. Perspektive hier: höchstwahrscheinlich Wohnnutzung.

Simone Panitz hatte den neuen Meißen-Schirm mit Motiven von Lars Ditscherlein dabei. Der fesche Taschenschirm ist ab sofort in der Tourist-Information erhältlich.
Simone Panitz hatte den neuen Meißen-Schirm mit Motiven von Lars Ditscherlein dabei. Der fesche Taschenschirm ist ab sofort in der Tourist-Information erhältlich. © Claudia Hübschmann

Korbitz wurde am 1. April 1923 Teil der Stadt Meißen. Der heutige Stadtteil machte aber schon wesentlich früher von sich reden. "Am 21. September 1759 gab es die Schlacht bei Korbitz", erzählt Panitz. Damals standen sich die Preußen und die Österreicher/Reichsarmee gegenüber. Überbleibsel aus dieser Zeit waren die Korbitzer Schanzen (Befestigungsanlagen). "Bis in die 1930er-Jahre waren die Korbitzer Schanzen als Aussichtspunkt beliebtes Ziel für Wanderungen, in den 1920er- und 1930er-Jahren aber auch Veranstaltungsort für Sonnenwendfeiern", schreibt Günter Neumann im Stadtlexikon. Heute sind sie bewaldet. Interessant: Neben dem Gut Korbitz, so heißt es weiter, wurde 1963 auch ein Fernsehumsetzer gebaut, damit die Triebischtaler DDR-TV schauen konnten.

Olaf Raschke nutzte die Gunst der Stunde, um Mitglied im Verein "1.100 Jahre Meißen" zu werden. Er ist damit das 100. Mitglied. Den Bezug zum 100. Jahrestag der Eingemeindung kann man grad so noch gelten lassen. Gefeiert wurde das runde Jubiläum im letzten Jahr nach SZ-Informationen nicht. Möglicherweise war den Korbitzern auch nicht danach. Die Eingemeindung trägt, jedenfalls bei ihrer Erwähnung im Stadtlexikon, den Zusatz "zwangsweise".